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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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räusperte sich   – »bevor ich mit ihr gesprochen habe?«
    »Wenn du mich fragst, solltest du sie vergessen und Fred nehmen und abhauen und die Zeit genießen, die euch bleibt. Mir ist klar, wie utopisch das klingt, aber glaub mir, ich weiß, wie das ist, wenn man einer Sache nachjagt, die gar nicht mehr existiert. Darin bin ich sozusagen Expertin. Mach nicht den gleichen Fehler. Du bedeutest dieser Frau nichts. Sonst hättest du längst von ihr gehört. Sie ist nicht dein Problem. Vergiss sie und kümmer dich um dein Leben. Und um das von Fred. Ihr könnt noch ein paar gute Wochen zusammen haben. Dafür musst du jetzt nur die Beifahrertür öffnen und einsteigen.«

Zwirglstein
     
    Albert stand auf dem halbleeren Parkplatz, eine Zigarette zwischen den Lippen. Der Bordstein knickte seinen Schatten. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Fred.
    »Du rauchst!«
    »Was du nicht sagst.«
Fred nahm die Zigarette und warf sie weg. »Was soll das?«
    »Das macht schwarze Beine! Und dann wird man tot.«
    Albert zündete sich noch eine an. »Ist doch prima. Hast du nicht gemeint, am liebsten willst du mit mir sterben?«
    »Das habe ich gemeint.«
    »Na, dann sei froh.«
    Fred schnappte sich auch die zweite Zigarette und trat mit seinem Fuß drauf.
    »He!«
    »Wir können nicht alle sterben!«
    »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Albert und öffnete die Zigarettenschachtel. Sie war leer. »Scheiße.«
    »Albert!«
    »Jaja.« Er zerknüllte die Schachtel, zielte, warf und verfehlte einen Mülleimer. »Dann stirbst du eben allein.«
    Fred sah sich um. »Wo ist Violet?«
    »Da, wo der Pfeffer wächst.«
    Fred musterte Albert, lächelte und schlang plötzlich seine Arme um ihn. Albert stieg süßlicher Duft in die Nase, und er spürte Herzpochen, von dem er nicht hätte sagen können, ob es seins war oder das von Fred.
    »Du wirst was Besseres finden«, sagte Alfonsa. »Glaub mir.«
    Albert löste sich aus der Umarmung; er hatte nicht bemerkt, dass sie zurückgekommen war. »Haben Sie gewusst, dass das passieren würde?«
    »Die Trennung? Woher hätte ich so etwas wissen sollen?«
    »Ich hab doch gar nicht gesagt, dass wir uns getrennt haben.«
    Alfonsa schmunzelte.
     
    Die Gondel zum Gipfel des Zwirglstein setzte sich in Bewegung; sie hatten die Bergbahn genommen, denn für die Straße zum Altenheim brauchte man eine Genehmigung   – und ein Auto. Metallisches Rattern und Scheppern. Alfonsa amüsierte es, dass Albert mit beiden Händen eine Haltestange umklammerte. Fred stand frei in der Mitte der Gondel und wandte aufgeregt seinen Kopf nach allen Seiten, während sie in die Höhe stiegen. »Ambrosisch!« Fred machte einen Schritt auf das Rückfenster zu. Sich im Wind wiegende Tannenspitzen wanderten vorbei. Die Talstation schrumpfte. Das Panorama glich der Plastiklandschaft von Modelleisenbahnen.
    »Tu das bitte nicht«, sagte Albert.
    Fred drehte sich zu ihm um. »Was?«
    »Dich bewegen.«
    »Du brauchst noch nicht Höhenangst haben, Albert.« Fred deutete in Fahrtrichtung. »Oben ist es viel höher!«
    »Wie beruhigend.«
    Sie erreichten den ersten Stahlpfeiler und die Gondel schwankte. Albert ließ sich an der Haltestange zu Boden gleiten. Ihm hatten schon die Ein-Meter-sechzig-Stockbetten in Sankt Helena Unwohlsein bereitet. Wie viele Meter er nun wohl von der Erde entfernt war? Zu viele jedenfalls. Albert nahm den Schminkklappspiegel und hielt das Haar gegen das Licht. Ein feiner, kurvenreicher Riss im Himmelweiß.
    »Du hast das immer noch«, sagte Alfonsa mehr zu sich als zu ihm.
    Als Kind hatte er sich manchmal vorgestellt, dass seine Mutter, an welchem Ort auch immer sie sich aufhielt, ebenso viel wie er zum Himmel blickte, dass sie beide dasselbe sahen, dass eine Wolke, die über ihr hing, bald einen Schatten auf ihn werfen würde.
    »Klondi meint, du bist ein guter Sohn«, sagte Alfonsa.
    »Da irrt sie sich«, sagte er.
    »Er ist ein guter Sohn. Findest du nicht auch, Fred?«
    »Albert ist ein total guter Sohn«, sagte Fred.
    Albert sah Fred an. »Danke.«
    »Bitte.«
    Albert wollte Fred nicht fragen, aber er musste. »Von wem?«
    »Von wem was?«
    »Von wem bin ich der Sohn?«
    »Das ist leicht!«
    »Ach ja?«
    »Ja! Du bist der Sohn von deiner Mama und du bist der Sohn von deinem Paps!«
    Albert lachte, »so was von leicht«, und legte das Haar zurück in den Schminkklappspiegel.
    Die Fahrt verlangsamte sich, ruckelnd glitten sie in das rechteckige Maul der Bergstation, die Tür wurde entriegelt und

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