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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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nein, das ist keinesfalls bedauerlich –, sagte Woland, – die Strapazen sind nunmehr vorbei. Das, Margarita Nikolajewna, wäre jetzt wirklich alles. Oder bin ich Ihnen noch etwas schuldig?

    – Aber nein, nicht im Geringsten, Messire!
    – So möchte ich Ihnen zu guter Letzt dieses Andenken überreichen –, und Woland holte unter dem Kissen ein kleines goldenes Hufeisen hervor, das mit Brillanten bestreut war.
    – Nein, nein, nein, das kommt gar nicht infrage!
    – Sie wollen sich doch nicht mit mir anlegen? –, fragte Woland und lächelte.
    Margarita, deren Umhang keine Tasche besaß, tat das Hufeisen in eine Serviette und knüpfte sie zu einem Bündel zusammen. Aber erstaunlich! Sie blickte aus dem Fenster hinaus, wo noch immer der Vollmond strahlte:
    – Woraus ich nach wie vor nicht schlau werde … Ist diese Mitternacht denn nie zu Ende? Es müsste doch längst schon Morgen sein!
    – Von einer festlichen Nacht wünscht man sich doch, sie möge ein wenig länger dauern –, antwortete Woland. – Nun denn, seien Sie glücklich!
    Wie im Gebet streckte Margarita ihre Hände Woland entgegen, wagte es aber nicht, sich ihm zu nähern, und rief nur:
    – Leben Sie wohl! Leben Sie wohl!
    – Auf Wiedersehn –, sagte Woland.
    Und so schritten Margarita im schwarzen Umhang und der Meister in seiner Krankenhauskleidung durch den Flur der Juwelierswitwenwohnung. Dort leuchtete eine Kerze, und Wolands Gefolge wartete schon. Beim Verlassen des Flurs trug Gella den Koffer mit dem Roman und den wenigen Habseligkeiten Margaritas, und der Kater half ihr dabei. An der Wohnungstür verneigte sich Korowjew zum Abschied und schwand. Die anderen aber kamen noch mit und stiegen gemeinsam die Treppe hinunter. Die war leer. Als sie die dritte Etage passierten, erklang ein leises Klirren, von keinem beachtet. Unten, am Hauseingang Nr. 6, blies Azazello kurz in die Luft. Und sobald sie in den Hof traten, in welchen der Mond nicht hineingelangte, erblickten sie an den Außenstufen einen Mann in Stiefelnund Schiebermütze, der wie tot schlief, und in der Einfahrt eine große schwarze Limousine ohne Licht. Vorne, am Steuer die verschwommene Silhouette einer Krähe.
    Doch vor dem Einsteigen stieß Margarita einen leisen verzweifelten Schrei aus:
    – Gott, ich habe das Hufeisen verloren!
    – Nehmen Sie schon mal Platz –, sagte Azazello, – und warten Sie auf mich. Bin gleich wieder da. Muss nur rauskriegen, was Sache ist. – Und er marschierte zurück ins Haus.
    Was war denn nun Sache? – Margarita, der Meister und ihre Begleiter sind noch nicht herausgekommen, da verlässt die Wohnung Nr. 48 (ein Stockwerk unter der Juwelierswitwe) ein dürres Weiblein mit einer Blechkanne und einer Tasche in der Hand. Dieses Weiblein ist eben jene Annuschka, die (zu Berlioz’ großem Leid) an dem Drehkreuz Sonnenblumenöl verschüttet hat.
    Niemand wusste (und wird wohl auch nie erfahren), was die Gute in Moskau so alles trieb und wovon sie nun eigentlich lebte. Bekannt war bloß: Man konnte Annuschka tagtäglich begegnen. Mit der Blechkanne oder mit der Tasche. Bisweilen sogar mit der Blechkanne und der Tasche. Im Petroleumlädchen. Auf dem Markt. In der Toreinfahrt. Oder auf der Treppe. Am häufigsten jedoch in der Küche von Nr. 48, wo die besagte Annuschka wohnte. Außerdem (und vor allen Dingen) war bekannt, dass, wo auch immer sie sich zeigte, sogleich ein böses Gezänk entstand, weshalb man sie liebevoll »die Seuche« nannte.
    Aus irgendeinem Grund kam die Seuchen-Annuschka jeden Morgen sehr früh aus den Federn. Und heute – als hätte sie wer geritten – noch vor den Hähnen, nach Mitternacht. Nun dreht sich also der Schlüssel im Schloss um. Annuschkas Nase flitzt durch den Spalt. Dann kommt sie auch selbst herausgeschlichen. Schließt ab und will gerade forthuschen. Als oben die Tür knallt. Jemand poltert die Treppe herunter, prallt mit Annuschka zusammen und versetzt ihr einen solchen Stoß, dass sie mit dem Nacken gegen die Wand prescht.
    – Wo treibt dich der Teufel hin! So ohne Hose! –, kreischt Annuschka und fasst sich an den Nacken. Der Mann in bloßer Unterwäsche und Schirmmütze – in der Hand ein Koffer – antwortet ihr – die Augen geschlossen – mit einer wilden verschlafenen Stimme:
    – Erhitzer! Vitriol! Was allein der Anstrich gekostet hat! – Und weinend kläfft er: – Raus hier!
    Und rennt: Nicht weiter die Treppe herunter, sondern zurück, zurück nach oben! Zum (dank des Wirtschaftsplanerfußes)

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