Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
Ich fühlte mich hier nicht wohl. „Aaron, wo sind die Wachen?“ „Nicht da. Ist ein Geheimgang“, sagte er stolz und zog mich weiter. Bald gelangten wir nach draußen hinter das Schloss. Ich sah die Wachen am Eingangstor stehen und hoffte, dass sie uns nicht entdeckten. Erst jetzt fiel mir auf, dass Aaron ebenfalls einen Umhang trug. Sein Gesicht war wie meines bis auf die Augen verdeckt. Wir schlichen in das Gebüsch. „Jetzt ist es nur noch ungefähr ein Kilometer“, erklärte er. „ Nur noch“, maulte ich. Ich hatte so tief geschlafen und war, weil er mich geweckt hatte, etwas sauer. „Du wolltest doch unbedingt einmal aus dem Schloss raus“, sagte Aaron und grinste mich an. „Ja, schon. Aber nicht mitten in der Nacht.“
Wir rannten quer durch das Gestrüpp. Ich hatte bereits nach wenigen Metern die Orientierung verloren. Hoffentlich kannte Aaron den Rückweg. Schließlich tauchten Felsen vor uns auf. Wir kletterten darüber und dann sah ich das, was ich mir immer gewünscht hatte. Zuerst wollte ich es gar nicht glauben. Vor mir lag das Meer. „Wow“, machte ich und blieb stehen. „Hab ich dir nicht zu viel versprochen, was!?“ Ich schüttelte den Kopf. Dann merkte ich, dass ich im Sand stand. „Komm, wir müssen weiter“, sagte Aaron und rannte los. Wie schade. Wie gerne wäre ich noch eine Weile hier gestanden. Wir kletterten abermals über Felsen. Mit meinen Schuhen war das ein kleines Problem. Ich war mir nicht sicher, ob sie diese kantigen Steine noch lange durchstehen würden. „Jetzt sind wir angekommen“, verkündete Aaron. Wir standen inmitten einer kleinen Bucht. Rechts und links ragten hohe Felsen. Keiner konnte uns hier sehen. „Du kannst jetzt deinen Umhang ablegen. Hier wirst du nicht erkannt“, sagte der Prinz, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich gehorchte und legte das Gewand auf einen der Felsen. „Ah! Du blendest vielleicht“, beschwerte sich Aaron und lachte. Zum Spaß hielt er sich die Hände vor die Augen. „Es ist wunderschön hier“, gab ich zu und war so froh, dass Aaron mir meinen Wunsch, einmal das Meer zu sehen, erfüllt hatte. „Schon, ja.“ Nun zog auch er sich seinen Umhang ab. Ich schaute wie gebannt hin. Aaron trug nur eine Hose und kein Oberteil. Ich bestaunte seinen durchtrainierten Körper. Seine Brust war sehr muskulös. Er hatte große Brustmuskeln und einen sehr durchtrainierten Bizeps. Ich beschloss wegzuschauen. Sonst merkte er vielleicht noch, dass ich ihn anstarrte.
„Tja, dann mal rein ins Vergnügen“, sagte er und ging einige Schritte auf mich zu. Der Rosenduft wurde stärker. „Äh …“, fing ich stotternd an. „Na, möchtest du denn gar nicht schwimmen gehen?“ Er schaute mich verständnislos an. Ich sah an mir hinunter. Konnte ich wirklich in meinem Nachthemd, das mir Shania heute Abend extra gegeben hatte, ins Wasser? Sie hatte wohl gewusst, dass Aaron mich heute entführte . „Doch, sicher“, sagte ich schnell. Ich ging einen Schritt auf das Wasser zu, um zu prüfen, wie kalt oder warm es war. Schnell wich ich zurück. Das Wasser war eiskalt. „Kalt, nicht!?“, gab auch Aaron zu. Ich nickte, vielleicht etwas zu übertrieben. Inzwischen stand er bereits bis zu den Knien im Wasser. „Komm.“ Er streckte eine Hand nach mir aus und ich überwand mich. Schnell, damit die Kälte mir nicht langsam den Rücken raufkriechen konnte, griff ich nach seiner Hand und war somit bis zum Bauch im Wasser. Ich holte tief Luft und sah, dass Aaron lächelte. „Ich finde das wirklich überhaupt nicht komisch“, sagte ich. „Ich auch nicht. Ich finde es nur gigantisch, wie man so viel Gänsehaut auf einmal haben kann.“ Er deutete auf meinen Arm. Tatsächlich ging mir die Gänsehaut bis zu den Schultern. Aaron wirkte belustigt. Dann ließ er, zu meinem Bedauern, die Hand los und stürzte sich ins Wasser. Ich bewunderte ihn. Der Prinz tauchte unter und kam bald wieder an die Oberfläche. Er schüttelte den Kopf, sodass das Wasser aus seinem pechschwarzen, lockigen Haar spritzte. Ich bekam ein paar Tropfen ab. „Hey!“ Schließlich schwang auch ich mich ins Wasser. Allerdings tauchte ich nicht unter. Womöglich wurde mir dadurch nur noch kälter. „Brrr“, machte ich und schwamm von Aaron weg. Trotz der Kälte liebte ich das Meer. Das Wasser schmeckte, wie es die Geschichten erzählten, salzig. Ich verzog das Gesicht, als ich davon kostete .
Lange schwammen wir so herum. Der Mond -leuchtete hell vom Himmel. Es war Vollmond.
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