Meine allererste Scheidung
Augenblick von ihrem Gespräch mit Kevin ablenken. »Es müsste alles klappen. Ich habe mich mit den Mädchen zusammengesetzt, und sie filmen nächste Woche, also haben Sie zwei Folgen in der Produktion.«
»O Gott«, stöhnte er. »Kennedy wird es erfahren.«
»Das ist nicht mein Problem. Die Show kommt an erster Stelle«, blaffte Caitlin, klemmte sich eine Kiste unter den Arm und schickte sich an, das Gespräch zu beenden. »Ich stelle mir eine Crew und ein Produktionsteam zusammen, und wir arbeiten dann am besten bei mir zu Hause. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, und vergessen Sie nicht die Sitzung am Mittwoch. In der nächsten Saison haben Sie zwei Hits«, grinste sie ins Telefon. Sie sah ihn förmlich vor sich, wie er rot wurde. Wenn Kevin rot wird, bin ich auf dem richtigen Weg.
»Du wirst zu viel mit deinem richtigen Job zu tun haben, um auch nur einen Gedanken an deine Präsentation verschwenden zu können«, brüllte er, bevor sie ihr Telefon zuklappte.
Sie entdeckte einen Stapel Papiere, die sie nicht eingesammelt hatte, stellte ihren Karton auf den Schreibtisch und sah sich nach einer Tasche um. Dann machte sie sich daran, Aufnahmen, Steckbriefe und Fotos einzupacken.
Aus dem Augenwinkel nahm sie jemanden wahr, und für einen Moment erstarrte sie und blinzelte, um im grellen Schein der Lampen festzustellen, wer es war. Sie entspannte sich, als sie den jungen Mann erkannte, der entschlossen auf sie zukam. Ah, der professionelle Snowboarder, der Kanadier, dachte sie; sie erinnerte sich daran, ihn früher am Tag gesehen zu haben. Witzig, gut aussehend. Sehr klug und sehr knuffig.
Was machst du hier, dachte sie, trat vor, nahm den Karton auf, schwang sich die Einkaufstasche über die Schulter und war bereit zu gehen.
Sie sah ihn fragend an. Sie registrierte sein Haar (gewellt und braun, mit blonden Strähnchen), seine Haut (diese goldene Bräune, die man für gewöhnlich bei Models sieht) und große, braune Augen (goldgesprenkelt und von schwarzen Wimpern umringt). Seine Größe, der Umfang seiner Brust und die schmale Taille entgingen ihr ebenfalls nicht.
»Green, stimmt’s?«
Er nickte eifrig. »Green Monroe.«
»Hören Sie, ehm, Green Monroe, ich gehe jetzt – ich muss weg«, sagte sie. »Yoga-Kurs. Meine Freundin leitet das Zentrum und gibt auch diesen Kurs, daher darf ich mich nicht verspäten.«
»Wow«, erwiderte er bewundernd. »Yoga. Ich wusste, dass Sie cool sind.«
Caitlin sah keine Notwendigkeit, ihm zu erklären, dass sie es vorher noch nie ausprobiert hatte – gestärkt durch Cassandras Empfehlung, hatte sich Sarahs Beharrlichkeit endlich ausgezahlt. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Green?«
»Ich wollte Ihnen nur sagen, wie sehr ich unsere Begegnung heute und das Gespräch mit Ihnen genossen habe«, antwortete er mit seinem weichen Akzent und der tiefen Stimme, während er neben ihr herging.
Warum treffe ich auf lauter Männer mit diesem Akzent, fragte sie sich und dachte an den amerikanischen Akzent des Cowboy-Schamanen bei der Begegnung am Fluss. Warum hatte er nicht angerufen, schoss es ihr kurz durch den Kopf. Und jetzt hatte dieser Junge, dieser Green Monroe, den gleichen Akzent. Ein Mann, korrigierte sie sich, als ihr einfiel, dass er fast dreißig war.
»Oh«, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln und wartete darauf, dass er ging. »Danke«, sagte sie, um anzudeuten, dass die Besprechung vorüber war.
»Ich habe mich wirklich gefreut, Sie kennenzulernen«, wiederholte er und nahm ihr den Karton ab. »Darf ich Ihnen helfen?«
»Danke«, antwortete sie und kapierte endlich.
Caitlin war an Schmeichelei und hilfsbereite Fremde gewöhnt. Damit hatten Fernsehproduzenten ständig zu tun. Diese Art von spontaner Begegnung war oft die einzige Chance eines aufstrebenden Starlets, einen dauerhaften Eindruck zu hinterlassen, und Komplimente waren im allgemeinen Aufhänger für ein Gespräch, das sich dann bald dem eigentlichen Anliegen des Bittstellers zuwandte. Und auf so ein Gespräch hatte Caitlin jetzt keine Lust. Sie wollte zum Yoga-Kurs, mit Madeleine plaudern, die Mädchen anrufen und sich dann der Show widmen. Sie bedachte ihn mit einem Blick, der besagte, dass sie ihn durchschaut hatte. Den meisten jungen Schauspielern, Männer wie Frauen gleichermaßen, war einfach nicht klar, dass sie ohne das Charisma der Kamera niemals auf Sendung gehen würden. Dieser Mann hatte es auf ihre Liste geschafft. Er war informiert worden. Mehr gab es im Moment nicht zu
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