Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
Studenten, 15. Wenn man Geburtstag hat, wird man gefeiert, als hätte man im W M-Finale den Siegtreffer erzielt, 16. Italienische Frauen duften immer ein bisschen nach Sommer und Strand. Ob es dafür ein spezielles Parfum gibt?, 17. Der Abend beginnt mit einem Aperitif, 18. Irgendwie klappt es am Ende immer.
8
Andererseits komme ich gerade von der spanischen Costa del Sol (Malaga, Marbella) zurück. Da weiß man erst mal wieder, was
man an Italien hat.
|82| Der Büchsenmacher
Italien gehört zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate weltweit. Nur der Vatikanstaat liegt mit einer glatten Null
darunter. Laura und ich sind mit zwei Kindern deutlich über dem Durchschnitt, doch über die Umstände, wie es zu den Kindern
gekommen ist, kursieren nicht nur im örtlichen Golfclub Gerüchte, die zwar eines gewissen Humors nicht entbehren, die ich
aber an dieser Stelle entschieden dementieren möchte.
Vorab noch einmal der notwendige Einschub. Ja, ich spiele Golf und ja, ich tue dies gern. Ich fühle mich, als müsste ich mich
dafür entschuldigen, und ich tue dies hiermit: Golf hat einen furchtbar schlechten Ruf, auch und gerade in meinem Umfeld.
Nein, das hat dieser Sport nicht verdient, es ist für mich das Beste, was man bekleidet tun kann, und bitte werfen Sie Ihre
Vorurteile über Bord und probieren Sie Golf einmal aus. Sie werden schon sehen, wie Sie die Leidenschaft packt.
Zurück zu unseren Töchtern. Meine Frau schnappt sich einen Ball jedweder Größe und kann sofort damit umgehen. Sie war italienische
Doppelmeisterin im Tennis, beim Fußball hat sie einen härteren Schuss als ich (aber köpfen kann ich besser, siehe Seite 32 ff.).
|83| Wir fingen zugleich und gemeinsam mit dem Golfen an – noch bevor wir verheiratet waren und Kinder hatten. Während ich wie
besessen an meinem Schwung feilte, spielte sie nur sporadisch. Ich stand morgens um sechs auf, um auf der Driving-Range zu
trainieren, während Laura weiterschlief. Ich begann sogar ein halbherziges Fitness- und Abnehmprogramm, während Laura lieber
weiter Marmeladencroissant statt Müsli aß. Sie fasste alle zwei Wochen mal einen Schläger an – ich alle zwei Stunden. Und
was passierte? Schockiert musste ich zusehen, wie ihr Handicap rapide sank. (Das ist beim Golf etwas Gutes: Je niedriger die
Handicap-Zahl, desto besser ist man.) Laura stand bei 18, ich bei 20, und ich musste mir eine Menge dummer Sprüche anhören.
Wir heirateten, und Laura wurde schwanger. Sie setzte mit ihrem ohnehin sporadischen Golftraining aus, auch noch während der
Stillzeit. Das war meine Chance: Ich rackerte mich in den gut anderthalb Jahren des alleinigen Trainings runter auf 15.
Doch dann begann sie wieder, noch ein wenig gelangweilt, aber nach wie vor mit goldenem Händchen, die Bälle schnurgerade über
den Platz zu schlagen. Binnen weniger Wochen war ihr Handicap bei 13. Ich konnte nur fassungslos zusehen. Das Verrückte war, dass Golf sie eigentlich völlig kalt ließ; sie spielte einfach so,
um ein bisschen frische Luft zu schnappen oder ein bisschen Zeit mit mir zu verbringen. Sie gähnte und zog an mir vorbei.
Ich lernte Golfbücher auswendig, stand in Mailkontakt mit den besten Pros der Welt, machte brav meine entwürdigenden Dehnübungen
und kam nicht von der Stelle.
Dann wurde Laura wieder schwanger. Und damit war es mit ihrem Golf erst einmal vorbei. Zweimal kommt keiner |84| zurück. Kein Schwergewichtsweltmeister, kein Golfer. Ich zog handicaptechnisch endgültig an ihr vorbei, und ich bin zuversichtlich,
dass der Vorsprung bleibt. Natürlich wird er schmelzen, aber es würde mich sehr wundern, wenn Laura mir auf dem Golfplatz
noch einmal die Bälle um die Ohren schlagen könnte. Ich bin schließlich schon so weit, dass mein Orthopäde neulich »golftypische
muskuläre Dysbalancen« feststellte – eigentlich keine gute Nachricht, doch ich empfand einen gewissen Stolz.
Hier nun das Gerücht: Ich hätte Laura nur deshalb zweimal geschwängert, um mir einen entscheidenden Vorsprung auf dem Golfplatz
zu verschaffen. Was als Scherz startete, gilt inzwischen in weiten Kreisen Grados als Gewissheit und wird mir mehrmals pro
Woche aufs Brot geschmiert. Wildfremde Menschen klopfen mir auf die Schulter, beglückwünschen mich zu meinem Golfspiel und
erzählen die Nachwuchsgeschichte in immer gewagteren Ausschmückungen. Mittlerweile gilt als gesichert, dass ich noch in der
Nacht nach einem
Weitere Kostenlose Bücher