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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diego de Silva
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vielleicht ihre Pressesprecherin, oder was?«
    Volltreffer.
    Alagia regt sich so granatenmäßig auf, dass ich förmlich zusehen kann, wie ihr der Kamm schwillt. Hätte sie was zur Hand, sie würde es mir garantiert an den Kopf schmeißen.
    »Ach, leck mich doch, Vincenzo.«
    »Ich dich? Leckt ihr mich doch einfach alle mal«, brülle ich zurück. »Schließlich ergreift ihr doch immer nur Partei für diese Intrigantin! Um mich geht es euch nie!«
    »Was hab denn ich damit zu tun?«, fragt Alf zu Recht.
    Kurze Denkpause.
    »Na, als deine Mutter hier war, warst du doch auch dabei, oder?«
    »Ja schon. Na und?«
    »Hättest du ihr nicht vielleicht sagen können, dass sie bleiben soll?«
    »So, jetzt pass mal auf«, antwortet mein Sohn eiskalt, »ihr seid getrennt. Was willst du eigentlich? Außerdem lebst du sogar mit einer anderen Frau zusammen. Wo ist die eigentlich?«
    ›Mist‹, denke ich. Und schon versacke ich in einem schlammigen Wirbel von Selbstmitleid, werde heftig rumgeschleudert und in einem halb vegetativen Zustand wieder ausgespuckt.
    Gründlicher wurde mir wirklich noch nie über den Mund gefahren.
    Jetzt könnte ich gut einen Logopäden gebrauchen.
    Es stimmt ja.
    Alf hat recht.
    Ich lebe mit einer Frau zusammen, und die müsste jetzt eigentlich hier sein. Nicht Nives. Mit der lege ich mich an, aber sauer bin ich eigentlich auf Alessandra Persiano (oder vielmehr auf mich selber).
    »Alfre’«, weist ihn seine Schwester mit Nachdruck zurecht, weil mein Filius wirklich unter die Gürtellinie gezielt hat.
    Ich bin sofort versöhnt mit ihr.
    ›Hätte ich gar nicht von ihr erwartet, diese Nettigkeit‹, denke ich, ›und habe ich auch gar nicht verdient, zumal ich sie gerade eben noch angegriffen habe. Ziemlich tolle Frau, mein Töchterlein!‹
    »Also nee, tut mir leid«, rebelliert Alf und argumentiert mit gehöriger Vehemenz, »da beschwert er sich, dass Mama weggegangen ist und gibt ihr auch noch die Schuld daran, anstatt dass er mal einen Gedanken an seine Lebensgefährtin verschwendet, die eigentlich hier sein müsste, aber nicht da ist. Das ist doch alles total behämmert.«
    Eine so endgültige und feierliche Analyse, dass wir nach ›ist doch alles total behämmert‹ allesamt in eine tiefe Bibliotheksruhe plumpsen.
    Scully und Diabolik wenden sich einander zu, sie machen das bestimmt schon zum fünften Mal, seit wir mit unserer Vorführung angefangen haben. (Wenn die so weitermachen, verlieben sie sich noch ineinander, denke ich.)
    Der Arzt scheint ernstlich betreten zu sein. Sein Bild von der netten kleinen, glücklich wiedervereinten Familie, als die er uns bis gerade eben noch bewunderte, dürften wir ihm gerade tüchtig zerdeppert haben.
    Und dann? Nichts weiter – ich erinnere mich, dass sie mich ins Krankenhaus bringen, im Wesentlichen, wie mir scheint, damit sie mich wieder entlassen können, und dort erfahre ich, dass Ingenieur Romolo Sesti Orfeo im OP ist, wo sie sich schon seit einer ganzen Weile ins Zeug legen, damit sie die Kugel wieder aus ihm rauskriegen. Er ist halbseitig gelähmt. Keiner weiß, ob und in was für einem Zustand er wieder aus dem Koma erwachen wird.
    Bei der Gelegenheit treffe ich Staatsanwalt Garavaglia (der in Wahrheit eigens zu mir kommt, das aber nicht zugeben will). Er kriegt sich gar nicht wieder ein von wegen wie tapfer ich doch gewesen sei, weil ich bei dieser Geiselnahme ›mit Prozessambitionen‹ einen kühlen Kopf bewahrt habe. Wäre ich nicht auf der Höhe der kulturellen Herausforderung durch die von Ingenieur Romolo Sesti Orfeo angestrengte ›surreale Debatte‹ gewesen, sagt er, müssten sie jetzt wohl schon das Ende des Prozesses verkünden, weil der Angeklagte zu Tode gekommen sei, anstatt den Boss Caldiero (richtig, so hieß er!) vor Gericht stellen zu können. Oh, ganz wichtig war ihm noch zu betonen, wie schlimm das Vorgefallene sei, weil es Vorbildfunktion für all jene haben könnte, die das Vertrauen in die Justiz verloren haben (blablabla).
    Klar, ich sehe ein, dass ein Staatsanwalt bestimmte Dinge – vor allem unter bestimmten Umständen – aussprechen muss (auch wenn er sich sehr wohl ein bisschen weniger affektiert ausdrücken könnte, muss ich sagen); er hat ja auch gar nicht mal unrecht; aber da gibt es was, das mir in seinem Anspruch, die Fakten in eine einzige Erzählung zusammenzupressen und die Logik dabei wie ein Klebeband einzusetzen, nicht ganz aufgeht (und das mich sogar ein wenig stört).
    Vielleicht liegt es daran, dass

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