Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
Vom Netzwerk:
zwölf Jahren seien Anweisungen hinterlegt worden, nach denen Wolf
nun alt genug sei, um zu erfahren, daß er einen Vetter hat, der im
Ling-chou-Tal wohnt. Er ist ein sehr geschickter Mann und bekannt als Ku der
Kunstschmied. Wolf soll seinen Vetter aufsuchen, aber es fehlen alle Angaben,
die ihn zu Ku dem Kunsthandwerker führen könnten. Der Priester übergibt Wolf
einen schlichten hölzernen Bogen, der außer dem Ring sein einziges Erbe zu sein
scheint. Wolf verabschiedet sich unter vielen Tränen von seinen Zieheltern und
zieht aus, um sein Schicksal zu suchen.
    Ku der Kunstschmied ist der
klassische Schurke. Der habgierige, verschlagene Vetter nimmt den Jungen wie
einen Sklaven auf und schindet ihn halb zu Tode. Aber zumindest findet Wolf
heraus, daß sein Vater Li Tan geheißen hat und vielleicht der größte Kunstschmied
seiner Zeit gewesen und daß seine Mutter im Kindbett gestorben ist. Wölfs Vater
verliebte sich in eine Konkubine des Herrn über das Nachbartal, das Tal der
Seufzer. Die Konkubine war eine Hexe. Sie war eine Barbarin, die wegen ihrer
leuchtend roten Haare Feuerkrone genannt wurde, und sie hatte eine Tochter in
Wolfs Alter, die Feuermädchen hieß. Die Hexe und Wolfs Vater hatten versucht,
den Herrn, den Lachenden Prinzen, zu ermorden und dafür mit ihrem Leben
bezahlt. Aber die beiden Kinder waren spurlos verschwunden und entgingen
dadurch dem Tod.
    »Eines Tages«, sagte
Hirschohr, »tauchte ein geheimnisvoller Fremder an der Tür von Ku dem
Kunstschmied auf. Die beiden unterhielten sich leise viele Stunden, und dann
riefen sie Wolf. Beim Anblick des Fremden wurde Wolf angst und bange, denn...«

»Wolf fürchtete nichts und
niemanden«, widersprach Kleiner Glatzkopf aufgebracht. Für einen Wölfling hatte
er die rechte Einstellung.
    »Wolf wurde angst und
bange, weil das Gesicht des Fremden so weiß wie der Tod war«, zischte
Hirschohr, »krank, schmierig, fischbauchweiß. Das Herz des Fremden war so kalt,
daß seine Augen blau geworden waren. Ein roter Bart kroch über sein Gesicht wie
eine haarige Spinne, und er war...« »Er war betrunken«, sagte Kleiner Glatzkopf
trocken, »mein Vater hat mich einmal nach Soochow mitgenommen, wo es eine Menge
Barbaren gibt, und Barbaren sind immer betrunken .«
    »Er hatte seine Nase noch
nicht in den Weinkrug gesteckt, und unterbrich mich nicht !« schrie Hirschohr, »er sagte Wolf, er sei ein Händler mit einer Karawane auf den
Weg nach Sa-markand, und seine Waren seien...« Hirschohr machte eine Pause und
betrachtete die Gäste nachdenklich. Wir konnten eine unwichtige Einzelheit zu
der Geschichte hinzufügen: Bis jetzt hatte niemand über die Waren nachgedacht.
Hirschohr verneigte sich vor dem Prinzen, der Meister Li das Wort überließ.
    »Slowenische Erdhörnchen«,
begann Meister Li und intonierte die Worte wie eine Litanei, »Grauwerk und
Eichhörnchen- und Grauhörnchenfelle. Schwalben und Finken, Ziegenhäute und
Widderhäute, Datteln, Haselnüsse, Walnüsse, gesalzene Störschwänze,
Pfefferkörner, Ingwer, Safran, Gewürznelken, Muskatnuß, Cumin, Kardamom,
Skammonia, Manna, Lackharz, Zitwerwurzel, Weihrauch, Quecksilber, Kupfer,
Bernstein, zerstoßene Perlen, Borax, Gummiarabikum, Zuckerwerk, Golddraht,
Weine, Drachenblutrubine, falsche Würfel und schöne Tanzmädchen.«
    Nur Meister Li konnte an
»falsche Würfel« und »Tanzmädchen« denken, und die Jungen nahmen es in
ehrfurchtsvollem Schweigen auf. Für die nächsten tausend oder zwölfhundert
Jahre würden Meister Lis Waren zur Geschichte von Wolf gehören.
    Hirschohrs Stimme
verwandelte sich in ein ekelhaftes, schmeichlerisches Jammern. »Was für ein
prächtiger Junge, sagte der Fremde, was für ein aufgeweckter mannhafter
Junge. Ich habe genau die richtige Aufgabe für einen solchen Jungen, und der
Junge, der sie vollbringt, erhält sechs glänzende Kupfermünzen. Wolf sah
ihn schweigend an. Das Gesicht des Fremden verzerrte sich qualvoll. Also
gut, sieben, heulte er, ich habe eine Nichte - ein wildes
undankbares Ding! Sie hat einen Edelstein gestohlen und ihn geschluckt, um den
Diebstahl zu verbergen, und ist in eine kleine Höhle am Ende des Tals
geschlüpft. Der Eingang ist zu eng für einen Mann, aber ein geschickter, mannhafter
Junge könnte sich hineinzwängen und meine Nichte zurückbringen. « Wolf will
nichts mit der Sache zu tun haben. Aber Ku der Kunstschmied beharrt darauf.
Also nimmt Wolf seinen Ring, den Bogen und eine Fackel und zwängt sich durch
eine kleine

Weitere Kostenlose Bücher