Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
nichts passiert“, tröstete er mich, als ich zu weinen begann. Ich genoss es, in seinen Armen zu sein. Er strahlte so viel Stärke aus.
Nach einiger Zeit hatte ich mich wieder relativ gut im Griff und wischte mir die Tränen ab. „Hier.“ Mischa hielt mir ein Taschentuch hin. „Was hast … du eigentlich dort unten gemacht?“, fragte ich, während ich mich schnäuzte. „Ich wollte nach Hause gehen. Wärst du nach rechts gegangen, hättest du Tageslicht gesehen.“ „Mist. Da bin ich wohl falsch abgebogen. Aber sag, was ist dort unten?“ Ich war gespannt auf seine Antwort. Im Gegenteil zu Aaron sagte er mir gleich die Wahrheit: „Wenn du den Gang immer weiter gehst, kommst du zu den Gefangenen.“ Dann war ich doch richtig gelaufen! Aber warum gab es dort unten keine Gefangenen? Ich sprach meine Frage aus und Mischa wusste wieder eine Antwort: „Du musst erst einmal an Tarek vorbei. Dann wirst du sehen.“ „Danke, Mischa. Danke, dass du mich gerettet hast“, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er errötete leicht und lächelte. „Das ist doch klar. Tarek hätte dich nur verraten. Gott sei Dank war ich dort unten.“ „Geht Tarek jetzt zu Achille?“, fragte ich weiter. „Nein, ich glaube nicht. Er war sowieso betrunken. Morgen hat er wieder alles vergessen.“
Schließlich ging die Tür auf und Aaron kam herein. Er hatte nicht geklopft, was mich wunderte. „Hallo, Aaron“, grüßte ich schüchtern. Er nickte nur, ging an Mischa und mir vorbei zum Schrank und hängte seine Weste auf. Ich sah Mischa fragend an. „Ich mache das schon“, sagte er freundlich und ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Aaron, es gibt da etwas, was du wissen solltest …“, fing mein Freund an. „Dass du heimlich in Taras und mein Zimmer kommst? Danke, das weiß ich bereits“, antwortete er. Warum war er denn schon wieder so schlecht gelaunt? Er mochte Mischa wirklich nicht besonders. „Nein, es geht um Tara.“ Der Prinz sah erst Mischa, dann mich gespannt an. „Habe ich etwas verpasst?“, fragte er und dann erzählte Mischa auch schon.
„Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr er mich an, als Mischa das Zimmer verlassen hatte. „Nichts“, sagte ich -leise und schaute verlegen zu Boden. „Ich wollte doch nur … ach, du weißt gar nicht, wie langweilig es hier allein im Zimmer ist, und da wollte ich eben Mischa besuchen …“ „Tara, du hättest ihn nie alleine finden können“, brachte er endlich unter Lachen heraus. Wie konnte er jetzt lachen? „Danke für die Belehrung. Hast du denn etwas von Anastasia erfahren?“, fragte ich unfreundlich und funkelte ihn böse an. „Bedauerlicherweise nicht. Aber ich habe bereits eine -andere Idee, wie ich ihr die Antwort entlocke. Auf die Art funktioniert es sicher. Nur leider finde ich sie nicht gerade sehr … passend.“ „Was meinst du?“ „Das sage ich dir nicht. Es bleibt vorerst mein Geheimnis“, antwortete er. Ich verdrehte die Augen und legte mich auf das Bett. „Erzählst du mir dann wenigstens, wie es bei Achille war?“ „Langweilig. Er ist ganz begeistert über Anastasias und meine Hochzeitspläne. Aber ich glaube, dass er mir immer noch nicht ganz vertraut.“ Wir verbrachten den Nachmittag meist schweigend miteinander. Ich hatte mein Erlebnis noch nicht ganz verdaut.
Schön wie das Meer
„Tara! Tara, bitte wach auf!“ Ich wurde sanft am Arm gerüttelt. „Was … ach, du bist’s, Aaron.“ „Wie nett“, sagte der Prinz auf meine Begrüßung. „Liege ich auf deiner Seite?“ Erschrocken fuhr ich hoch und sah, wo ich geschlafen -hatte. Alles war in Ordnung. Mein Kopf schwirrte. „Hast du noch gar nicht geschlafen?“, fragte ich und schaute ihn etwas verlegen an. „Nein, ich war noch unten. Achille wollte mich nicht gehen lassen. Aber jetzt komm und zieh dir deinen Umhang über. Ich möchte dir gerne etwas zeigen.“ Ich nickte und stand vorsichtig auf. Meine Knochen knackten und ich streckte mich ausgiebig. Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare und ging hinüber zu dem Sessel, wo mein Umhang unordentlich lag. Ich seufzte, als ich ihn mir überzog. „Wo gehen wir denn hin?“, fragte ich neugierig. „Das wirst du schon noch sehen“, gab Aaron zurück und zog mich zur Tür hinaus. Er legte einen Finger an den Mund. Ich musste also leise sein.
Wir schlichen durch viele Gänge, die ich noch nie betreten hatte. Komischerweise stand nirgendwo eine Wache. Der Putz bröckelte bereits von den meisten Wänden.
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