Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
Erklärung.«
»Dann wiederhol’s noch mal in einfachen Worten«, bat ich. »Ich versteh kein Wort von dem, was du sagst.«
Will streifte meine Schulter. »Er meint ein Wesen, das mit den Seelen tun kann, was immer es will, statt sie einfach nur in die Hölle zu schicken.«
»Das gibt’s doch gar nicht«, sagte ich. »Wie der Sensenmann? Der Tod selbst?«
»So wird er oft von den Menschen genannt«, erwiderte Will. »Ist es dann möglich, dass der Enshi ein Engel ist? Mit dem Rang eines Erzengels vielleicht?«
Nathaniel nickte. »Ja. Im besten Fall haben wir es hier mit irgendeinem besonders mächtigen Reaper zu tun, der Seelen zur Hölle oder in den Himmel schicken kann. Das war wahrscheinlich der Anfang der Legende vom Sensenmann. Im schlimmsten Fall frisst unser schlafender Freund die Seelen tatsächlich, was bedeuten würde, dass sie für immer verloren sind. Keine Hölle. Kein Himmel.«
»Das wäre ja schrecklich«, sagte ich.
Wills Gesichtszüge verfinsterten sich. »Und Ellie? Bedeutet das …?«
Nathaniel nickte. »Ja.«
Will seufzte lange und gequält, und ich spürte seine Besorgnis.
Mir wurde bang ums Herz. Ich schaute von einem zum anderen. »Was meinst du damit? Was bedeutet das für mich? Will?«
Er schloss die Augen. »Es bedeutet, dass der Enshi deine Seele vernichten kann. Wenn er das täte, wäre es aus mit dir. Du würdest nicht wiedergeboren, und du würdest niemals zurückkehren. Du wärst fort.«
Ich versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. »Ich würde nicht zurückkommen?«
Er deutete ein Nicken an. »Das ist wohl der Grund dafür, dass Bastian den Enshi unbedingt haben will.«
Ich bekam einen trockenen Mund. Ich würde fort sein? Das würde bedeuten, dass ich niemals wiedergeboren würde. Niemals in den Himmel käme, Will oder Nathaniel oder meine Mom und meine Oma nie wiedersehen würde. Ich musste alles tun, damit ich nicht so endete. Es stand zu viel auf dem Spiel, es gab noch zu viel zu tun, um einfach zu sterben und mich in nichts aufzulösen. Ich wollte nicht, dass es so mit mir zu Ende ging.
»Dann müssen wir dieses Ding töten, bevor es aufwacht«, sagte ich atemlos.
»Wir wissen nicht wie«, sagte Will. »Ich will nichts tun, was es aufwecken könnte.«
»Können wir’s nicht hochgehen lassen?«, fragte ich. »Nicht wie Popcorn in der Mikrowelle, ich meine wie eine Bombe .« Ich klatschte theatralisch die Hände zusammen. »Eine große Bombe. Ihr zwei seid doch einfallsreiche Jungs. Sicher könntet ihr eine auftreiben.«
Nathaniel schüttelte den Kopf. »Ich habe leider keinen Zugang zu Atomwaffen.«
»Ich hab noch ’ne Idee!«, trällerte ich. »Wie wär’s wenn wir die ganze Kiste mit Ketten verschließen und sie mitten auf dem Meer ins Wasser werfen? Durch den Wasserdruck würde der Sarkophag doch zusammengepresst und zerstört werden, stimmt’s?«
»Grundsätzlich gar keine schlechte Idee«, sagte Nathaniel. »Und ich glaube nicht, dass eine nichtmagische Kraft den Enshi wieder zum Leben erwecken könnte.«
»Woher kriegen wir ein Boot dafür?«, fragte Will.
»Ich glaube, ich kann das arrangieren«, sagte Nathaniel. »Und jetzt möchte ich, dass du etwas tust, Ellie. Du kannst fühlen, was da drinnen ist, nicht wahr?«
Ich nickte und fragte mich beklommen, worauf er hinauswollte.
»Lauren kann es auch fühlen. Sie hat telepathische Fähigkeiten. Sie erhält Informationen, indem sie Gegenstände berührt, und könnte herausfinden, ob es zwischen dir und dem Enshi eine Verbindung gibt.«
Ich sah sie an, und sie nickte. »Wozu soll das gut sein?«
»Ich muss wissen, was du fühlst«, erklärte sie, »und kann mich nicht nur auf das verlassen, was ich im Sarkophag spüre. « Lauren trat neben mich und nahm meine Hand. Dann zog sie mich zu dem Sarkophag und gab mir ein Zeichen, die Hand auf den Deckel zu legen. Ängstlich zuckte ich zurück.
»Ich dachte, ich sollte ihn nicht berühren«, sagte ich und schaute nervös zu Will hinüber, dessen Gesichtsausdruck ruhig und ernst war.
»Berühren ist in Ordnung«, versicherte mir Lauren. »Ich muss eine Reaktion auslösen, und was auch immer da drinnen ist, es mag dich … sehr. Also bitte, fass den Deckel an. Es wird dich schon nicht beißen. Versprochen!«
Ihr Lächeln machte mir keinen Mut. Vorsichtig streifte ich den Deckel mit den Fingerspitzen und spürte sofort eine Reaktion. Die Stimme in meinem Kopf wurde lauter, und ich hätte schwören können, dass ich sie bei meiner Berührung aufstöhnen
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