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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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Öffnung in eine dunkle Höhle.
    Jetzt wurde die Geschichte
wirklich interessant, zumindest aus meiner Sicht. Und da sich herausstellte,
daß sie wichtig für Meister Li war, will ich die entscheidenden Abschnitte, soweit
ich mich daran erinnere, hier wiedergeben .
    *
    Wolfjunge und
Feuermädchen
    Wolf entzündete die Fackel
und sah sich um. In der Höhle befand sich niemand, aber sie hatte eine dunkle
Ecke, und als er dorthin ging, entdeckte er staunend glatte Steinstufen, die
nach unten führten. Wolfs Augen leuchteten, und er dachte an vergrabene
Schätze. Er spannte den Bogen, vergewisserte sich, daß er blitzschnell sein
Messer greifen konnte, und stieg die Treppe hinunter. Die Stufen führten tiefer
und tiefer in Kehrtwendungen nach unten. Wolf hörte immer deutlicher das Geräusch
fließenden Wassers. Schließlich glitzerte etwas im Schein der Fackel, und er
erkannte, daß er an einem unterirdischen Fluß in einer riesigen Höhle stand.
Das Wasser war pechschwarz wie das steinerne Bett, in dem es floß. Von rechts
kam ein Lichtschein. Vorsichtig ging er darauf zu und erreichte die erste einer
langen Reihe von Fackeln, die in Haltern entlang der Felswand hingen.
    Das Licht war hell genug,
und Wolf konnte seine Fackel löschen. An einem Pfahl im Wasser war ein kleines
rotes Boot festgebunden. Daneben befand sich ein zweiter Pfahl, auf dem er
Wasserflecken entdeckte. Die Flecken waren noch feucht. Wolf band das kleine
Boot los, kletterte hinein und stieß sich vom Ufer ab.
    Gewaltige in Stein gehauene
Statuen säumten die Ufer. Wolf bestaunte Gestalten mit menschlichen Körpern,
aber Tier- oder Vogelköpfen. Was konnten sie bedeuten? Bis auf das Zischen der
Fackeln und das Klatschen des Wassers herrschte in der Höhle völlige Stille.
Nichts rührte sich. Das Boot trieb weiter und weiter. Alles, bis auf das
gelbliche Licht der Fackeln war schwarz oder weiß oder grau. Aber plötzlich
blitzte etwas Rotes auf. Wolf steuerte das Boot zu einem Felsvorsprung.
Darunter lag ein rotes Boot, das genauso aussah wie das, in dem er saß. Er
machte sein Boot daneben fest, schwamm ans Ufer und kletterte aus dem Wasser.
Er entdeckte die immer noch feuchten Abdrücke von Sandalen, die über einen
Haufen heruntergefallener Felsbrocken führten. Wolf folgte den Abdrücken,
kletterte über die Steine und erreichte eine kleine flache Stelle.
    Irgend
etwas landete auf seinem Rücken und riß ihn zu Boden. Vor seinen Augen blitzte ein
Messer auf, und ein kleiner Arm versuchte, ihm den Kopf zurückzureißen. Wolf
strampelte, rollte auf die Seite, hielt so die Hand mit dem Messer unter seinem
Körper fest, und es gelang ihm, den Angreifer unter sich zu bringen. Er blickte
auf ein etwa gleichaltriges Mädchen. Sie war halb Chinesin, halb Barbarin und
hatte feuerrote Haare. Sie fauchte wie eine Katze und kämpfte wütend, aber Wolf
war stärker. Es gelang ihm, ihr beide Arme
festzuhalten. Plötzlich hörten sie auf zu kämpfen.
    Unten am Fluß näherten sich
Männer. Sie hörten rauhes Lachen und das Klirren von Waffen. Etwas in den
Stimmen brachte Wolf und das Mädchen dazu, sich voneinander zu lösen, an den
Rand der Felsbrocken zu kriechen und hinun-terzuspähen. Die Soldaten hatten
brutale, grausame Gesichter und trugen die Uniform des Lachenden Prinzen. Wolf
begriff, daß sich die Höhle bis zum Tal der Seufzer erstrecken mußte. Die
Soldaten marschierten unten vorbei und verschwanden im Schatten. Wolf und das
Mädchen setzten sich auf.
    Etwas war sehr merkwürdig.
Es hätte dunkel sein müssen, aber etwas strahlte sie an. Sie sahen, daß im
Rücken des anderen etwas glühte. Die Lichtquellen waren Wolfs Bogen und einer
der Pfeile im Köcher des Mädchens. Sie hielten sie hoch und betrachteten sie
staunend. Auf dem Pfeil und auf dem Bogen leuchtete eine Schrift, eine
Feuerschrift. Wolf sah das Mädchen und wurde rot. »Ich kann nicht lesen«,
flüsterte er. »Ich kann ein bißchen .«
    Das Mädchen nahm Wolfs
Bogen, kratzte sich am Kopf, zog die Nase hoch und las langsam und stockend:
    »Der kostbare Stein
leidet in der Dunkelheit.
    Wann wird seine Kraft
die Welt verzaubern ?«
    Sie nahm den Pfeil, kratzte
sich am Kopf, zog die Nase hoch und las:
    »In seinem Versteck
wartet der kostbare Stein,
    Wann wird sein Schicksal
endlich erfüllt sein ?«
    Sie sahen sich an.
Schließlich sagte Wolf: »Mann nennt mich Wolf, und mein Vater war Li Tan, der
Kunstschmied. Ich hab ihn nie gekannt. Er hat mir diesen Bogen und einen Ring
hinterlassen

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