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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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ein zerstörendes Feuer. Er war ein echter Künstler. Kein Wunder, dass ich mich wie im Himmel fühlte.«
    Â»Oma, ehrlich«, kicherte Melli peinlich berührt von der Schwärmerei ihrer Großmutter.
    Â»Ja, es kam, wie es kommen musste. Ich war jung, schön und sehr verliebt«, aha!, »allerdings nicht in Amrit, sondern in ... nun, das tut nichts zur Sache. Nur leider hatte sich Amrit in mich verliebt. Er war sozusagen besessen von mir und konnte nicht verstehen, dass ich zwar sein Essen, aber nicht ihn liebte.« Seufzend schloss sie die Augen und verlor sich in Erinnerungen.
    Schließlich strich ihr Lora über den Arm. »Oma? Du kannst uns doch nicht mit so einer halben Geschichte hier sitzen lassen.«
    Â»Ach, gefällt sie euch, die Geschichte?«, lächelte Doro. »Nun, dann haltet euch fest. Er wollte also nicht aufgeben, und als ich ihm eröffnete, dass ich Indien verlassen würde, kehrte sich Amrits Liebe in blinde Wut und rasende Eifersucht. Bei unserem letzten Treffen sprach er eine Flut wirrer Worte. Es klang wie ein Fluch.« Sie schwieg und schaute Melli an. Die hatte nicht mehr zu atmen gewagt, seit sie das Wort »Fluch« vernommen hatte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als draußen im Flur lautes Gepolter den Rest der Familie samt Pizzen ankündigte. Oma Doro gab ihr schnell ein Zeichen. »Wir reden später«, raunte sie ihr zu und begrüßte mit viel Lachen und Spott die Pizzabringer.

Kapitel 11
    E r war so süß. Leon-Danny, der Held. Ihr Held. Melli saß mit halb offenem Mund da und sog jede Geste, jedes Lachen und jede Regung in sich auf. Und sie fand es ganz und gar nicht schlimm, dass die Kostümprobe bereits über eine Stunde ging. Dabei war es ihr völlig egal, ob Leon das enge schwarze Shirt mit oder ohne Lederjacke trug. Er sah einfach immer umwerfend aus. Die Kleider der Mädchen hatten bei Melli jedoch heftige Würgereize ausgelöst. Rosafarben, himmelblau mit Rüschen und wild kariert. Dass so etwas früher jemand in aller Öffentlichkeit getragen hatte, war kaum zu fassen. So gesehen konnte sie froh sein, dass sie bei ihrem Soloauftritt nur Jeans und weißes T-Shirt trug. Andererseits hätte sie in diesem Outfit genauso gut unsichtbar sein können. Ricarda dagegen war ein echter Hingucker.
    Â»Schau dir mal Ricardas Short an«, zischte sie Lora zu. »Sie sollte echt den Gürtel nicht so eng schnallen und ein wenig länger dürfte die auch sein, überall quillt das Fett hervor, und wenn sie später Leggins anziehen soll, ich weiß nicht ... Und so toll ist die Zopffrisur mit dem dicken Pony auch nicht?«
    Lora zog genervt die Luft durch die Nase. »Nur weil du ihr Leon nicht gönnst. An Ricky sitzt jede Hose, egal ob mit engem Gürtel oder nicht. Ich schau mal, was Pia treibt. Die ist schon seit einer halben Stunde mit Adine unterwegs.« In dem Augenblick, als Lora verschwunden war, schlug ein Junge der Oberstufe gegen einen Topf. Pausenzeichen. Als ob Melli eine Pause vom Pausieren nötig gehabt hätte. Am liebsten wäre sie noch einmal alles durchgegangen, so aufregend fand sie Leons Auftritte. Die Bühne hatte sich geleert und auch im Zuschauerraum saßen außer Melli nur noch ein oder zwei Schüler, die einfach übrig geblieben waren, keine Freunde hatten und deshalb die Pause drinnen verbrachten. Melli musste schnell zusehen, dass sie rauskam. Nicht dass Leon noch dachte, sie wäre auch ein Loser. Wo er wohl seine Pause verbrachte?
    Melli lief suchend durch die Eingangshalle. Rechts, links? Vielleicht bei den Umkleidekabinen? Sie schnappte sich einen Packen Noten und Notizzettel, der auf einem Stuhl herumlag, um sich den Anschein einer wichtigen Mission zu geben. Nichts war peinlicher, als grundlos beim Abhängen vor den Umkleidekabinen erwischt zu werden.
    Als ihr ein Mädchen aus der Achten entgegenkam, winkte sie mit ihren Blättern, als würde sie grüßen, doch die reagierte nicht, sondern zog nur ein finsteres Gesicht. Melli hantierte wild mit den Noten herum, damit niemand sah, wie rot sie geworden war. Sie lief weiter den Gang runter. Ganz hinten kamen die Räume für die Turngeräte. Gerade wollte sie sich in den ersten hineinhocken und das Ende der Pause abwarten, als sie plötzlich von weiter vorn gedämpfte Stimmen hörte.
    Â»Du machst das super, Süße.« Was? Wer? War sie gemeint? Quatsch,

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