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Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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erfahren hat.
    Das Leben ist herrlich, denkt die Peperl und schwingt sich hoch in der Kettenschaukel. Ihre nackten Beine schwingen große Kreise, ihr Rock flattert, entblößt die Schenkel bis zum Bauch. Sie merkt nicht, daß sie eine Gratisvorstellung für den immer größer werdenden Haufen Männer, der da unten steht und entzückt hinaufstarrt, gibt. Noch einmal und noch einmal und immer wieder zahlt die Peperl ihre zwanzig Groschen und schaukelt selig und selbstvergessen. Dann steigt sie ab, denn sie hat nur mehr einen Schilling, und der muß für den Zirkus reserviert bleiben.
    Noch atemlos von dem unschuldigen Genuß drängen sich die beiden Mädchen durch die Mauer der Burschen. Sie fühlen Hände, die auf ihren Hintern tappen und an ihre Brüste greifen, und lassen es lachend geschehen. Langsam schlendern sie durch den Prater. Vor jeder Bude bleiben sie stehen, der Schilling brennt in der Tasche. Doch um keinen Preis wollen sie ihn ausgeben, denn der Zirkus lockt, als hinge ihre Seligkeit davon ab.
    Wenn mir der Hund wenigstens einen Zehner gegeben hätt, denkt die Pepi. Was könnte man sich für ein Vergnügen leisten. Na, hoffentlich kommt noch einer, der mich fickt, denn ficken möcht ich selbst und dann muß er noch dafür zahlen. Aber diesmal schon bevor er seinen Lustschwengel in die Fut steckt.
    Sie schlendern weiter, und plötzlich vor einer Bude zaudert die Pepi. Da steht ein Riesenkerl von einem Mann, mit bergigen Muskeln und nur einer winzigen Hose, nackig auf einem Podium. Der Anreißer verkündet mit schreiender Stimme, daß Goliath jeden Mann auf den Rücken legt, der mit ihm ringen will. Bei den Damen tut er es auch ohne Ringen, meint der Ausrufer! Die Peperl verschlingt den halbnackten Mann mit den Augen.
    »Hörst«, sagt sie sehnsüchtig zur Mali, »der muß eine Nudel haben. Mit dem möcht ich gleich vögeln, und er müßte mir gar nichts zahlen.«
    Schwer nur kann die Mali die aufgeregte Peperl weiter bringen. Es gelingt ihr erst, als der Ringer im Inneren der Bude verschwindet. Die Vorstellung beginnt, und die Peperl möchte liebend gern hinein, aber dann siegt doch der Gedanke an den Zirkus.
    Da lockt die Zirkusstadt auch schon in all ihrer Pracht. Die vielen Glühlampen brennen trotz des hellen Nachmittags. Cowboys mit langen Fellhosen zügeln edle Pferde vor dem Eingang. Eine Araberfamilie in buntem Flitter gekleidet verschwindet eben hinter einem der Wohnwagen, die wie eine Mauer das Riesenzelt umgeben. Die Mädchen stehen und starren mit offenem Mund auf all diese Herrlichkeiten. Mali schwitzt vor Aufregung, so daß der Schilling, den sie fest umkrampft hält, ein Vollbad nimmt. Ein Elefant trompetet laut, und von irgendwoher antwortet das Gebrüll eines Löwen.
    »Was war denn das? Vielleicht ein Nilpferd oder gar ein Drachen?« meint die Mali hoffnungsvoll. Ihr Traum ist es, einmal einen Drachen zu sehen.
    »Also los, gehen wir uns Karten kaufen«, ermahnt die Pepi.
    Sie stellen sich zu der Schlange vor dem Wohnwagen, der die Aufschrift >Kassa< trägt. Doch da sie nun endlich an der Reihe sind, kommt die große Enttäuschung. Der billigste Platz kostet einsfünfzig. Die Peperl versucht die Mali zu überreden, daß sie ihr fünfzig Groschen borgt, sie wird ihr dann gewiß alles haargenau erzählen. Aber die Mali ist nicht dafür. Für ein Vergnügen aus zweiter Hand lehnt sie eine Kapitalbeteiligung ab. Peperl seufzt tief, und schon huschen ihre Augen in die Runde, ob sich nicht doch einer fände, der ihr die paar Groschen für eine tiefere Ermittlung ihrer Anatomie geben will. Aber leider, alle Blicke ringsumher «sind auf das Wunderzelt gerichtet, niemand beachtet die herausfordernd hingehaltenen Brüstchen oder den kokett wackelnden Popo.
    »Lies einmal, Peperl«, doch die aufgeregte Mali beginnt gleich selbst zu buchstabieren: »Menagerie nur 60 Groschen! Sag, was ist eine Menagerie?«
    »Bist du blöd. Eine Menagerie, das sind Viecher!«
    »Na, dann schaun wir uns halt die Viecher an, meinst net?«
    Nach kurzer Überlegung kaufen sie zwei Karten für den reichhaltigen Tierpark, wie es so schön am Anschlag heißt.
    Zwei Minuten später stehen sie im Halbdämmer des Nebenzeltes und atmen die streng riechende Luft der Menagerie. Peperl schnuppert aufgeregt. Ihr wird auf einmal so komisch zu Mute.
    »Sag, was ist denn schon wieder los mit dir?« fragt die Mali. »Du verdrehst ja fast die Augen.«
    »Jö, da riechts fein, so nach Schweiß und nach ich weiß net was, aber fein

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