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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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Sommer Fußball spielten. Das Schiebedach stand offen. Violet lag zusammengekauert auf der Rückbank.
    »Hallo«, sagte er und sie stieß sich den Kopf an.
    »Hast du mich erschreckt!«
    »Entschuldige.«
    »Was machst du hier?«, fragte sie.
    »Das könnte ich genauso gut dich fragen.«
    »Ich bin hier, weil du mich gebraucht hast. Jedenfalls noch bis vor Kurzem.«
    »Eigentlich meinte ich, was du hier auf der Wiese machst.«
    Violet setzte sich auf, und als sie sich den Hinterkopf rieb, erinnerte das Albert daran, wie gern er ihn einmal geküsst hatte.
    »Krieg ich auch eine?«, fragte sie.
    »Du rauchst?«
    »Nein.«
    Albert zuckte mit den Achseln, zündete eine Zigarette an und reichte sie Violet, die sich in das offene Schiebedach stellte, daran zog und nicht einmal hüstelte.
    »Du hast schon mal geraucht?«
    »Überrascht?« Violet lächelte zufrieden. »Ist mein erstes Mal.« Dann sagte sie: »Ich habe eine Blechbüchse im Kofferraum gefunden. In der ist ein Stein, der sieht fast aus wie   –«
    »Gold.«
    »Von Fred?«
    »Yep.«
    »Es sieht echt aus.«
    »Es ist echt.«
    »Muss viel wert sein.«
    »Allerdings.«
    »Wo hat er es her?«
    »Aus der Kanalisation.«
    »Was?!«
    »Frag mich nicht, wie es da hinkam.«
    Ihm gefiel, wie sie den Rauch durch die Nase blies. »Du hast wirklich noch nie   …?«
    Sie warf die Zigarette in die Wiese. »Ich fahre morgen.« Sie sah ihn an. »Wenn du mich nicht brauchst.«
    Natürlich brauchte er sie, mehr denn je, aber etwas in ihm weigerte sich, es ihr zu sagen, solange sie von ihm erwartete, dass er es sagte.
    »Gestern war ich schon fast weg. Und dann bin ich auf halber Strecke umgedreht. Bescheuert.«
    »Du könntest noch einen Tag bleiben«, sagte er endlich.
    »Und dann?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Die Umarmung neulich, die hat gut getan«, sagte sie plötzlich und sprach damit aus, was er ebenfalls dachte.
    Es war nicht so, dass er sie nicht verstehen konnte. Seit drei Tagen waren sie nun unterwegs. Ohne Violet würden sienoch immer in Königsdorf festsitzen. Dass Violet Fred damals gegen Alberts Willen befragt hatte, war ein Fehler gewesen, aber sie hatte ihm bloß helfen wollen, sie hatte sehen wollen, ob sie etwas entdecken würde, das ihm entgangen war. Und wäre das nicht wunderbar gewesen, seine Mutter mit ihrer Hilfe zu finden? Etwas so Großes zusammen zu schaffen? Sie hatte einen wunden Punkt berührt, ja, aber war es fair gewesen, sich deswegen von ihr zu trennen? Nicht fair war es jedenfalls gewesen, sie anzurufen und zu bitten, Fred und Klondi und ihn nach Sankt Helena zu fahren. Wegen seiner Mutter. Nach der Violet gesucht hatte. Worauf er sie verlassen hatte. Und nun waren sie hier, auf einer Wiese, mitten in der Nacht, und all die Dinge, die zwischen ihnen passiert waren, lagen Monate zurück, und er fragte sich, was Violet überhaupt falsch gemacht hatte, und ließ seine Zigarette fallen und küsste sie.
     
    Am nächsten Morgen schlug Fred die Augen auf, ignorierte die Einwände der Krankenschwestern, marschierte zur Bushaltestelle am Parkplatz und winkte Schwester Simone, der Köchin, als sie zum Einkaufen fuhr (ihr Polo war bärlauchgrün).
    Nachdem Albert ihn zurückgeholt hatte, tischte Violet ihnen Frühstück auf.
    Fred kaute begeistert, als müsste er nachholen, was er in den vergangenen Tagen an Mahlzeiten ausgelassen hatte. »Karamellpfannkuchen!«
    »Mit vollem Mund spricht man nicht«, sagte Albert. »Wie fühlst du dich?«
    Fred schluckte: »Ambrosisch!«
    »Sieht so aus.«
    »Schmecken sie dir auch?«, fragte Violet, die neben Albert saß und mit einer seiner Haarlocken spielte.
    Albert betrachtete die gerollten Pfannkuchen. Fred hörte auf zu kauen. Violet nickte ihm auffordernd zu. Also nahm Albert eine der Rollen und kostete. Sie schmeckten hervorragend.
    »Karamell«, sagte Albert.
    »Mit vollem Mund spricht man nicht«, wandte Fred ein und widmete sich dann wieder seinem Teller.
    Albert sagte erleichtert zu Violet: »Es geht ihm ambrosisch.«
    Ihr Schmunzeln war Alfonsa-würdig. »Nicht nur ihm.«
     
    Albert war unsicher, ob es, wie Violet sich ausgedrückt hätte,
richtig
gewesen war, sie zu küssen. Er befürchtete, dass er sich nur nach ihrer Nähe sehnte, weil die kommenden Ereignisse ihm Angst bereiteten. Der Kuss hatte ihn, zumindest für einen Augenblick, vergessen lassen, dass Fred starb und seine Mutter in einem Altenheim auf dem Zwirglstein lebte, wohin er früher oder später würde aufbrechen müssen. Albert

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