Meine Schwiegermutter trinkt - Roman
ob sie noch so schmecken. Wenn es funktioniert, sind es die besten.
Der hier war so einer.
Tatsächlich wurde es in meinen Boxershorts schlagartig eng.
»Rat mal, was mir für eine Idee gekommen ist«, sagte mir Alessandra Persiano gleich danach, während sie auf ihrer Lippe herumbiss.
»Wenn es dieselbe ist, die mir gerade gekommen ist, müssen wir sofort nach Hause.«
»Bis nach Hause schaff ich das nicht.«
»Wie bitte?«
»Und außerdem hab ich keine Lust.«
»Ich hab verstanden, du hättest welche.«
»Nach Hause zu gehen, meine ich.«
»Tja … was dann?«
Sie lächelte scheinheilig.
»Dann komm.«
Sie nahm mich an der Hand.
»Aber was …?«, setzte ich an zu fragen, während sie mich hinter sich herzog.
»Sei einfach still.«
Wer das Sagen hat,
der sagt auch an
Wie beauftragt, stehe ich kerzengerade am Anfang des Gangs und warte auf Mulder, während Ingenieur Romolo Sesti Orfeo ein kleines Stück weiter drüben auf einem der Monitore, den er zweckmäßig in sechs Fenster mit Darstellungen des ganzen Supermarkts inklusive Notausgängen unterteilt hat, jeden seiner Schritte mitverfolgt.
Wie der Capitano in verkleinerter Ausgabe so schnell durch die Gänge läuft und sich immer wieder runterbeugt, um auch unter die Regale zu spähen, erinnert er mich an Pac-Man, das alte Videospiel (ihr erinnert euch doch, oder? Die gefräßige Kugel in dem Labyrinth, die sich so lange mit irgendwelchen herumliegenden Pillen vollfraß, bis kleine, bunte Gespenster kamen, um ihr den Garaus und ihrem Schmarotzen ein Ende zu machen). Aus dem ungezwungenen kleinen Lächeln, das Ingenieur Romolo Sesti Orfeo um die Lippen spielt, schließe ich, dass er dieselbe Assoziation hat.
Matteo der Wurstwarenverkäufer dreht ungeniert eine Wasserflasche auf und will schon daraus trinken, als ihn der Blick von Ingenieur Romolo Sesti Orfeo wie ein Peitschenhieb trifft. Sofort erstarrt Matteo, das Fläschchen eine Handbreit vor dem Mund.
Irgendwie gehe ich mit dem Chef konform. In so einer Situation kann man doch nicht einfach Mineralwasserflaschen aufdrehen, als ob nichts wäre. Wenn man im selben Raum mit einem ist, der eine Pistole in der Hand hält, kann man nicht einfach tun und lassen, was man will. Die erste Regel der Macht ist, dass man in ihrer Anwesenheit gefälligst um Erlaubnis fragen muss.
Von Zeit zu Zeit beugt Matrix sich auf die Knie runter und reckt sich dann wieder in die Höhe. (Möglicherweise schlafen ihm die Beine ein.) Der Ingenieur wirft zwischen dem einen und anderen Pac-Man. Durchgang einen kurzen Blick auf ihn.
»He«, sagt Matrix auf einmal und vollkommen unerwartet zu Matteo dem Wurstwarenverkäufer, »spritz mir mal ein bisschen Wasser ins Gesicht.«
»Was«, fragt der.
Matrix schnaubt.
»Wie konnten die dich bloß anstellen?«, zischt er.
›Gute Frage‹, denke ich.
Aber Sekunden später füge ich (immer noch in Gedanken) hinzu: ›Das heißt aber noch lange nicht, dass er für dich arbeiten soll, du Arsch.‹
»Du hast gefälligst mich zu fragen, nicht ihn«, schreit der Ingenieur Matrix an.
»Ich bitte ergebenst um Entschuldigung.« Matrix’ Stimme trieft vor Sarkasmus. »Kann der mir bitte ein bisschen Wasser ins Gesicht spritzen? Mich ekelt’s vor dem Blutgeschmack.«
»›Der‹ – soll das Matteo sein?«
»Ja.«
»Dann wiederhol die Frage nochmal.«
Matrix seufzt und verbessert sich.
»Kann mir Matteo bitte ein bisschen Wasser ins Gesicht spritzen?«
Ingenieur Romolo Sesti Orfeo lässt ihn ein wenig zappeln.
»Nein«, sagt er dann. Mehr nicht. Und ignoriert Matrix bis auf Weiteres, weil er sich wieder auf Pac-Man konzentriert.
Matteo der Wurstwarenverkäufer bekommt vor lauter Genugtuung ein Doppelkinn.
Matrix beißt die Zähne fest zusammen und schlägt Kapital aus seiner Wut. Ich wette, dass er sich jetzt vorstellt, welche Folterungen er seinem Aufseher angedeihen lassen wird, wenn er denn lebend aus dieser Geschichte rauskommt (bevor er ihn zu seinem Schöpfer zurückschickt selbstverständlich).
Da endlich kommt Mulder.
Ich warte reglos auf ihn, auch wenn ich beim besten Willen nicht weiß, was ich ihm sagen soll (wenn ich recht verstanden habe, soll ich hier an dieser Stelle einfach nur als Grenzposten fungieren und ihn davon abhalten, am Set zu erscheinen), als Big Brother aus den Lautsprechern tönt.
»Bleiben Sie stehen!«
Mulder erstarrt augenblicklich.
Verwirrt drehe ich mich zu Romolo Sesti Orfeo um, weil ich beim besten Willen nicht verstehe, warum er
Weitere Kostenlose Bücher