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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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betrachtete sie eingehend. »Und sie ist ein Mensch.«
    »Auch das noch!«, murmelte die mit der Warze.
    »Ruhe!«, befahl die Alte, und sofort verstummte das Gemaule.
    »Du hast den Nebelwesen die Freiheit gegeben und damit unseren Fluch gebrochen. Warum?«
    »Sie haben uns bedroht«, stotterte Melina.
    »Das können sie gar nicht«, erklärte die Hexe. »Sie selbst sind keine Gefahr, sie sind weniger als nichts – oder das, was übrig bleibt, wenn man sich selbst verliert.«
    »Ein grausamer Fluch! Tut mir leid, wenn ich mich eingemischt habe, aber immerhin geht es ihnen jetzt besser.«
    Die Hexe näherte sich Melinas Gesicht bis auf wenige Zentimeter und starrte ihr in die Augen.
    »Woher willst du wissen, wie es ihnen geht? Glaubst du wirklich, du kannst mit der Macht umgehen, die dir als Mensch hier zufällig in die Finger geraten ist? Weißt du, wer diese Wesen früher waren?«
    Melina schwieg.
    »Die meisten von ihnen wollten den berühmten Tiegel der Elemente stehlen. Seit rund hundert Jahren kommen Schatzsucher, weil sie glauben, sie könnten mit ihm Xix-Magie entstehen lassen, um alle anderen Zauberer zu unterwerfen. Sie waren machtgierig und gewissenlos. Und du hast sie in Wesen verwandelt, die den Rest ihres Lebens unter ihrem Schönheitswahn leiden werden.«
    Sie schmunzelte. »Vielleicht ist das die größere Strafe. Aber es steht dir nicht zu, die Welt nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Wer das Spiel der Götter spielt, sollte mit den Regeln vertraut sein. Und es dauert länger als ein Menschenleben, um sie zu erlernen.«
    Melina spürte, dass die Alte nicht ganz unrecht hatte. Dennoch war ihre Wut noch nicht versiegt.
    »Aber meine Freunde hier kamen nicht, um etwas zu stehlen, sondern um euch zu warnen.«
    »Ihr wusstet, dass ihr euch in Gefahr begebt, wenn ihr den Weg in unsere Welt sucht, nicht wahr?«, sagte die Hexe. »Nun komm!«
    Ohne einen weiteren Blick zurück schwebte sie auf den Wald zu. Die anderen Hexen folgten ihr, und so schloss sich auch Melina mit Erel und Tann der Gruppe silbergrauer Frauen an. Schon nach wenigen Minuten lichtete sich der Wald, und sie traten hinaus in eine karge Landschaft voller Steine und dünnem Gras. Links entdeckte Melina einen Fluss und davor die ungewöhnlichste Baumgruppe, die sie je gesehen hatte. Die rotbraunen Stämme standen in einem exakten Kreis, aber wenn sie absichtlich so akkurat gepflanzt worden waren, dann musste das bereits vor Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden geschehen sein, so riesig waren sie. In ihrer Mitte wuchsen die Wurzeln der Bäume aus dem Boden empor und streckten ihre Spitzen einander entgegen. Dadurch waren sie so dicht miteinander verflochten, dass sie einen halbrunden Baldachin bildeten, unter dem sich der Eingang zu einer dunklen Erdhöhle befand.
    Die älteste Hexe wandte sich zu Melina um und bedeutete ihr, ihr ins Innere der Höhle zu folgen, während die anderen Frauen draußen warten mussten. Die Xix, die Melina angegriffen hatte, warf ihr einen hasserfüllten Blick zu.
    »Ich an deiner Stelle«, hauchte sie sehr, sehr leise, »würde mir mal überlegen, warum sie dich das alles sehen lässt. Glaubst du wirklich, dass sie dich mit diesem Wissen wieder gehen lassen kann?«

Erdgeister

    Melina erkannte schon bald, dass es sich nicht nur um eine Höhle, sondern um ein ganzes Höhlensystem handelte. Wie in einem Ameisenbau führte ein endloses Labyrinth von Gängen immer tiefer ins Erdinnere. In den Wänden gab es viele Nischen, in denen kleine Feuer brannten, außerdem hörte Melina das Rauschen von Wasser, das wohl unterirdisch in die Höhlen floss. Schließlich bog die Hexe ab und führte die drei in einen runden Raum, in dessen Mitte einige massive Steinquader um ein Feuer herum gruppiert waren.
    Der Wunsch der Hexen nach Bequemlichkeit schien eher gering zu sein. Wände und Decken bestanden aus herb duftender Erde, Tannennadeln bedeckten den Boden, und eine mit Gras und Blättern gepolsterte Ecke diente als Bett. In einer Nische gab es ein Regal aus Stein, in dem viele kleine Flaschen, Schüsseln und Töpfe standen.
    »Hexen leben sehr bescheiden«, rutschte es Melina heraus.
    Die Alte hob den Kopf. »Die ersten Menschen nannten uns
Erdgeister.
Dieser Name gefällt mir viel besser als
Hexe,
denn wir nutzen die vorhandenen Kräfte der Natur, die Energien von Feuer und Wasser, von Erde und Luft. Du wirst hier vergeblich nach Pfefferkuchenhäusern suchen, und wir backen auch keine kleinen Kinder im Ofen.«
    Als

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