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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Stimme schwankte. Laut: »Ich kann mich an nichts erinnern, ich war so verzweifelt ...«, Leise: »Teresa Morales, Erpressung, Raub, Totschlag, Mord. Die ganze Palette.
    Laut: »Alles wird gut. Du lebst, das ist erst mal die Hauptsache.« Leise: »Ich kümmer mich drum. Es gibt Neuigkeiten. Du hast Freunde!«
    Laut: »Schön, dass Sie mich besuchen kommen!« Leise: »Jemand versucht mich zu töten. Teresa ist nur das Werkzeug.«
    Laut: »Natürlich, ich bin deine Anwältin. Du bist nicht angeklagt, geschweige denn verurteilt, du bist immer noch in Untersuchungshaft. Sag mir, wenn du etwas brauchst. Geld, Zigaretten, Lesestoff ...« Leise: »Wo bist du sicherer, hier oder in der Zelle?«
    Barbara antwortete nicht, legte sich zurück und starrte an die Decke.
    Dagmar hatte Mühe, sie nicht zu packen und zu beuteln. Laut: »Ich verstehe dich ja, das ist sehr hart, vor allem, wenn man sich an nichts mehr erinnern kann. Aber du musst durchhalten!« Leise: »Nein, verdammt! Denk nicht mal dran! Wenn du von hier abhaust, ist alles aus. Alles! Vertrau mir! Bitte!«
    Barbara drehte langsam den Kopf und sah Dagmar wieder an, Tränen in den Augen. »Das ist so schwer.«
    »Schluss jetzt!«, die Wache an der Tür blieb unpersönlich. Barbara wich Dagmars Blick aus.
    »Probier's einfach. Versprochen?« Dagmar hielt ihr die Hand hin, Barbara hielt dagegen. Der Verband nässte.
    Dagmar schwankte. Sehstörungen und kalter Schweiß. Mit äußerster Konzentration folgte sie dem Geräusch der scharfen Stimmen und der klappernden Schlüssel. Endlich schloss sich das Haupttor mit einem metallischen Klacken hinter ihr. Sie übergab sich in den Kieshaufen gleich daneben.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, eine braune Hand mit einem Packen weißer Papiertaschentücher tauchte in ihrem Gesichtsfeld auf. Langsam richtete sie sich auf und nahm die Tücher. Trocknete sich das klatschnasse Gesicht und atmete tief durch.
    »Wollen Sie sich hinsetzen? Da drüben die kleine Mauer.« Weiße Zähne und ein dunkles Gesicht mit Rastalocken. Rotes T-Shirt mit einem goldenen Tigerkopf.
    »Danke, geht schon wieder.« Dagmar knüllte die feuchten Papiertücher zusammen und erkannte plötzlich ihr Gegenüber. Die kleine Rastaschwester aus dem Hospital del Mar. »Yolanda! Was tun Sie denn hier?«
    »Barbara natürlich. Sie braucht ganz dringend eine Therapie für ihre Finger und Hände. Und zwar sofort. Ich bin noch in der Ausbildung. Aber ich habe mich für ein Praktikum beworben. Neben meiner normalen Arbeitszeit. Und zwar hier. Das will keiner machen, wurde also gleich bewilligt.« Strahlendes Lachen. »Und hier bin ich.«
    Dagmar stützte sich auf Yolanda und ließ sich auf das Mäuerchen sinken. Atmete tief durch. Langsam beruhigte sich ihr Kreislauf. Wie hatte sie sich nur am helllichten Tag so mit Cava zuschütten können! Selber schuld. »Hören Sie, Yolanda ...«
    »Sagen Sie du zu mir, bitte.« Yolanda setzte sich neben sie.
    Dagmar drückte ihren Arm. »Gern. Aber du auch. Ich bin ...«
    »Dagmar, ich weiß. Barbaras Verteidigerin. Sie lässt kaum jemanden an sich ran, aber von Ihnen hält sie eine Menge. Sie hat nicht viele Freunde.
    »Du magst sie.«
    »Ja, sehr. Ich glaube nicht, dass sie einen Menschen getötet hat, oder sogar zwei. Und wenn, dann würde sie es nicht abstreiten. Sie ist einer der ehrlichsten und geradlinigsten Menschen, die ich je getroffen habe. Sie verdient eine Chance!«
    »Gut. Ich brauche deine Hilfe.«
    »Jederzeit. Was kann ich tun?«
    »Barbara hat angeblich versucht, sich in ihrer Zelle aufzuhängen ...«
    »Wieso Zelle! Sie ist auf der Krankenstation!
    »Jetzt wieder, aber man hatte sie verlegt. Ich wusste es auch nicht.«
    »Das ist eine unglaubliche Sauerei! Die Wunden müssen regelmäßig versorgt werden, und überhaupt ist sie noch viel zu schwach für die normale Zelle!«
    »Ja, gut geht es ihr nicht gerade. Die Verbände werden auch nicht regelmäßig gewechselt. Aber sie lebt.«
    »Ich glaub nie im Leben, dass Barbara sich umbringen wollte, niemals. Sie ist eine Kämpferin.«
    »Jemand hat versucht, sie zu töten. Entweder weiß sie zu viel, oder man will verhindern, dass in diesem Fall zu tief weitergegraben wird. Diesen Anschlag hat eine Mitgefangene, eine Mörderin namens Teresa Morales, zu verantworten. Aber ich vermute, sie hatte einen Auftrag.
    »Hast du eine Ahnung, wer der Auftraggeber sein könnte? Geht es nur um Geld? Oder auch um Macht?«
    »Beides, wenn ich Recht habe.«
    »Dann müssen wir uns beeilen,

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