Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
gequält, doch der schottische Akzent war unverkennbar. »Auch wenn sie mir die Augen rausgeschnitten hätten, würde ich immer noch wissen, wer du bist. Töte mich nicht.«
»Aber ich weiß nicht, was du bist«, sagte ich und blickte zu ihm auf.
Sein feingewebtes weißes Hemd war zerrissen und blutig, und seine Hose war in einem ähnlichen Zustand. Er war gekleidet wie ein Adliger, und mit dem feinen Gesicht und den sauberen, zu einem Zopf gebundenem Haaren hätte es mich nicht überrascht, wenn er ein Aristokrat gewesen wäre. In ganz Europa gab es jede Menge Reaper, die unglaubliche Reichtümer angehäuft und einflussreiche Positionen erlangt hatten.
Seine Züge verhärteten sich. »Ich bin nicht, wofür du mich hältst.«
»Nein?«, fragte ich und musterte ihn kritisch. »Du bist ein Reaper, und jemand hat dir die Seele aus dem Leib geprügelt. Was hast du getan, um so eine Strafe zu verdienen?«
Ein Lächeln kräuselte seine Lippen. »Die Dämonischen mögen mich nicht besonders, da ich jeden von ihnen töte, den ich finden kann. Am Ende haben sie mich aufgespürt, wie du siehst.«
Ich fand seine Bemerkung nicht lustig. »Du bist doch höchstens gerade mal ein Jahrhundert alt, stimmt’s? Du kannst unmöglich schon so viel Kraft haben.«
»Es ist eine Gabe.«
Ich sah ihn prüfend an. Seine Augen leuchteten auf, als er erneut versuchte, seine Ketten zu zerreißen. »Du bist gefangen worden, also kannst du nicht besonders stark sein.«
»Ich wurde aus dem Hinterhalt überfallen«, sagte er unter heftigem Husten. »Und du musst gerade reden. Du bist doch ebenso bekannt für deine Tode wie für deine Siege.«
Seine Haltung begann mich zu irritieren. »Muss ich dich daran erinnern, dass du dich zur Zeit in meiner Gewalt befindest?«
»Du vernichtest die Engelhaften nicht. Mich zu töten würde deinem Ruf schaden.«
»Ich habe keinen Grund zu glauben, dass du nicht zu den Dämonischen gehörst«, erwiderte ich. »Vielleicht bist du ja ein Verräter gegenüber deinem Herrn? Vielleicht hast du dich gegen ihn aufgelehnt, um dein eigenes Territorium zu vergrößern? Dafür würde man dich schwer bestrafen. Ich kenne die Gepflogenheiten von deinesgleichen. «
»Ich habe niemanden verraten«, knurrte er. »Ich tue nur meine Pflicht, wie ein Engelhafter sie tun sollte. Wenn du mir nicht glaubst, dann halt doch dein Feuer an mein Fleisch. Es wird mich nicht verbrennen.«
Wenn er ein Dämonischer war, dann war er sehr mutig. Aber wenn er die Wahrheit sagte … ich hielt seinem Blick ein paar Sekunden lang stand, bevor ich mein Schwert hob, dessen silberne Klinge von Engelsfeuer umschlossen wurde. Mit der Spitze öffnete ich seinen Hemdkragen ein Stück weiter und legte seine nackte Brust frei. Ich schaute in seine Augen. Furchtlos erwiderte er meinen Blick, als das Engelsfeuer auf seiner Haut tanzte. Wer immer er sein mochte, ich bewunderte ihn. Ich zog mit der Klinge eine blutige Linie über seine Brust, während die Engelsflammen an seiner Haut leckten und seine Kiefermuskeln vor Schmerz zuckten. Ich trat einen Schritt zurück, um die Wunde zu untersuchen. Wie er es versprochen hatte, krümmte ihm das Engelsfeuer kein Härchen.
»Hab ich dir doch gesagt«, murmelte er grinsend. Mittlerweile hatte sich seine Wunde wieder geschlossen und nur ein paar feine Blutströpfchen hinterlassen.
»Ich kann dich immer noch angekettet hier zurücklassen.«
»Wenn du mich befreist, kann ich dir helfen. Wir machen beide Jagd auf die Dämonischen.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht.«
»Du willst niemanden haben, der dir den Rücken freihält?«
»Ich kann mir selbst den Rücken freihalten.«
»Sicher kannst du das.« Sein wunderschönes Grinsen wurde breiter. »Dann dreh dich mal um.«
Sobald er das gesagt hatte, fühlte ich hinter mir eine Macht aufflammen. Ich wirbelte herum, schwang meine Schwerter und enthauptete die Reaper-Bestie, die sich von hinten auf mich stürzen wollte. Sie ging sofort in Flammen auf. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den engelhaften Reaper.
»Siehst du, ich bin nützlich.«
Ich funkelte ihn an. Dann griff ich erneut nach meinen Schwertern und durchtrennte seine Ketten. Er fiel auf die Knie und sackte vor Schmerz stöhnend zusammen. »Wie heißt du?«, fragte ich ihn.
»Nenn mich einfach Will.«
Ich starrte in seine grünen Augen, während er sich mühevoll aufrappelte. »Ich will dein Gesicht nie wieder sehen, Will.«
Ich drehte ihm den Rücken zu und vernahm wieder die
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