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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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anschließend alle anderen Märchen, an die sie sich erinnerte.
    Montgomery beobachtete sie währenddessen, hielt ihre Hand und schmiegte sie an sich. Als sie mit der letzten Geschichte fertig war, wiederholte sie den Schluss von Cinderella, wenn alles ein gutes Ende nimmt. Die ganze Zeit über saß er einfach nur da und strich ihr mit dem schwieligen Finger über den Handrücken.
    »Und sie waren glücklich bis an ihr Lebensende?«, fragte er leise.
    »So heißt es wenigstens in der Geschichte.«
    Seine grauen Augen musterten sie sehr ernst. »Das Schloss des Prinzen hatte sicher keine Löcher in den Mauern.«
    »Ich denke, das hätte die Prinzessin nicht interessiert«, erwiderte sie.
    Er holte tief Luft. »Pippa ...«
    Pippa wartete darauf, dass er seinen Satz beendete, stellte dann jedoch fest, dass das wohl nicht geschehen würde, denn er saß plötzlich nicht mehr neben ihr. Als sie aufblickte, stand er, das Schwert in der Hand, aufrecht da. Sie nestelte an der Scheide herum, die er ihr zugeworfen hatte.
    Offenbar würde sie noch viel üben müssen, um ein mittelalterliches Mädchen zu werden.
    Im nächsten Moment kam Phillip hereingestürmt. »Die halbe Burgbesatzung ist fort«, sprudelte er hervor.
    Pippa hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgesprungen war. Mit einem Fluch streckte Montgomery die Hand nach der Scheide aus, schnallte sie wieder um und steckte mit einer zornigen Bewegung das Schwert weg.
    »Zum Teufel mit diesen Kerlen«, fluchte er. »Wer hat sie angestiftet?«
    »Ich bin nicht sicher, Onkel«, erwiderte Phillip mit schwacher Stimme. »Unten herrscht ein solches Durcheinander, dass es nicht festzustellen ist.«
    »Komm, Pippa«, befahl Montgomery barsch. »Ich begleite dich nach unten.«
    Ohne zu widersprechen, trottete sie hinter ihm her und hielt den Mund, bis sie oben an der Treppe angelangt waren. Von unten erklang Gebrüll. Sie spürte, dass ihr Atem stoßweise ging. »Es tut mir leid.«
    Er sah sie erstaunt an. »Was tut dir leid?«
    »Dass ich dich von deinen Pflichten abgelenkt habe ...«
    »Du vergisst, wer wen gefangen gehalten hat, was heißt, dass du auch vergessen hast, wer hier das Kommando führt. Und nein, dich trifft keine Schuld. Diese Schlacht braut sich schon seit Lord Denys’ Tod zusammen.«
    »Schlacht?«, wiederholte sie entsetzt.
    »Keine Sorge.« Über ihren Kopf hinweg warf er einen Blick auf Phillip. »In der Truhe in meinem Gemach sind einige Messer. Zeig ihr, wie man sie benutzt.«
    »Wie Ihr befehlt, Onkel«, antwortete Phillip mit der Begeisterung eines Zwölfjährigen, den man mit einem riesigen Stapel von Videospielen und unbegrenzter Spielzeit unbeaufsichtigt lässt.
    Montgomery hielt inne und sah Pippa an. »Vielleicht müssen wir uns den Weg zum Gemach freikämpfen, doch sobald wir dort sind, möchte ich, dass du hineingehst und von innen die Tür verriegelst.
    »Gut«, stieß sie hervor, obwohl sie sich fragte, wie sie es überhaupt die Treppe hinunter schaffen sollte, ohne dass ihre Knie nachgaben. »Wird gemacht.«
    Er drückte ihre Hand. »Ich werde dich beschützen.«
    Pippa wünschte, sie wäre bei den Entwürfen für ihre Kleider ein wenig martialischer eingestellt gewesen. Ein Mieder mit
    eingearbeitetem Körperpanzer wäre jetzt nämlich nicht zu verachten gewesen. Sie würde mit Tess darüber sprechen, sobald sie wieder zu Hause war.
    Falls sie je wieder nach Hause kommen würde.
    »Pippa.«
    Sie zwang sich, ihn anzusehen. »Du wirst mich beschützen.« »Ja.«
    Aber wer beschützte ihn?

19
    Montgomery schloss die Tür seines Gemachs und wartete ab, bis er hörte, wie innen der Riegel einrastete. Dann wirbelte er herum, ließ den Blick durch den Rittersaal schweifen - und stieß einen Schwall Flüche aus. Der Raum war menschenleer. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ihn das nicht weiter besorgt, doch nun empfand er den Anblick als unheilverkündend. Also beschloss er nachzusehen, was wirklich aus den Bewohnern der Burg geworden war, bevor er die Tore verrammelte und versuchte, die Löcher in den Mauern zu verbarrikadieren. Schließlich wäre es nicht ratsam gewesen, die Feinde zusammen mit seinen Schutzbefohlenen einzusperren.
    Als er den Saal durchquerte und in die Küche kam, stand Francois, ein gefährlich aussehendes Messer in der Hand, vor ihm. Hinter ihm scharten sich seine Küchenjungen. Joan hatte sich neben ihm aufgebaut und umklammerte einen Bratspieß wie ein Schwert. Montgomery blieb stehen und lehnte sich schmunzelnd an die

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