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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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sie beinahe zerriss, schlug sie um in wilde Entschlossenheit.
    »Es geht nicht anders, Erel! Mir bleibt nichts anderes übrig, als es zu versuchen. Wir werden ja sehen, ob die Xix mich dafür umbringen.« Sie hob die Hände.
    »Ihr Nebelwesen, ich würde euch gern in die zurückverwandeln, die ihr gewesen seid, und euch das Kyee zurückgeben, das euch genommen wurde. Aber ich kann nichts ungeschehen machen. Trotzdem, alles ist besser als das Leben, das ihr führt. Von nun an seid ihr das Volk der … ähm … Sumelen, das schon immer für seine Schönheit bekannt war. Vor Jahren habt ihr euer Dorf im Süden verlassen, um einen Magier aufzusuchen, der hier im Wald lebte. Ihr wolltet die schönsten Wesen in Lamunee sein, und deshalb batet ihr ihn, alles Hässliche um euch herum verschwinden zu lassen: den Regen, die Dunkelheit und den Nebel. Der Magier war wütend über so viel Stolz. Deshalb verwandelte er euch in den Nebel, der ihr heute seid. Euer wahres Wesen versteckte er in diesem Baum.«
    Melina deutete ein Stück nach links.
    »Wenn ihr die weißen Blüten dieser Bäume pflückt und daran riecht, werdet ihr wieder richtige Menschen … ähm, nein, lebendige
Wesen
sein.«
    Sie trat ein Stück zurück. Täuschte sie sich, oder wurde der Nebelkreis dichter und enger? War es schiefgegangen? Würde sie jetzt ein Teil von ihnen werden? Doch plötzlich bemerkte sie, dass der Kreis sich wieder in einzelne Wesen zerteilte – Wesen, die es eilig hatten. Wie helle Vögel flatterten sie auf die Bäume zu und zupften die Blüten in Sekundenschnelle ab. Jeder hielt eine davon umklammert wie einen Schatz. Als auch Erel und Tann darauf zustürmen wollten, hielt Melina sie zurück.
    »Ihr nicht!«
    Es war wie ein Wunder: Kaum merklich und sehr langsam nahmen die Nebelwesen Gestalt an. Sie wurden zu schlanken Männern und Frauen in pastellfarbener, fröhlich schwingender Kleidung. Sie sahen aus wie die Menschen aus der Werbung: schön und strahlend. Für einen Moment überkam Melina Neid auf die Wesen, die sie gerade geschaffen hatte. Aber dann fiel ihr auf, dass sie sich gegenseitig ebenfalls voller Neid betrachteten, als wollten sie herausfinden, wer von ihnen perfekter als perfekt war.
    »Kehrt in euer Dorf zurück und seid einfach glücklich«, rief Melina. »Und ihr … ähm … solltet versuchen, einen anderen Lebensinhalt zu finden als die Schönheit!«
    Plötzlich fuhr ein raunender Wind durch die Blätter der Bäume, und die Sumelen drehten sich in alle Richtungen, um die Ursache dafür zu finden.
    »Verschwindet! Und tut, was die Verrückte euch geraten hat!«
    Die knarrende Stimme schien aus den Bäumen zu kommen, sie durchdrang mit ihrem tiefen Vibrieren den Wald, als wäre sie überall. Die Sumelen liefen in Panik davon, bis nur noch Melina und ihre beiden nebelhaften Freunde zwischen den dunklen, ächzenden Stämmen standen.
    Plötzlich stand eine Frau vor Melina, die zwanzig oder auch hundert Jahre alt sein mochte. Ihr steingraues Kleid flatterte, was ihre aufrechte Haltung nur betonte, und ihr silbernes Haar umwehte ihr zorniges, scharf geschnittenes Gesicht, als stünde sie im Mittelpunkt eines Unwetters.
    »Du darfst mir sagen, wie du heißt, bevor ich dich vernichte!«, raunte sie, während sie Melina mit giftgrünen Augen anfunkelte.
    »Was bitte?«
    Die Gegenfrage schien der Hexe nicht zu gefallen. Wütend hob sie die Hände, und ein harter Windstoß fuhr aus ihnen heraus auf Melina zu. Sie verlor das Gleichgewicht und wurde mit Wucht gegen einen Baumstamm geschleudert. Mit Entsetzen im Gesicht rieb sie sich die Schulter.
    Die Hexe zog die Mundwinkel hoch. »Nun gut, ich muss deinen Namen nicht wissen.«
    Damit hob sie ihre krallenartig gekrümmten Finger gegen den tiefschwarzen Nachthimmel. Melina vermutete, dass sie den nächsten Stoß nicht überleben sollte, aber ihr fiel nichts ein, was sie jetzt noch retten konnte.
    »Warte«, versuchte sie es dennoch sehr leise.
    »Warum sollte ich?«, schnarrte die Frau mit dem silbernen Haar. »Halt still und schweig!«
    »Der Tiegel der Elemente«, krächzte Melina. »Jemand wird kommen, um ihn zu stehlen!«
    Die Hexe zögerte. »Warum sollte mich das interessieren?«
    Melina biss sich auf die Lippen und schwieg. Schließlich stützte die Hexe mit einem tiefen Seufzer die Arme in die Hüften.
    »Selbst wenn … ist das ein Grund, die Nebelwesen zu befreien? Hast du keinen Respekt vor den
Xix?
«
    Sie sprach den Namen ihres Stammes so ungewöhnlich aus, dass es wie

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