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Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
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satt. Es ist jeden Tag dasselbe: Besäufst du dich oder nicht? Du musst aufhören, dich und alle um dich herum zu belügen. Du musst auf deine Ärzte hören.“ Dann ging ich.
    Später rief mich Amy an, um sich zu entschuldigen, und da sie nüchtern war, konnten wir vernünftig über ihre Trunksucht reden. Mittlerweile hielt ich das allerdings für Zeitverschwendung: Sie war über den Punkt hinaus, sich selbst helfen zu können, und ich wusste einfach nicht, was ich noch tun sollte.
    Amy blieb eine Woche in der London Clinic. Während dieser Zeit trank sie nicht und verließ auch nicht die Klinik. In der Woche darauf, zu Hause, geriet sie dann erneut außer Kontrolle: Manchmal war sie betrunken, manchmal nüchtern. Ich wusste nie, welche Amy ich antraf, wenn ich läutete. Regs Gegenwart zügelte sie; wenn er nicht bei ihr war, trank sie jedoch viel mehr. Hinzu kam, dass Alkoholiker ein Geschick entwickeln: Wenn sie einen glauben machen wollen, dass sie nicht oder weniger trinken, dann finden sie einen Weg. Amy betrank sich bis 10. Juni täglich, dann landete sie wieder mal in der London Clinic.
    „Haben sie dir deine Kundenbonuskarte gestempelt?“, fragte ich. Ich hatte es so satt, dass ich einfach sarkastisch sein musste, obwohl ich eigentlich wütend war.
    Immer wieder dachte ich, sie habe den Tiefpunkt erreicht, und jedes Mal irrte ich mich. Das war anders als mit den harten Drogen. Die sind illegal, kostspielig und verlangen Verschwiegenheit. Alkohol kriegt man überall. Sie konnte trinken, wo und wann sie wollte, meist ohne dafür kritisiert zu werden. Daher war ihre Hemmungslosigkeit ein weiteres Problem – es war mehr als ernst, und wenn sie so weitermachte, würde ihre Krankheit möglicherweise uns beide umbringen.

    © Opticphotos.com
    Amy und ich im Duett mit „Fly Me To The Moon“ im Pizza on the Park, Juni 2010 …
    Zehn Tage lang blieb Amy nach Verlassen der Klinik trocken. Ich ahnte jedoch, dass ein Rückfall bevorstand.
    Am 20. Juni spielte ich einen Gig im Pizza on the Park, einem von Londons führenden Jazzläden. Ich hatte die Ehre, als letzter Künstler überhaupt dort aufzutreten, weil das Lokal leider nach 30 Jahren dichtmachte. Es war gerammelt voll, viele Freunde und Verwandte waren da, auch Amy mit Reg. Amy sah fabelhaft aus und sang zur Begeisterung des Publikums zum Schluss drei Duette mit mir. Es war ein wundervoller Abend und ein toller Erfolg, und obendrein blieb Amy die ganze Zeit nüchtern.
    Am 1. Juli gingen Amy, Jane, Reg und ich ins Konzert von Tony Bennett in der Royal Albert Hall in Knightsbridge. Er war absolut fantastisch. Nach der Show gratulierten wir ihm hinter der Bühne und waren uns alle einig, dass er nicht nur ein erstklassiger Künstler, sondern auch ein netter Kerl ist.
    Am nächsten Abend wollte ich ihn mir mit Amy noch mal anschauen, diesmal im Roundhouse in Camden Town. Ich hatte ihm gesagt, dass wir zu seiner zweiten Show kämen, und er lud uns für danach zum Abendessen ein. Darauf freute ich mich wirklich. Um drei Viertel neun ging’s los, also fuhr ich um sieben bei Amy am Bryanston Square vorbei, damit wir nicht zu spät kämen – ich kannte meine Tochter ja, was Pünktlichkeit angeht. Amy sagte, sie trinke immer noch nicht. Nachdem sie ihre Medikamente genommen hatte, veränderte sie sich jedoch total, trödelte plötzlich herum und wurde einfach nicht fertig. Das machte mich wahnsinnig, und es war Viertel nach neun, als wir endlich loskamen – mittlerweile hatte sie vermutlich was getrunken.
    Tony Bennett stand schon auf der Bühne. Wir kamen rein, und alle glotzten Amy an. Als wäre das nicht schlimm genug, fing sie, während wir zu unseren Plätzen gingen, zu klatschen und auf zwei Fingern zu pfeifen an. „Sei still, Amy“, sagte ich. Es war ziemlich peinlich.
    Als wir endlich saßen, hörte Amy nicht auf zu stören: Sie stand mitten im Song auf, klatschte und pfiff im unpassenden Augenblick. „Wenn du dich nicht hinsetzt und Ruhe gibst, gehe ich“, sagte ich. Sie ignorierte mich, also ging ich.

    © Opticphotos.com
    … und als Gesangspartner bei einer Familienfeier 2010
    „Du willst mir nur den Spaß verderben“, rief sie mir nach und zog noch mehr Aufmerksamkeit auf sich.
    Nach der Show ging Amy hinter die Bühne. Tony Bennett fragte, wo ich sei, und sie sagte die Wahrheit: Wir hätten uns gestritten, und ich sei gegangen. Ich weiß jedoch nicht, ob sie ihm sagte, um was es ging. Ich hatte eine solche Wut auf sie. Ich wusste, es war der

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