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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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wieder.

    «Nein, noch sind wir unter uns und können offen reden. Ich mache mir keine Illusionen, Greta. Auf dem Messer sind meine Fingerabdrücke, weil ich es aus ihr rausgezogen habe. Ich konnte es nicht stecken lassen. Es ist eins von unseren Messern. Und es war … Es war alles noch ganz frisch. Ich muss runtergekommen sein, als es gerade passiert war. Mein Gott, zwölf Seiten und ein paar Änderungen, länger als zwei, höchstens zweieinhalb Stunden habe ich bestimmt nicht dafür gebraucht. Dann wäre es zwischen halb sechs und sechs gewesen.»

    «Und dann hast du drei Stunden gewartet, ehe du mich angerufen hast? Was hast du getan die ganze Zeit?»
    Er machte eine hilflose Geste mit beiden Händen.

    «Ich bin herumgelaufen, die Treppe rauf, die Treppe runter und immer wieder hierher. Ich habe eine Weile neben ihr auf dem Boden gesessen und sie festgehalten. Ich weiß nicht, wie lange. Und vorher habe ich den Boden gewischt. Da war Blut, ich hab’s weggemacht, weil ich mich nicht reinsetzen wollte.»
    Er lächelte kläglich, atmete tief durch.

    «Dass jemand von der Straße in den Garten kam, Tess liegen sah, sich ein Messer aus unserer Küche holte und auf sie einstach, klingt ziemlich unwahrscheinlich. Ich hab keine Chance, Greta. Da müsste schon ein Wunder geschehen und jemand ein Geständnis ablegen. Und jetzt nenn mir einen, der bereit wäre, das für mich zu tun. Wenn dir niemand einfällt, ruf Niklas an. Ich muss ohnehin mit ihm reden, und ich kenne keine Anwälte, nur euch beide.»
    Mich anrufen, war das Allerletzte, was Greta wollte. Nach unserer Auseinandersetzung vermutete sie, dass ich Jan in der Luft zerriss oder in Stücke hackte und die Portionen auf dem Silbertablett dem guten Luis überreichte.

    «Noch brauchst du keinen Anwalt», sagte sie.

    «Du brauchst nur ein Alibi.»
    Und dabei hatte sie eines der kleinen Bildchen vor Augen. Liebe ist … Kämpfen, mit allen Mitteln schützen und verteidigen, was man für Wert befindet, geliebt zu werden. * Da ich lange vor ihr aus der Kanzlei gestürmt war, wusste kein Mensch, wann sie ihr Büro verlassen hatte. Niemand konnte sagen, ob sie auf direktem Weg zu ihrer Wohnung oder sonst wohin gefahren war. Und es war Jans und Tess’ zweiter Hochzeitstag. Im vergangenen Jahr hatten wir ihn noch zu viert gefeiert. Vor zwei Wochen hatte Tess erklärt, diesmal falle die Feier aus. Aber das hinderte doch eine gute Freundin nicht an einem Besuch.

    «Du bist um halb vier nach Hause gekommen», sagte Greta.

    «Daran können wir nicht rütteln, wenn du gesehen wurdest. Tess ging auf dich los, was man vielleicht in der Nachbarschaft gehört hat. Das werden wir noch feststellen. Ich kam wenig später.»
    Sie erklärte ihm in allen Einzelheiten, was er zu Protokoll geben sollte. Dass sie das Haus kurz nach vier gemeinsam verlassen hatten, weil Tess keine Ruhe gab und Greta sich nicht in einen Ehestreit einmischen wollte. Dass sie in ihrem Wagen gefahren waren. Greta hatte noch Einkäufe machen wollen, jedoch nicht das Richtige gefunden. Sie waren in der Hohen Straße gewesen. Dort herrschte immer viel Betrieb, es erinnerte sich kein Mensch an einzelne Gesichter. Dies nur für den Fall, dass ich zu ihrer Wohnung gefahren war und niemanden angetroffen hatte. Ab sechs Uhr waren sie in ihrer Wohnung gewesen und hatten zusammen an seinem Roman gearbeitet. Sie fragte ihn nach handschriftlichen Notizen. Er sollte sie heraussuchen und auf den Schreibtisch legen, um den Anschein zu erwecken, sie seien gerade erst mit diesen Notizen zurückgekommen. Er hatte das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit nach oben gebracht, während Greta sich auf die Suche nach Tess machte. Und dann hatte Greta Tess gefunden – so wie sie jetzt lag. Damit war auch die Stunde hinfällig, für die sie eine Erklärung hätten bieten müssen. Als sie zum Ende kam, schüttelte Jan den Kopf und meinte:

    «Das funktioniert nicht, Greta.»

    «Doch, widersprach sie.

    «Wir müssen nur beide eine übereinstimmende Aussage machen und zusehen, dass wir Zeugen auftreiben, die es bestätigen. Niemand muss uns gesehen haben. Sie müssen nur glauben, wir wären zusammen gewesen. Das mache ich schon. Wer hat dich gesehen, als du heimkamst?»

    «Die alte Sander. Sie putzte ihr Küchenfenster, als ich vorbeifuhr.»

    «Sonst noch jemand?»
    Sein konzentrierter Gesichtsausdruck suggerierte ihr, er versuche, sich zu erinnern. Mit ein paar Fragen half sie nach. War jemand in einem der Vorgärten gewesen? Oder

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