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Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Titel: Melvin, mein Hund und die russischen Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Roeder
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Klamotten sehen kann, die mit scharfen Bügelkanten auf ihren Einsatz warten.
    Ich schlage den Kofferdeckel zu und setze mich an den Computer, um ein paar Zombies abzuknallen. Gerade als ich mich so richtig eingespielt habe, höre ich ein Räuspern hinter mir. Ich weiß nicht, was die Erwachsenen haben. Die stellen dir ihre Trauer vor die Nase wie einen Teller aufgewärmten Grießbrei, den du auslöffeln sollst.
    Onkel Peter steht in der Tür und beobachtet mich. »Gehst du morgen mit … ihn noch mal sehen?«, fragt er.
    »Weiß nicht. Eher nicht«, antworte ich und der kleine Augenblick, den ich nicht aufgepasst habe, hat schon ausgereicht, ein Leben zu verlieren. Ich konzentriere mich wieder auf den Bildschirm und hoffe, dass er mich in Ruhe lässt und wieder weggeht.
    Aber er geht nicht. »Meinst du, das ist die richtige Zeit für deine Ballerspiele, Hendrik?«
    Ich denke kurz über die Frage nach und sage dann: »Definitiv!«
    »Wenn das dein Opa wüsste …« Onkel Peter schüttelt auf eine Art den Kopf, die mich auf hundertachtzig bringt.
    »Ja, mach hier einen auf perfekten Sohn!«, platzt es aus mir heraus. »Das nimmt dir doch eh keiner ab! Wie oft hast du Opa im letzten Jahr besucht? Zweimal?! Als er noch gelebt hat, war er dir egal, also tu jetzt nicht so!« Mit diesen Worten stürme ich an Onkel Peter vorbei aus dem Zimmer. Aber nicht schnell genug, um zu überhören, wie er fragt: »Und du? Wie oft warst du ihn besuchen?«
    Erst als ich schon eine Weile gelaufen bin, merke ich, dass ich den Weg zum Winterhafen eingeschlagen habe. Um die Jahreszeit ist kein Mensch hier, nur das Wasser und die Dämmerung schwappen träge gegen den Kai. Die Boote sind auf Gestellen aufgebockt und mit Plastikplanen abgedeckt. Ich versuche die »Frieda« zu finden, Opas Boot. Ständig hat er daran rumgewerkelt. Mama meinte mal, er hätte dieses Boot mehr geliebt als die echte Frieda, die meine Oma war, auch tot, schon lange. Früher durfte ich manchmal mit Opa und Frieda (dem Boot) rausfahren, das war immer ein Riesending für mich. Opa hat mir gesagt, was ich machen soll. Wenn ich was gut gemacht habe, hat er Frieda getätschelt und gesagt: »Braves Mädchen.«
    Sie haben sie später verkauft, um das Heim zu bezahlen.
    Im fahlgelben Licht der einzigen Laterne sehen alle Boote gleich aus. Schweigend stehen sie da, in ihre Plastikplanen eingehüllt wie in Leichentücher. Eines davon könnte Frieda sein, die jetzt vielleicht so einem reichen Pinkel gehört, der mit ihr seine Geschäftsfreunde beeindrucken will.
    Ich spucke gegen die Plane des nächsten Bootes und die Spucke rinnt langsam runter wie eine Träne.
    Plötzlich höre ich ein Geräusch. Zuerst denke ich, das ist vielleicht ein Nachtwächter, der mich gleich anmacht, weil ich das Boot angerotzt habe. Aber nichts passiert. Ich stehe auf der Insel aus gelbem Licht und starre in die Nacht, die sich zwischen den Booten ballt. »Hallo?«, frage ich. »Ist da jemand?« Keine Antwort, nur dieses Geräusch, als würde etwas über den Boden geschleift oder als würde sich etwas Großes über den Boden schleppen. Mein Herz wummert so laut, dass es das Geräusch fast übertönt, während ich mich zwischen den verhüllten Körpern der Boote darauf zutaste.
    In der Dunkelheit kann ich eine schemenhafte Gestalt erkennen, die eines der Boote an einem Tau zum Wasser ziehen will. Die Gestalt hat sich wie ein Pferd vor das Boot gespannt und stemmt sich gegen das Gewicht. Aber das Boot bewegt sich nicht. Vielleicht habe ich mich bewegt, denn die Gestalt wendet mir langsam ihr Gesicht zu, ein verschwommener heller Fleck in der Dunkelheit. Ich weiß, welches Gesicht ich sehen werde, plötzlich weiß ich das. Bevor ich es richtig erkennen kann, drehe ich mich um und renne los.
    Ich zittere noch, als ich später im Bett liege. Kurz überlege ich, ob ich meinen Kumpel Piet anrufen und ihm von der Sache am Winterhafen erzählen soll, aber dann komme ich mir albern vor und lasse es. Ich bin ja kein kleiner Junge mehr, der sich vor Gespenstern fürchtet. War einfach alles ein bisschen viel die letzten Tage. Nach einer Mütze Schlaf sieht die Welt wieder anders aus.
    Aber mitten in der Nacht wache ich auf und weiß, dass jemand in meinem Zimmer ist. Es ist der vom Winterhafen, da bin ich mir sicher. Ich lausche dem leisen Knarren der Dielen, als er auf mein Bett zukommt. Ich presse die Augenlider fest zusammen.
    Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, ist ungefähr ein Jahr her. Im Bett

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