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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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vergangenen Generation in Nebenrollen unterstützt. Lange Zeit arbeitete er mit Booth und Barrett zusammen. Er war in verschiedenen Rollen zu sehen, in den letzten Jahren allerdings seltener, wobei er einen Großteil seiner Zeit der Zeitschriftenarbeit widmete. Er lebte bei seiner verheirateten Tochter in der 147. West, suchte aber fast jeden Tag den Players’ Club auf. Als er den Anfall erlitt, war er gerade auf dem Weg zum Club.
     
    Sehen Sie, wieder so eine Überraschung. Während Twichell und ich uns über John Malone unterhielten, schied dieser aus dem Leben. Seine Enttäuschungen haben ein Ende. Zuletzt ist er nicht »übergangen« worden. Er musste lange warten, aber das beste aller Schicksale war ihm endlich vergönnt.
    Vor einer Weile begann ich zu erzählen, dass ich, als ich vor neununddreißig Jahren anscheinend den Unterschied zwischen »Nachrichten« und »Geschichte« entdeckte, die Idee zu einer Zeitschrift hatte, die
The Back Number
heißen und nichts als alte Nachrichten enthalten sollte; Berichte, die verschimmelten alten Zeitungen und verschimmelten alten Büchern entnommen sind; Berichte von Augenzeugen aus der Zeit, als sich die entsprechenden Episoden ereigneten.
    Mittwoch, 17. Januar 1906
    16. Januar, Fortsetzung. Über General Sickles
    Seither habe ich mit beträchtlicher Regelmäßigkeit versucht, Verleger zu überreden, das Experiment einer solchen Zeitschrift zu wagen, war aber nie erfolgreich damit. Ich konnte einfach keinen Verleger davon überzeugen, dass
The Back Number
die Öffentlichkeit interessieren würde. Nicht einer von ihnen konnte sich vorstellen, dass ein vernünftiger Mensch Interesse an abgestandenen Dingen findet. Meine letzte Anstrengung unternahm ich vor drei Jahren. Wieder vermochte ich niemanden zu überzeugen. Aber ich bin ja selbst nicht ganz überzeugt. Ich bin mir sicher, dass
The Back Number
Erfolg haben und ein Favorit werden würde. Auch einer anderen Sache bin ich mir sicher – dass
The Back Number
einen Vorzug gegenüber jeder anderen Zeitschrift hätte, die je erschienen ist, nämlich den: dass jemand, der den ersten Absatz darin liest, fortfahren und die ganze Zeitschrift durchlesen und nichts überspringen würde – wohingegen es derzeit keine Zeitschrift gibt, die auch nur drei Artikel enthält, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie den Leser interessieren. Um sechs oder acht Geschmäcker zu treffen, muss man mindestens ein
Dutzend
Artikel in jede Ausgabe aufnehmen. Der eine kauft das Heft wegen eines bestimmten Artikels, ein anderer fühlt sich von einem anderen angezogen, ein weiterer von einem dritten; keiner aber kauft die Zeitschrift dem gesamten Inhalt zuliebe. Ich behaupte, dass
The
Back Number
dem gesamten Inhalt zuliebe gekauft und jeder Leser alles lesen würde.
    »Mr. Paine, Sie und ich werden diese Zeitschrift gründen und das Experimentmachen, falls Sie gewillt sind, aus alten Büchern und Zeitungen veraltete Nachrichten auszuwählen und den Rest der redaktionellen Arbeit zu übernehmen. Sind Sie gewillt?«
    Mr. Paine:
»Ich bin gern gewillt, wenn wir so weit sind, es durchführen zu können.«
    »Nun gut, dann werden wir dieses Experiment in Kürze durchführen.«
     
    Am Abend überquerten Twichell und ich im Regen die Straße und verbrachten eine Stunde bei General Sickles. Sickles ist jetzt einundachtzig Jahre alt. Ich war ihm bis dahin nur ein- oder zweimal begegnet, obwohl ein Jahr lang nichts als die Breite der 9. Straße zwischen uns lag. Er ist zu betagt, um Besuche abzustatten, und ich bin zu träge. Ich erinnere mich noch daran, wie er Philip Barton Key, den Sohn des Verfassers von »The Star-Spangled Banner«, erschoss, und ich erinnere mich noch an die gewaltige Aufregung, die im ganzen Land herrschte. Ich glaube, es geschah vor fast fünfzig Jahren. Meine schwache Erinnerung besagt, dass es in Washington geschah und ich mich zu der Zeit dort aufhielt.
    Ich habe das Gefühl, General Sickles seit achtunddreißig oder neununddreißig Jahren gut zu kennen, denn so lange schon bin ich mit Twichell bekannt. Twichell war während des Bürgerkriegs Kaplan in Sickles’ Brigade gewesen und sprach immer gern von dem General. Twichell hatte den ganzen Krieg hindurch unter Sickles gedient. Immer, wenn er von Hartford hierherkommt, hält er es für seine Pflicht, dem General seine Aufwartung zu machen. Sickles ist ein leutseliger alter Bursche; eine stattliche und imposante militärische Gestalt; er redet sanft, in

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