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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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Melli!
    Â»Ach, ganz zufrieden bin ich noch nicht«, kam die zögerliche Antwort.
    Â»Komm, ich lass deine Zweifel verschwinden«, flüsterte es zurück.
    Melli blieb gebannt stehen. Jetzt war heftiges Atmen zu hören, ein oder zwei Schmatzgeräusche und dann ... Sie bog um die Ecke und wäre fast in das verschlungene Menschengeflecht gerauscht, das sich dort an die Wand drückte. Leon? Ihr Leon mit Ricarda? So eng? So versunken in einen Kuss, dass sie die Umgebung nicht mehr wahrnahmen? Melli stieg die Hitze ins Gesicht, es rauschte in ihren Ohren. Sie würde sicher gleich platzen wie ein überlasteter Wasserkessel. Das war ja die wohl mistigste, mieseste und fieseste Situation, in die sie jemals geraten war! Das war ja peinlicher als damals im Freibad, als sie ohne Bikinioberteil von Jacob und Mario überrascht worden war. Wo war der Fluchtweg, markiert mit einem roten Pfeil, damit dumme Mädchen wie Melli ihn auch bestimmt fanden?
    Sie musste schleunigst hier weg. Aber ihre Füße konnten sich nicht vom Boden lösen und ihre Augen nicht vom Bild, das sich ihnen bot.
    Â»Noch nie ’n Liebespaar gesehen?«, ranzte jemand hinter ihr.
    Â»Das nennt man Küssen«, erklärte eine andere Stimme überflüssigerweise und schob sie unsanft zur Seite. Das reichte, damit die Füße ihr wieder gehorchten. Keine Sekunde zu früh, denn Leon und Ricarda schien die Luft auszugehen und sie lösten sich heftig atmend voneinander.
    Â»Du bist die Beste«, raunte Leon und wollte wieder zu einem Kuss ansetzen, doch Ricarda schob ihn lachend von sich weg und wies auf Melli.
    Â»Wir erschrecken noch die Kleinen. Treffen wir uns nach der Probe, okay?« Sie tauchte elegant unter Leons Armen hindurch und verschwand winkend in einer Umkleidekabine. Leon grinste Melli zu. Und sie schmolz augenblicklich dahin. Oh, was würde sie dafür geben, wenn er sie einmal richtig anlächeln würde. Nicht so, als ob sie ein kleines Mädchen wäre, das ihn beim Küssen beobachtet hatte, sondern so, als ob sie gerade sein Herz erobert hätte und diejenige wäre, die er küsste.
    Â»Du bist Melli, oder?« Melli nickte, außerstande, ein Wort hervorzubekommen. Er kannte ihren Namen! Hilfe! Es hatte schon schlechtere Ausgangssituationen für eine Liebesbeziehung gegeben, nicht wahr?
    Â»Kannst du auch sprechen?«
    Melli schüttelte schnell den Kopf und das war nicht einmal gelogen. Nie wieder würde sie sprechen können und schon gar nicht mit Leon.
    Â»Na, dann, ich muss mal wieder zurück, die Pause ist bald vorbei. Singst du nicht im Chor?«
    Melli nickte brav. »Solo«, kam es ihr rau über die Lippen. Oh, sie hatte etwas gesagt. Zu Leon!
    Â»Stimmt, der kleine Solopart in der dritten Szene.« Melli nickte noch heftiger. Wie göttlich war das denn. Er wusste sogar, wann sie auftrat! Er hatte sie doch bemerkt! Das musste sie gleich Lora erzählen. Ob er sich an alle Mädchen erinnerte, die auftraten? Sie lächelte ihm glücklich zu, drehte sich um und tänzelte zurück in die Probenhalle. Er kennt mich, er kennt mich, jubelte es in ihrem Inneren – doch er ist mit Ricarda zusammen und knutscht mit ihr aufs Heftigste, stichelte eine böse Stimme im Hintergrund. Damit waren ihre Träume augenblicklich toter als eine Maus zwischen Nitros Zähnen. Wenn sie Leon von nun an sah, würde immer das Knutschbild vor ihren Augen auftauchen. Leon und Ricarda. Widerlich! Warum nicht Leon und Melli?
    Â»Kleine«, hatte Ricarda gesagt. Deutlicher ging’s wohl kaum. Winzig kleine Melli, die fast noch Windeln brauchte. Leon würde sie vielleicht adoptieren, aber sich niemals in sie verlieben. Es war zum Verzweifeln. Er betrachtete sie als Baby, obwohl sie doch höchstens fünf Jahre jünger war als er. Ziemlich verschnupft stapfte sie zu Lora, die mit Pia und Adine zusammenstand. Wenigstens hatte Lora Erfolg gehabt und Pia aufgetrieben. Aber musste diese Adine ausgerechnet jetzt dabei sein?
    Â»Ist was passiert?«, fragte Lora und betrachtete neugierig die hektischen roten Flecken auf Mellis blassem Gesicht.
    Â»Ne, eigentlich nicht.« Um nichts in der Welt würde sie vor Adine ihr desaströses Leon-Erlebnis ausplaudern.
    Â»Du bist ein bisschen blass«, bemerkte Pia besorgt.
    Â»Die ist rot im Gesicht wie ein Automatenkaugummi«, warf Adine verächtlich ein.
    Was, bitte schön, ging Adine Mellis

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