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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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…«
    – Na, fein! –, sagte Professor Strawinski, übergab das Blatt irgendjemandem und wandte sich an Iwan: – Sie sind ein Dichter?
    – Ja, ein Dichter –, erwiderte dieser im düsteren Ton und verspürte zum ersten Mal einen unerklärlichen Abscheu gegen alle Poesie. Eigene Verse, an die er sich plötzlich erinnerte, wurden ihm zuwider.
    Mit gerunzelter Stirn richtete er an Strawinski die Gegenfrage:
    – Sie sind ein Professor?
    Worauf Strawinski zuvorkommend höflich den Kopf neigte.
    – Und sind hier der Chef?
    Auch darauf hin neigte Strawinski den Kopf.
    – Ich muss mit Ihnen unbedingt reden –, sprach Iwan Nikolajewitsch bedeutungsvoll.
    – Deshalb bin ich hier –, antwortete Strawinski.
    – Die Sache ist die –, begann Iwan, mit dem Gefühl, seine Stunde sei endlich gekommen, – man tut, als wäre ich so ein Irrer und hört mir überhaupt nicht zu! …
    – Aber nein, wir wollen Ihnen mit gesammelter Aufmerksamkeit zuhören –, sagte Strawinski ernst und beruhigend, – und werden es auf keinen Fall dulden, dass man Sie für verrückt erklärt.
    – Dann hören Sie zu: Ich habe gestern am Patriarchenteich jemanden kennengelernt. Es ist eine rätselhafte Person. Vielleicht ein Ausländer, vielleicht auch nicht. Der wusste im Voraus von Berlioz’ Tod und hat Pontius Pilatus mit eigenen Augen gesehen.

    Das Gefolge lauschte still und gebannt den Ausführungen des Dichters.
    – Pilatus … Pilatus? Sie meinen jenen, der zu Christi Zeiten gelebt hat? –, fragte Strawinski und sah Iwan mit zusammengekniffenen Augen an.
    – Genau den.
    – Aha –, sagte Strawinski, – und dieser Berlioz starb … unter einer Tram?
    – Das ist es ja eben: Wurde glatt überrollt! So ziemlich direkt vor meiner Nase! Am Patriarchenteich! Wobei diese rätselhafte Person …
    – … Dieser Bekannte von Pontius Pilatus? –, unterbrach ihn Strawinski, der offenbar ziemlich helle war.
    – Genau der –, erklärte Iwan, während er Strawinskis Miene studierte, – der hat nämlich schon im Voraus gewusst, dass Annuschka Sonnenblumenöl verschüttet … Und genau dort ist Berlioz dann ausgeglitten! Na, wie gefällt Ihnen das? –, fragte Iwan emphatisch, in der Hoffnung, mit seinen Worten große Wirkung zu erzielen.
    Doch solch eine Wirkung blieb aus. Stattdessen stellte Strawinski die schlichte Frage:
    – Und wer soll diese Annuschka sein?
    Die Frage irritierte Iwan ein wenig, und sein Gesicht verkrampfte sich.
    – Annuschka ist doch völlig wurscht! –, rief er mit wachsender Erregung. – Weiß der Deibel, wer die ist! Irgend so eine blöde Kuh vom Gartenring. Es geht um was anderes! Es geht darum, dass er schon im Voraus – verstehn Sie? –, im Voraus vom Sonnenblumenöl wusste! Verstehn Sie mich?
    – Ich verstehe Sie bestens –, antwortete Strawinski ernst, berührte das Knie des Dichters und sagte noch: – Ganz ruhig. Und weiter?
    – Und weiter –, Iwan versuchte, den Ton des Professors zu treffen, denn er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass nur dieRuhe ihm helfen konnte, – nun, dieser schreckliche Typ … (es ist übrigens Quatsch, der ist überhaupt kein Sachverständiger!) … besitzt irgendwelche magischen Kräfte … Zum Beispiel rennst du ihm hinterher, kannst ihn aber unmöglich einholen. Und mit ihm ein Pärchen, auch nicht schlecht, freilich von einer besonderen Sorte: So ’n Langer. Die Brillengläser kaputt. Plus so ’n riesiges Katervieh. Fährt völlig selbstständig mit der Tram! Und außerdem –, von niemandem aufgehalten redete Iwan mit Nachdruck und steigendem Eifer, – war er höchstpersönlich auf der Galerie von Pontius Pilatus. Daran ist auch überhaupt nicht zu rütteln! Ja, wie finden Sie das! Ja, ist das zu glauben? Und so einer läuft mir frei rum! Und ist hundsgefährlich!
    – Und nun wollen Sie, dass er zur Strecke gebracht wird, seh’ ich das richtig? –, fragte Strawinski.
    »Er ist schon sehr klug«, dachte Iwan. »Ich muss gestehen, auch Intellektuelle können manchmal bemerkenswert klug sein. Das ist nicht zu leugnen.« Und antwortete:
    – Und ob! Was sollte ich sonst noch wollen? Überlegen Sie doch mal selbst! Stattdessen bin ich hier eingelocht. Man schiebt mir Lämpchen vor die Augen, badet mich, fragt mich nach Onkel Fjodor! Dabei ist der längst mausetot! … Ich verlange, auf der Stelle freigelassen zu werden.
    – Na, fein, fein! –, reagierte Strawinski. – Da hat sich doch alles glücklicherweise geklärt. In der Tat: Es gibt keinen triftigen

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