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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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spanisches als auch deutsches Recht kannte. Weil er sie brauchte.
    Sie schlug in ihrem Organizer nach. Der Pressesprecher der Kripo war eine Frau. Isabel Vidal-Llongarrú. Sie machte sich keine großen Hoffnungen, jetzt, mitten in der Nacht. Aber sie bekam nicht den Anrufbeantworter, sondern eine junge und sehr höfliche Stimme. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Isabel? Mein Name ist Dagmar Warwitz. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung. Es geht um diesen Brand mit Doppelmord. Ich rufe im Auftrag von Don Jaime an.«
    »Don Jaime?«, wiederholte Isabel mit kaum verhüllter Ironie.
    Dagmar hätte sie am liebsten geknuddelt. »Ich bin Anwältin. In der Kanzlei von Jaime Bartolo Fusté. Sagt Ihnen das was?«
    »Äh«, Zögern, »ja, schon. Und?«
    »Wir würden gerne Näheres wissen. Wer wurde außer Robert Reimann noch ermordet? Und wen haben Sie als Tatverdächtigen?«
    »Tut mir Leid. Dazu kann ich Ihnen jetzt noch nichts mitteilen.
    Dagmar senkte die Stimme. »Bitte, helfen Sie mir. Mein Job steht auf dem Spiel.« Ihr deutscher Akzent war fast immer ein Handicap, doch manchmal half er auch.
    Isabel lachte mitfühlend. »Na ja, wir wissen nicht, wer der zweite Tote ist. Ein Mann, schätzungsweise fünfzig Jahre alt. Die Autopsie ist noch nicht abgeschlossen. Bisher können wir nur sagen, dass Reimann kurz vor seinem Tod Besuch von einer Frau hatte. Wir haben ihre Fingerabdrücke.
    Und wir suchen sie. Als Zeugin zunächst. Verstehen Sie?«
    »Ja, danke!« Dagmar legte auf. Wer immer diese geheimnisvolle Frau sein mochte, sie war vermutlich ihre neue Klientin.

11
    Zuerst war da nur ein leichtes Kitzeln an ihrer Stirn. Hitze. Grelle Flammen in der tiefen Schwärze. Sie wollte nicht aufwachen, sie wollte zurück in die Dunkelheit. Das Kitzeln erreichte ihre Nase. Sie schob die Hand vor ihr Gesicht. Prrrr. Glückliches Schnurren und gleich darauf die kleine Samtpfote, zuerst noch ohne Krallen. Prrrr.
    Schmerz. Barbara schreckte hoch. Scharfer Schmerz. Sie schrie. Fritz the cat sprang erschrocken zurück. Wartete. Beobachtete. Maunzte empört. Barbara zwang sich, die Augen zu öffnen und das wohlige Nichts zu verlassen.
    Sie lag in ihrem Bett. In ihrer Wohnung. Sie trug nur noch Slip und T-Shirt. Schmerzen. Wie war sie hergekommen? Fast unerträgliche Schmerzen. Fritz maunzte fordernd. Sie quälte sich aus dem Bett und schleppte sich in die Küche. Eine Dose. Aufmachen. Miiienz!!! Ja, verdammt noch mal! Sie füllte seinen Napf. Die Hälfte ging daneben. Er schnurrte und stupste sie dankbar an die Hand. Es tat weh. Alles tat weh.
    Barbara nahm eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und schleppte sich zum Bett zurück. Trank gierig. Der reiche Typ in den Ramblas, das Haus, die Autos. Die Pistole. Das Feuer. Sie kam eben noch in den Porsche. Die Fahrt im Porsche war gelöscht. Wo hatte sie ihn überhaupt geparkt? Die letzten paar hundert Meter musste sie zu Fuß geschafft haben. Allein? Ihre Arme waren verbunden. Überall schwarze Spuren von Ichtiolsalbe, Barbaras Allheilmittel für Wunden aller Art.
    Sie fiel aufs Bett zurück. Auf dem Boden lag eine ungeschickt aufgerissene Packung Termalgin, das ihr der Zahnarzt mal für starke Schmerzen verschrieben hatte. Sie nahm drei Tabletten, zögerte kurz und schluckte sie.
    Ihr war vollkommen klar, dass sie dringend zum Arzt musste, dass sie in höchster Gefahr schwebte, dass sie sofort fliehen sollte.
    Später.
    Nur noch einen Augenblick ausruhen. Sie war so unendlich müde. Fritz sprang aufs Bett, rollte sich dicht neben sie und schnurrte.
    Sie schlief ein.

12
    Sanchez-García war in das Studium der ersten Ermittlungsberichte vertieft. Wenn der Chef zum Rapport rief, hatte Pia immer das Gefühl, wieder das kleine Schulmädchen beim Direktor zu sein. Damals Angst, heute Unbehagen. Das einzig Gute war die funktionierende Klimaanlage. Siebzehn kühle Grad. Sie hatte im Polizeipräsidium geduscht, aber nichts Sauberes zum Anziehen in ihrem Spind gefunden. Das Zeug wartete seit zwei Wochen im Korb neben der Waschmaschine. Sie hatte die rußigen Jeans wieder angezogen und sich von einer Kollegin ein T-Shirt geliehen, das jetzt formlos um sie herumschlabberte.
    Bonet sah nicht viel besser aus. Nur Toni schien frisch aus dem Schaufenster einer Modeboutique geklettert zu sein. Heller Anzug aus Wildseide, braunes Hemd, lässig offener Kragen und geföntes (!) Haar. Er war als Erster hereingekommen und saß nun breit und zufrieden vor ihr auf dem einzigen Besucherstuhl. Und so

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