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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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Wolfsjungen und
    ein Feuermädchen haben
wir entdeckt!
    Mit Pfeil und Bogen
liegen sie hier versteckt !«
    »Meine diebische Nichte!
Vier Goldstücke für den Mann, der sie mir herbeischafft! Also gut, fünf .« brüllte Buschbart der Barbar und stürmte mit einem
Trupp Soldaten durch die Höhle.
    »Bringt mir meinen
undankbaren Vetter tot oder lebendig !« heulte Ku der
Kunstschmied an der Spitze eines zweiten Trupps Soldaten.
    Der Lachende Prinz drehte
den Kopf wieder seinen Munteren Mönchen zu; Wolf und Feuermädchen fielen auf
den Rücken, als seien Eisketten geborsten. Es bestand keine Hoffnung mehr auf
einen sauberen Schuß. Deshalb machten sie kehrt, rannten den Gang zurück und
erreichten die Höhle dicht vor den Soldaten. Pfeile umschwirrten sie, als sie
in den Fluß sprangen, und Speere bohrten sich in das schwarze Wasser, während
sie zum anderen Ufer tauchten. Sie krochen heraus und rannten auf einen
Seitengang zu, aber Buschbart und seine Männer folgten ihnen mit Triumphgeschrei
dicht auf den Fersen.
    Wolf und Feuermädchen
zählten schweigend: »Zehn Schritte und einen, zehn Schritte und zwei, zehn
Schritte und drei...« Sie sprangen, soweit sie konnten und begannen wieder zu
zählen: »Zehn Schritte und einen, zehn Schritte und zwei, zehn Schritte und
drei ...« Dann sprangen sie wieder und hörten hinter sich gellende Schreie. Der
Klageruf von sieben schwarzen Fledermäusen hallte durch die Höhle.
    »Meister, o Meister,
Eure Soldaten sterben!
    Spitze Pfähle in Gruben
sind ihr Verderben !«
    Wo war Feuermädchen? Wolf
drehte sich um und sah sie mitten im Gang stehen. Der heilige Pfeil steckte
wieder im Köcher, und auf der Sehne lag ein anderer, dessen gefiederter Schaft
beinahe ihr Ohr berührte. Eine massige Gestalt sprang zur Seite, preßte sich an
den Stein und schluchzte vor Entsetzen.
    »Ein Geschenk meiner
Mutter, lieber Onkel«, sagte Feuermädchen leise.
    Der Pfeil summte wie eine
Wespe, Buschbart der Barbar griff sich an die Kehle und versuchte, den Pfeil
herauszuziehen. Blut schoß hervor, er stürzte stöhnend zu Boden und krümmte
sich zuckend. Feuermädchen drehte sich um, war mit wenigen Schritten bei Wolf,
und sie rannten weiter. Der Ausgang lag hoch oben in der Höhlenwand über dem
Geröll und den Felsbrocken. Unten am Ufer hoben Soldaten die Köpfe und deuteten
mit Triumphgeschrei hinauf. Wolf und Feuermädchen wichen geschickt den Pfeilen
aus, während sie den schmalen Pfad entlangliefen und die Holzklötze der Fallen
entfernten, die sie gestellt hatten. Sieben schwarze Fledermäuse jammerten
schrill.
    »Meister, o Meister, in
eine Falle sind wir geraten!
    Stürzende Felsen
erschlagen Eure Soldaten !«
    Wo war Wolf? Feuermädchen
drehte sich um und sah ihn mit dem Messer zwischen den Zähnen den Abhang
hinuntergleiten. Ku der Kunstschmied schrie entsetzt auf und schwang das
Schwert. Wolf wich dem Schlag aus, Ku der Kunstschmied stöhnte, stürzte zu
Boden und versuchte, das Messer aus seinem Bauch zu ziehen. Blut quoll ihm aus
dem Mund, und er zuckte krampfhaft. Wolf drehte sich um, kletterte zu Feuermädchen
hinauf, und sie rannten weiter. Bis zu ihrem Geheimgang gab es keine
Abzweigungen mehr. Sie waren ungeschützt, und über ihren Köpfen flatterten
sieben schwarze Fledermäuse.
    »Meister, o Meister,
kommt schnell hierher!
    Eurer Beute bleibt kein
Fluchtweg mehr !«
    Ein kalter Wind wehte durch
die Höhle. Wolf und Feuermädchen drehten sich um und starrten voll Entsetzen
auf eine Ausgeburt des Bösen. Eine große schwarze Fledermaus flog auf sie zu.
Ihre Flügel maßen vierzig Fuß, die Zähne funkelten wie riesige Speere, sie trug
eine Königskrone auf dem Kopf, und ihre Augen waren die Augen des Lachenden
Prinzen.
    Sie hatten die Wolfsstatue
beinahe erreicht, und dort befand sich die letzte Falle. Sie war für Soldaten
geplant, die sie vielleicht mit einem Boot verfolgen würden. Wolf tauchte nach
dem Seil und zog. Ein riesiger Felsbrocken löste sich, rollte donnernd den
Abhang hinunter und flog durch die Luft. Bei seinem Aufprall schoß ein dichter
Vorhang aus Wassertropfen hoch in die Luft. In seinem Schutz sprangen sie zur
Felswand, verschwanden in der engen Öffnung und eilten durch das Labyrinth
zurück zu ihrer Höhle. In der Ferne hörten sie schwach das Geschrei der
Fledermäuse.
    »Meister, o Meister,
Eure Beute ist uns entßohn!
    Wir werden nicht rasten,
bis sie bekommen ihren Lohn !«
    Erschöpft setzte sich
Feuermädchen auf den Boden und schloß die Augen.

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