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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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der Biegung einer Straße... oder der Kuppe eines Hügels.«
    Wir schauten uns an. In diesem Moment tauchte Dr. Coyote auf. Er fragte Mama, wie es ihr ginge. »Schon viel besser«, antwortete sie. Er fragte, ob er ihr Chili probieren dürfe. Sie gab ihm lächelnd eine der Probierschalen mit den kleinen Löffeln. Er verzog das Gesicht wie ein Baby, das in eine Zitrone gebissen hat, was er im nächsten Moment durch ein erzwungenes Lächeln zu überspielen versuchte. In verdächtiger Eile war er wieder verschwunden. Mama schaute mich fragend an. »Vielleicht habe ich zu viele Chilischoten hineingetan«, sagte sie und versuchte mit dem Kochlöffel, einige wieder herauszufischen.
    Über den Lautsprecher wurde bekannt gegeben, dass die Jurymitglieder - die allesamt von der Kiwanis-Wohltätigkeitsorganisation in Whiskey kamen (hier kennen sich alle zu gut) - in zehn Minuten mit ihrem Rundgang beginnen würden. In diesem Jahr gab es eine neue Kategorie - erstmals sollte auch das innovativste Gericht prämiert werden. Vielleicht hatte Mama ja hier eine Chance.

    Mit Schaudern sah ich, wie Biswick zum Stand der Dearloves hinüberlief. Zu ihren geheimen Zutaten gehörten Wildwürste, Habanero-Chili und gefrorene Kaktusfeigen. Da niemand ihr Chili probieren wollte, gaben sie Biswick sogleich eine große Schüssel davon. Biswick schaufelte alles freudig in sich hinein.
    »Mama?«
    »Meinst du, ich sollte noch mehr Zucker reintun?«, fragte sie.
    »Mama …«, begann ich erneut. »Veraleen ist gestern nach Hause gefahren.«
    Sie nahm eine Packung Zucker und schaute mich an. Sie wusste, dass »nach Hause« etwas anderes als Whiskey bedeutete.
    Ich blickte zu Biswick hinüber. Er hielt sich seinen Bauch. Mama folgte meinem Blick.
    »Mach dir keine Sorgen um ihn«, sagte sie. »Wir werden uns um ihn kümmern. Mach dir keine Sorgen«, wiederholte sie. »Du hast immer alles Leid der Welt in dich aufgesogen, und ich wünschte so sehr, es wäre anders.«
    Biswick wankte langsam zu unserem Stand zurück. Er war kreidebleich.
    »Biswick, mein Junge«, sagte Mama, »ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er ließ sich auf einen der Stühle sinken. »Nein«, antwortete er. »Ich glaube, ich hab die Ananas nicht vertragen.«
    »Ich glaube nicht, dass es allein die Ananas war«, entgegnete Mama lächelnd.
    »Vielleicht war es die Schlange«, sagte ich.
    »Ich muss aufs Klo, schnell!«, rief er, während er aufsprang. Mama und ich griffen verzweifelt nach dem Küchenpapier, falls er sich übergeben musste.
    »Ich geh nach Hause«, war alles, was er noch sagte. Mama
und ich standen verblüfft da, während er zum Ausgang spurtete und sich den Bauch hielt.
    Mama setzte einen Deckel auf den Topf und signalisierte mir, dass ich ihm folgen sollte.
    Ich machte ein paar zaghafte Schritte und ging dann zu ihr zurück. »Mama?« Sie lächelte mich mit diesem wissenden Blick an, der bedeuten sollte, dass weitere Worte überflüssig waren. Sie wollte, dass ich Biswick hinterherging.
    Aber ich holte ihn nicht ein. Im Schein der Straßenlaternen radelte ich durch den frisch gefallenen Schnee und fragte mich, ob Biswick es wohl rechtzeitig nach Hause geschafft hatte.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    G randma Birdy trug eine ihrer regenbogenfarbenen Wollmützen und saß in ihrem Gartenstuhl, die Füße im Schnee vergraben. Ihr Baum wölbte sich über ihr wie ein weißer Schirm. Ich stellte mein Fahrrad ab und ging zu ihr hin. Ihr Blick war starr in die Ferne gerichtet. Sie drückte etwas an ihre Brust. Als ich genauer hinschaute, sah ich, dass es das Jesuskind aus der Kirchenkrippe war.
    »Grandma?« Sie reagierte nicht. »Grandma? Du musst reingehen, es ist zu kalt.« Ich warf einen Blick auf unser Haus und hoffte inständig, dass Biswick es noch rechtzeitig geschafft hatte. Grandma reagierte nicht, und ich fragte mich, wo Weenie, ihr treuer Gefährte, geblieben war. Lag auch er im Schnee vergraben, neben ihren Füßen? Selbst wenn es so wäre, hätte sie wohl keine Notiz von ihm genommen.
    »Zu kalt«, sagte Grandma schließlich. Hinter ihr nahm ich eine schwache Bewegung wahr. Es war Weenie, der aus dem Fenster schaute und seine kleine Schnauze gegen die Scheibe drückte.
    »Grandma?«
    »Hm.«
    »Warum hast du das Jesuskind im Arm? Wir müssen es zur Krippe zurückbringen.«
    »Es hätte sterben können. Jeder weiß doch, dass man ein Baby nicht einfach draußen in der Kälte liegen lässt. Also habe ich es genommen.« Sie schien direkt durch mich

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