Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
Man hätte keine Fackel oder Ähnliches gebraucht, hier war es hell genug. Aaron jagte mich quer durch die Wellen. Dadurch wurde mir wenigstens etwas wärmer. Dann stieg er aus dem Wasser. Ich machte Anstalten, es ihm nachzutun, doch er gab mir zu verstehen, dass ich weiterschwimmen sollte. Der Prinz nahm seinen Umhang, holte etwas heraus, was ich nicht erkennen konnte und war kurz darauf wieder neben mir. „Was sollte das denn bitte?“ Ich schaute ihn verwirrt an. „Nichts“, antwortete der junge Mann. „Wie nichts sah das aber nicht aus.“ „Sei nicht immer so neugierig“, bekam ich zurück. Schließlich setzte ich mich so in den Sand, dass die Wellen immer noch bis zu meinem Bauch gelangten.
„Glaubst du, dass es hier Muscheln gibt?“, fragte mich Aaron plötzlich. „Keine Ahnung, aber ich glaube, eher nicht.“ Er griff ins Wasser, holte etwas hervor und hielt mir seine offene Hand entgegen. „Ich glaube schon.“ In seiner Hand lag eine Muschel. Doch es war nicht irgendeine, sondern eine Herzmuschel. Ich stutzte. „Aaron, Herzmuscheln gibt es hier nicht.“ Ich schüttelte überzeugend den Kopf. „Das ist doch jetzt egal. Nimm sie, ich schenke sie dir.“ Er setzte sich neben mich. „Danke. Aber warum tust du das? Eigentlich solltest du sie Anastasia …“ Er unterbrach mich: „Vergiss doch mal Anastasia. Ich möchte sie dir schenken und dir damit eine Freude machen.“ Er schaute mich mit seinen dunklen Augen an und ich lächelte. „Danke, das hast du geschafft“, sagte ich und nahm die Muschel. Als ich sie aus seiner Hand nahm, streichelte ich vorsichtig über seine Handfläche. Ich drehte die Muschel in meinen Händen. Plötzlich nahm der Prinz sie mir aus der Hand und legte sie ein Stück weiter weg. „Ich freue mich, wenn sie dir gefällt.“ Mein Lächeln wurde breiter und ich bekam Herzklopfen. „Du hättest das nicht tun dürfen“, sagte ich nach einer -Weile. „Ich weiß. Aber warum sollte ich sie -Anastasia schenken, wenn sie mir nichts bedeutet“, antwortete er. Nun redete aber er über das Thema.
Erst nach einigen Augenblicken wurde mir bewusst, was er gerade gesagt hatte. Anastasia bedeutete ihm nichts. „Also magst du mich?“ Ich kam mir blöd vor, als ich die Frage stellte. „Natürlich. Sehr sogar. Weißt du noch, als du das erste Mal mein Schloss betreten hast?“ Ich nickte. „Du warst so ängstlich. Ich beschloss vom ersten Moment an, dich zu beschützen. Und es ist mir gelungen. Seit du hier bist, Tara, hast du viel mehr Selbstvertrauen.“ Ich dachte über seine Worte nach. Ja, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war ich wirklich ängstlich gewesen. Ich war der Meinung, dass nun der Moment gekommen wäre, um die Frage zu stellen, die mir schon länger im Kopf herumspukte. „Aaron, als ich dich das erste Mal traf, da kam es mir vor, als … als wüsstest du schon alles über mich. Als … würdest du mich schon kennen. Wie funktioniert das? Ich meine, eigentlich ist das doch vollkommen unrealistisch …“
Aaron schaute zu Boden. „Ich wusste, dass du mich das eines Tages fragen würdest. Ja, Tara, ich kannte dich bereits. Ich sah dich, dein Haus, deine Großeltern. Ich … habe eine spezielle Gabe. Ich kann euch Menschen auf der Erde sehen. Es ist, als stünde ich neben euch. Als wäre ich auch ein Mensch. Ich bin der Einzige, der diese Gabe besitzt. Und ich glaube, deswegen hasst mich Achille auch so sehr. Weil ich eine Gabe besitze, die er nie haben kann, und ich dadurch für ihn stärker wirke. Er glaubt, ich hätte so viel mehr Macht als er. Wäre ich nicht seiner Tochter versprochen, wäre er sicher schon lange gekommen und hätte mich umgebracht. Achille kann nicht schwächer sein. Aber ich bin eben Anastasia versprochen. Und somit fließt meine Gabe in seine Familie ein und er ist, gemeinsam mit meinem Vater, das Oberhaupt der stärksten Familie der gesamten Sternenwelt. Verstehst du, es geht ihm nur um Macht! Darum, der Größte und Stärkste zu sein.“ Ich nickte. „Aber wie geht das? Ich meine, schluckst du da irgendeinen Trank oder so?“ Aaron musste über meine Spekulationen lachen. „Nein, ich schlucke nichts. Keine Angst. Es ist sehr schwierig, weil du vollkommen konzentriert sein musst. Ein jedes Geräusch kann dich ablenken. Ich setze mich also in ein Zimmer und schließe die Augen. Ich stelle mir vor, wie es wäre, auf der Erde zu sein, und dann kommen die Bilder. Es ist faszinierend. Ich kann in Afrika und Europa zugleich sein. Ich
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