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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Bruder es nicht tat?
    Einerlei.
    Hunde auf Sklaven abzurichten, war eine grauenhafte Praxis. Die Hunde selbst freilich …
    Er trat in den Feuerschein und setzte sich. Der erste Hund bemerkte ihn und öffnete die schläfrigen Augen, dann ein zweiter. Nur ein Mann, der neben dem Jungen saß. Yves räusperte sich, und weitere Hunde erwachten, sahen aber keinen Anlass, zu bellen. Sehr gut.
    Der kleine Sklavenjunge schlief, wie es nur ein erschöpftes Kind kann. Yves überlegte, ob er ihn wecken sollte, entschied dann aber, dass es besser war, wenn der Junge nichts wusste. Er legte ein paar Holzstücke auf das Feuer, damit es bis zum Morgen durchhielt.
    Yves nahm die Hundeleinen zusammen. Sie waren alle an eine Kette angebunden, die sich zwischen ihnen hindurchschlängelte, aber eine Kette machte zu viel Lärm. Er zählte die Hunde, zählte die Leinen. Ja, er hatte sie alle.
    Während sich die Hunde streckten und reckten und leise knurrten, zog Yves an den Leinen, damit sie aufstanden. Noch ein kurzer Blick auf den Jungen. Was für ein Schlaf! Armer Kerl, hoffentlich bekam er für diese Sache keine Schläge.
    Yves führte die Hunde zu seinem Pferd. So brav, wie sie im Moment waren, konnte man sich kaum vorstellen, dass sie menschenfressende Bestien werden konnten, aber sie hatten einmal Blut geleckt, sie waren eine Bedrohung und mussten fort.
    Er ritt zurück zum Fluss, die Hundemeute immer hinter sich. Bis er das Flussufer erreicht hatte, etwa drei Meilen nördlich des Johnston-Hauses, war es hell geworden. Er führte die Hunde die Straße am Fluss entlang bis zum alten Haus der Nixons. Der Anleger war verfallen, das Haus selbst stand leer und starrte aus dunklen Fensterhöhlen – der richtige Platz, um auf ein Schiff zu warten.
    Er band sein Taschentuch an einen Pfahl des Anlegers, um dem nächsten Boot ein Zeichen zu geben. Richtung Süden oder Norden, ganz egal. Er band das Pferd und die Hunde an und setzte sich auf den alten Anleger, um zu warten.
    Eine Stunde nach Sonnenaufgang winkte er einem großen Floß zu, das in der langsameren Seitenströmung dahintrieb. Heutzutage gab es nicht mehr viele Flöße hier, die Dampfschiffe hatten den Handel übernommen, aber Yves dankte seinen Sternen für so viel Glück. Die Flößer würden nicht lange fragen, wenn ihnen jemand eine Meute guter Hunde am Fluss verkaufte.
    So schwierig das Floss zu manövrieren war, brachten die Männer es doch wenig flussabwärts von dem Anleger zum Stehen. Diese Flößer waren berüchtigte Halunken, einige von ihnen nicht viel mehr als gewöhnliche Halsabschneider. Ein wilder Haufen. Yves war froh, dass er die kleine Pistole im Gürtel trug. Diese Männer jedoch waren nur auf der Suche nach einem zahlenden Fahrgast, sodass die Verhandlungen nicht lange dauerten. Sie nahmen die Hunde an Bord, fragten nicht viel, warum der gut angezogene Kerl mit einer so geringen Summe für eine Meute ausgezeichneter Jagdhunde zufrieden war, und ließen sich dann mit der Strömung wieder auf den Fluss hinaustreiben.
    Inzwischen hatte Yves heftige Kopfschmerzen und brauchte dringend eine Tasse Kaffee. Er würde sich eine Geschichte zurechtlegen müssen, warum er so früh unterwegs gewesen war, wenn er nicht ungesehen ins Haus schlüpfen konnte. Und er würde so tun müssen, als habe er die ganze Nacht geschlafen. Das würde ein anstrengender Tag werden.
    Als Yves zum Haus der Johnstons zurückkehrte, waren ein Mann und ein Junge schon dabei, die Ställe auszumisten. Er ließ sein Pferd auf der Koppel, der Sklave versprach ihm, das Tier abzusatteln und zu bürsten und ihm einen Sack Hafer zu geben.
    Yves ging zum Haus hinauf und durch die Hintertür hinein, wobei er das Speisezimmer mied, in dem womöglich Adam oder Miss Johnston oder Marcel frühstückte.
    Tatsächlich erreichte er sein Zimmer, ohne dass ihn jemand gesehen hätte, und schloss erleichtert die Tür hinter sich. Er wusch sich Gesicht und Hals, wechselte die Wäsche, putzte seine Stiefel und machte sich bereit zum Frühstück, als wäre er gerade aufgestanden. Eine späte Sitzung mit einer Flasche Bourbon, würde er ihnen erzählen. Die Empörung dämpfte in der Regel die Neugier und die Lust auf ein Gespräch.
    Unten saß nur sein Bruder bei einer Tasse Kaffee. Yves ließ den Blick über Miss Johnstons roten Damaststuhl schweifen, voller Enttäuschung, ihn leer vorzufinden.
    Marcel betrachtete ihn über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg. »Du siehst nicht gut aus, kleiner Bruder.«
    Yves schenkte

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