MeIster der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
ihrem Kopf.
»Der Hausmeister hat es mir verraten.« Lässig stellte Ronan den Kragen seines weißen Hemdes, das unter der Jacke zum Vorschein kam, auf. »Er weiß anscheinend ziemlich genau, wann jeder kommt und geht.«
Kate schnaubte. »Nigel soll lieber das Kellerschloss reparieren und nicht ständig versäumen, die Container für die Müllabfuhr an die Straße zu stellen, anstatt so neugierig zu sein.« In der gläsernen Haustür sah sie mit Schrecken ihr Spiegelbild. Ausgerechnet an diesem Tag hatte sie auf Make-up verzichtet, lediglich ihre Wimpern stark getuscht und ihren Bob wie die Filmstars der Stummfilmzeit mit einem breiten Tuch zurückgebunden. Dieses Styling hatte sie als chic empfunden, nun kam sie sich vor, als hätte Ronan sie beim Putzen ihres Apartments überrascht.
»Lag bestimmt daran, dass du heimgebracht wurdest, denn wie ich hörte, kommst du immer mit der Underground um dreiundzwanzig Minuten nach sechs in der Angel Tube Station an.« Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er Henry, der langsam an ihnen vorbeifuhr, sie durch das Fenster angaffte, und dann so stark aufs Gas drückte, dass die Reifen auf der nassen Fahrbahn quietschend durchdrehten. »Wer war das?«
Geht dich nichts an , wollte sie sagen, stattdessen kam ihr: »Mein Chef«, über die Lippen und als müsste sie sich rechtfertigen: »Er hat mich gefahren, damit ich bei dem Regen nicht fast die komplette Islington High Street hochlaufen muss. Was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?«
»Ich halte meine Versprechen.« Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, griff hinein und zog eine Packung, die unter seinem Arm klemmte, hervor. »Ganz im Gegensatz zu dir.«
Überrascht nahm Kate die grobmaschige Netzstrumpfhose, und hielt sie mit zwei Fingern, als handelte es sich um ein Sextoy. Erinnerungen an ihre lustvollen Stunden erwachten in ihr, und es waren nicht nur Bilder in ihrem Kopf, sondern sie meinte sogar ihre eigene Feuchte zu schmecken und Ronans Körperduft zu riechen. Eigentlich hätte sie die Strumpfhose, die er zerrissen hatte, um sie zu vögeln, wegwerfen sollen. Stattdessen hatte Kate sie gewaschen und in ihre Nachtkonsole gelegt wie ein Souvenir. »Was meinst du damit?«
»Lass uns reingehen.« Er streckte seinen Arm aus, damit der Ärmel seiner Jacke hochrutschte, und sah auf seine Armbanduhr. »Ich stehe schon seit zwanzig Minuten hier draußen.«
Obwohl sie sich aufgeregt fühlte wie ein Teenager, der unerwartet auf seinen Schwarm trifft, brauchte sie absichtlich länger, um ihr Schlüsselbund in ihrem Rucksack zu finden. Sollte sie ihn wirklich mit in ihre Wohnung nehmen? Außer, dass er SM praktizierte, wusste sie gar nichts von ihm. Er tat gelassen, dennoch spürte sie, dass er aus irgendeinem Grund sauer auf sie war. Dabei hatte sie ihm im Club einen unkomplizierten und angenehmen Abschied bereitet. Keine zähe Unterhaltung, kein Betteln um ein Wiedersehen. Außerdem hatte sie sich selbst davor bewahrt, von ihm an der Bar versetzt zu werden. Das hätte sie gekränkt. Wieso nur? Sie war doch selbst nur auf Lust ausgewesen.
Tief durchatmend holte sie die Schlüssel hervor und schaute zu Ronan auf. Sein Blick ging ihr durch und durch.
Irgendwie hatte er sie aufgespürt, was in einer Millionenstadt wie London ein Kunststück war. Ein Teil von ihr reagierte geschmeichelt, weil ein selbstbewusster und attraktiver Mann wie er sich die Mühe machte, sie – die unscheinbare Kate aus der Kleinstadt, die keine Erfahrung in Unterwerfung hatte – zu suchen. Die Sklavinnen mussten doch bei ihm Schlange stehen. Aber er hatte sie gesucht! Dieser Gedanke brachte überraschenderweise nicht ihren Schoß dazu, wie wild zu pochen, sondern ihr Herz.
Ein anderer Teil von ihr fühlte sich hingegen verfolgt. Sie hörte Pops Stimme in ihrem Kopf: »Pass auf dich auf, Kate. London ist ein Moloch! Die Menschen sind nicht so aufrichtig wie in Black Elder. Viele wollen dir das Geld aus der Tasche ziehen oder dir an die Wäsche. Merk dir das.« Zweifel nagten an ihr. Erst letzten Dienstag hatte sie von einer Frau in Soho gelesen, die sich wegen eines Stalkers an die Polizei gewandt hatte. Sie sagten ihr, sie könnten ihr nicht helfen, da nichts Konkretes vorgefallen sei. Zwei Tage später lag sie auf der Intensivstation, da der Mann sie überfallen hatte.
Aber dann wurde ihr klar, wie dumm dieser Vergleich war! Ronan belauerte sie nicht heimlich, sondern er stand vor ihr und suchte offenbar eine Aussprache. Außerdem
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