Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
das wäre?«
»Nichts«, sagte Miranda und löste sich von ihm.
»Was?«, brüllte Gin. »Ich weiß ja nicht, welche Sorte Dämonenbrut du meinst, aber die Art, die ich kenne – die Art, die gerade Durn fertiggemacht hat –, die frisst Geister wie ich Schweine. ›Nichts‹«, schnaufte er. »Das nächste Mal, wenn ich sie sehe …« Er schnappte scharf mit den Zähnen.
»Denk nicht mal dran, Promenadenmischung«, sagte Miranda und humpelte langsam über die Lichtung, um Durns Einzelteile aufzuheben. »Dämonenbrut ist Sache der Liga. Wenn wir am Geisterhof bleiben wollen, mischen wir uns nicht in die Angelegenheiten der Liga der Stürme ein. Außerdem«, sagte sie mit einem bekümmerten Lächeln, »ist es ja nicht so, als könnte eine Spiritistin viel gegen sie ausrichten. Wie du schon sagtest, beruht die Stärke jeder Dämonenbrut darauf, dass sie Geister frisst. Wenn ich gegen sie antreten würde, wärt ihr alle meine einzigen Waffen, und ich werde meine Geister nicht auf diese Art riskieren.«
»Du hältst so wenig von uns …«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Miranda mit einem Kopfschütteln. »Ich bin mir sicher, dass du sie dazu bringen könntest, sich mit aller Kraft zu verteidigen. Aber sieh es doch mal so: Wenn das Mädchen ihre menschliche Form noch halten kann, muss die Dämonenbrut in ihr noch klein sein. Wenn wir ihr allerdings die Chance bieten, einen größeren Geist zu verschlingen – sagen wir, einen gewissen heißblütigen Hund –, wäre das vielleicht ausreichend, um ihren Dämon zu erwecken, und wo wären wir dann?«
Gin fletschte die Zähne. »Sag, was du willst, aber wenn ich eine Chance sehe, dann ergreife ich sie. Jede Dämonenbrut, egal wie klein, ist eine Gefahr für alle Geister. Selbst der Schläfrigste oder Dümmste unter uns wird versuchen, die Brut zu töten, wenn er sie sieht. Ich bin überrascht, dass Eli überhaupt mit Geistern reden kann, wenn sie wissen, dass diese Brut in der Gegend ist. Man sollte meinen, sie wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
»Sie müssen sie irgendwie tarnen.« Miranda runzelte die Stirn und stapelte die letzten Stücke von Durn zu einem Haufen auf dem Boden auf. »Du hast sie auch nicht gespürt, bis sie sich einen Happen von Durn genommen hat, und deine Nase ist schärfer als die meisten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ein Magierdieb, der nur kleine Geister einsetzt, um Könige zu entführen, dabei aber mit einer versteckten Dämonenbrut reist, die stark genug ist, meine Geister zu schädigen. Und mit einem meisterlichen Schwertkämpfer, der schnell genug ist, um deinen Biss zu parieren. Diese ganze Mission ist eine einzige Ansammlung von Absonderlichkeiten.« Sie stand auf und klopfte sich die Hände ab. »Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Wenn ich diesen Dieb das nächste Mal aufspüre, werde ich nichts riskieren – ich werde ihn einfach von hinten braten. Und dann werden wir sehen, wie er sich da herauswindet.«
Nachdem sie ihren Standpunkt dargelegt hatte, breitete Miranda die Hände über dem gesammelten Schuttberg aus, der einer ihrer stärksten Geister gewesen war, und schloss die Augen. Durns quadratisch geschnittener, dunkler Smaragd, der in einer Gelbgoldfassung steckte, die fast das gesamte erste Gelenk ihres linken Daumens verdeckte, fing dumpf an zu glühen, als sie ihre Geistesenergie durch den Stein schickte. Die Energie floss mühelos durch die regelmäßigen Facetten des Steins und schickte einen sanften Ruf an Durns Innerstes aus. Sie fühlte seine Antwort. Seine Stimme war schwach und verängstigt, aber sie war da. Miranda schickte als Antwort eine weitere Energiewelle und wiederholte in ihr den Eid, den sie geschworen hatte, als sie ihn an sich gebunden hatte – vom Tausch ihrer Macht gegen Dienste, Stärke gegen Gehorsam, das heilige Versprechen zwischen Geist und Spiritist, dass keiner den anderen missbrauchen würde. Bei jedem Impuls vibrierte der Ring sanft und fing stärker an zu glühen. Als Reaktion darauf erzitterten die Steine zu ihren Füßen und rollten schließlich zusammen. Gebrochene Kanten trafen und bildeten sich neu, bis Durn selbst vor ihr hockte, seine schwarze, glänzende Oberfläche ein wenig angeschlagen, aber vollständig. Er sah so verschämt aus, wie es einem Stein nur möglich war.
»Vergebt mir, Herrin«, schepperte er. »Ich habe versagt.«
»Es gibt nichts zu vergeben«, sagte Miranda sanft und ließ ihre Finger über seine rauhen Kanten gleiten. »Ich habe dich in eine
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