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Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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riechts halt! Der Geruch macht mich ganz aufgeregt. Dich auch Mali?«
    Doch die Mali hört gar nicht zu. Sie starrt hingerissen auf die zwei Tigerbabys, die spielend durch ihren Käfig rollen und sich mit den Pfoten ohrfeigen. Durch die trennende Gitterwand sieht die Tigermama dem Tollen ihrer Sprößlinge zu, während der Papa grollend auf und ab streift, daß die Käfigwände zittern. Mit seinem Schweif peitscht er seine schwer atmenden Flanken und sieht böse und tückisch auf die wenigen Besucher der Menagerie. Viele Leute sind nicht da. Peperl sieht nur ein paar alte Jungfern, die gierig nach den Raubtieren schielen. Peperl zieht die Mali weiter. Sie sehen Elefanten, die ihnen die Rüssel erwartungsvoll
    entgegenstrecken. Beim Affenkäfig beobachten sie einen alten Schimpansen, der gelangweilt und behäbig an seinem Zumpferl herumspielt, das ganz rot aus seinem Fell hervorsteht. Die Mädchen schauen wie gebannt auf dieses Ding. Doch weiter gehts. Sie schlagen einen Vorhang zurück und stehen im Pferdezelt. Peperl schnuppert schon wieder genießerisch, denn hier ist die Luft und der Geruch, dieser bestimmte Geruch, noch intensiver. Sie hat schon wieder ihre Hand durch die Kleidertasche gesteckt und spielt an ihrem Kitzler, der sich gleich beim Einatmen dieser komischen Zirkusluft kampfbereit aufgestellt hat.
    »Schau Peperl, schau dort hin, schau den Schimmel!«
    Magnetisch angezogen geht die Peperl nun ganz nahe an das Tier und bückt sich, daß sie ja alles gut sieht. Der Hngst wiehert und bläht die Nüstern, schlägt mit dem langen prachtvollen Schweif gegen seine Flanken und scharrt mit den Hufen. Doch nicht das ist es, was die Peperl so fesselt. Sie starrt unter den Bauch des Tieres, von dem sich ein immer längerwerdender, rosafarbener und mannsarmdicker Schwanz abzuheben beginnt. Peperl verschlägt es den Atem.
    »Herrschaft noch einmal«, sagt sie schluckend, »schau, das ist ein Schweif!«
    »Sag, glaubst du, daß einen so ein Pferd richtig vögeln
    könnt?«
    »Aber geh«, sagt die Peperl und starrt auf das rosarote Wunder vor ihr, »der möcht einem doch die Fut zerfetzen. Der kann doch nur auch ein Roß pudern, denn die Rösser haben doch eine viele größere Fut als die Menschen.«
    »Sag, hast du schon ein Roß pudern sehen?«
    »Ja, einmal«, sagt die Peperl träumerisch, sie verliert sich ganz in die Erinnerung, »einmal auf der Schmelz. Das war ein kohlschwarzer Hengst, und der hat auch so einen großen Tremmel gehabt wie der Schimmel da. Du, die Stute hat wie narrisch geschrien, als er sie angesprungen hat. Der Hengst hat aber nichts wie gepudert, gestoßen hat er, ich kann dirs gar nicht sagen wie. Na, wie halt ein Hengst stoßen tut. Kannst Dir das vorstellen?«
    »Nein«, sagt die Mali und hockt sich neben die Peperl. Auch sie starrt nur noch auf den Schwanz, und ihre kleine Hand fummelt unter ihrem Rock herum.
    »Du hörst Peperl, jetzt möcht ich gleich vögeln. Du net
    auch?«
    »Ja, meiner Seel, wenns auch nur ein Hund war!«
    Die Mädel sitzen da fast auf der Erde und bearbeiten sich selbst. Sie denken nur ans Vögeln und sehen nichts was um sie herum vorgeht. »Wau ... Wau ... Wau ...«, macht es da plötzlich hinter ihnen. Die Mädchen fahren herum. Vor ihnen steht frech grinsend ein riesiger Neger. Die muskelharten Arme sind mit beinernen Ringen geschmückt, ein kurzer Schurz um die Lenden ist seine ganze Kleidung. Sein Kopf ist voll kurzem Wollhaar, durch das goldglänzende
    Pfeile gestoßen sind. In der linken Hand trägt der Mann einen Schild und in der rechten einen langen Speer.
    »Mamandana«, schreien die Mädchen entsetzt auf und suchen nach einem Ausweg.
    Der Neger, die langzehigen Füße breit gespreizt, lacht hell auf, und dann kommt es im schönsten Wienerisch von den wülstigen Lippen: »Was fürchts euch denn, ich beiß euch doch nichts ab.«
    »Wer ... wer sind Sie denn?« fragt die Peperl und erholt sich langsam von ihrem Schreck.
    »Ich bin der Pechanek Schurl aus der Steffelgasse, zu
    dienen.«
    »Aber Sie sind doch ein Neger, oder sind Sie vielleicht gar nicht echt?«
    Beruhigt von den heimatlichen Klängen tupft die Peperl mit einem naßgemachten Finger auf die schwarze Haut.
    »Jö Mali, das ist ein richtiger Weaner Neger. Aber sagens, wie gibts denn das? In Wien gibt es doch keine Neger!«
    »Ja, das ist so, wie meine Mutter ein junges Madel war, hat sie sich bei der Weltausstellung in einen Neger vom Aschantidorf verschaut. Die Aschanti sind bald wieder weg und

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