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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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    »Man nennt mich
Feuermädchen, und meine Mutter war Feuerkrone, die Hexe«, sagte das Mädchen.
»Ich hab sie nie gekannt, und sie hat mir diesen Pfeil hinterlassen .« »Man sagt, mein Vater und deine Mutter haben versucht,
    den Lachenden Prinzen zu
ermorden«, sagte Wolf, »ist dieser Barbarenhändler wirklich dein Onkel? Er hat
gesagt, du hättest etwas gestohlen, aber ich glaube es ihm nicht .« »Etwas gestohlen?« Das Mädchen drehte sich um und spuckte
wütend aus. »Man nennt ihn Buschbart der Barbar, und er wollte mich dem
Lachenden Prinzen als Konkubine verkaufen, so wie er einmal meine Mutter
verkauft hat. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, bring ich ihn um .« Während sie redeten, verblaßten die leuchtenden
Buchstaben auf Pfeil und Bogen. Aber inzwischen glühte ein drittes Licht. Es
kam vom Ring an Wolfs Finger, und er streifte ihn ab. Dort leuchtete keine Schrift, sondern merkwürdige Linien und Zeichen an der Innenseite.
    Wolf untersuchte die
Zeichen genauer und sah, daß nicht alle Linien glühten. Die hellen Linien
wanden sich zwischen anderen hindurch. »Könnte es der Wegweiser durch ein
Labyrinth sein ?« flüsterte Feuermädchen.
    Wolf drehte den Ring, und
auf der Außenseite zeigten sich ebenfalls Linien. »Siehst du, die Linien
beginnen am Wolfskopf, führen zum Rand, dann herum und auf der Innenseite
weiter, als wiesen sie den Weg in ein Loch oder in einen Tunnel - dann winden
sich die leuchtenden Linien durch all die kleinen Öffnungen bis zu einem
kleinen Kreis und hören dort auf.«
    Feuermädchen packte Wolf am
Arm. »Weiter unten ist eine Statue mit einem Wolfskopf wie hier auf dem Ring«,
sagte sie aufgeregt.
    Ohne ein weiteres Wort stiegen
die beiden vorsichtig zum Ufer hinunter und liefen daran entlang, bis sie eine
riesige steinerne Wolfsstatue erreichten. Sie suchten ein Zeichen, fanden aber
nichts. Die steinernen Wolfsaugen richteten sich auf eine dunkle Stelle im
Felsen, und als sie der Richtung folgten, entdeckten sie einen winzigen
Seitentunnel, der beinahe unsichtbar war. Es gelang Wolf und Feuermädchen, sich
durch die Öffnung hindurchzuzwängen.
    Der Ring glänzte noch
heller, und die Augen des Wolfs waren wie kleine Laternen. Es gab viele
Seitengänge, aber Wolf folgte den glänzenden Linien auf dem Ring. Um ganz
sicherzugehen, kratzten sie mit dem Messer Markierungen in den Fels, wenn sie
abbogen. Sie krochen und wanden sich durch ein Labyrinth. Vor sich sahen sie
Licht, und schließlich gelangten sie in eine kleine runde Höhle. Das Licht
drang durch einen natürlichen Felskamin in die Tiefe. Ganz oben sahen sie ein
Stück Himmel und ein paar Sonnenstrahlen. In der Höhle standen ein Tisch und
zwei Bänke. Auf dem Boden lagen Fackeln und gegenüber zwei Strohsäcke. Zwischen
den Strohsäcken befand sich ein natürlicher Steinsims. Auf dem Sims standen
drei Bronzekästchen, und im Stein über den beiden äußeren war dieselbe
Inschrift eingraviert. Die Deckel der Kästchen hatten die Form von Fischen und
ließen sich aufschieben.
    Feuermädchen studierte die
Inschriften über den beiden äußeren und las:
    »Erst wenn alles
versagt,
    Zieh unverzagt .«
    Das mittlere Kästchen hatte
zwei zusammenklappbare Dek-kel. Auf dem linken befand sich das Yin-Symbol, auf
dem rechten das Yang-Symbol. Im Stein darüber sahen
sie die vier Schriftzeichen für: tung ling pao-yu.
    »Stein von durchdringender
geistiger Kraft«, las Feuermädchen.
    Wolf öffnete das mittlere
Kästchen. Darin lag ein Stein. Er war klein, schmal und scharf wie ein
Rasiermesser und hatte die Form einer Pfeilspitze. Feuermädchen nahm ihn in die
Hand. Sie entdeckte auf beiden Seiten zwei Reihen Schriftzeichen. Nach vielem
Kratzen und Nase hochziehen, las sie:
    »Wenn das Böse als
Weisheit gilt,
    Wird Weisheit Böse.
    Wenn Grausamkeit als
Tugend gilt,
    wird Tugend zur
Grausamkeit.
    Der Stein besiegt
Grausamkeit und das Böse
    Er fliegt zum Herzen von
Liu Sheng .«
    »Feuermädchen, Liu Sheng
heißt der Lachende Prinz«, sagte Wolf, »man erzählt, daß mein Vater ein großer
Kunstschmied und deine Mutter eine große Hexe waren .« Er wies schweigend auf den Bogen, den Pfeil, den Ring und den Stein, und
Feuermädchen hielt ihm den Pfeil vor die Augen. Erst jetzt bemerkte Wolf, daß
er keine Spitze hatte, aber eine Einkerbung. Sie nahm den Stein, steckte ihn
langsam in die Einkerbung, und er saß dort so fest, als sei er mit Darmsaiten
festgebunden. Feuermädchen hob den Pfeil und legte die Mitte des

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