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Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
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mit lautem Gebell entgegen. Memed achtete nicht darauf, schritt hochaufgerichtet auf Durmuş Alis Haus zu. »Onkel Durmuş Ali!«
»Bist du's, mein Memed? Ich komme sofort. Willkommen, mein Junge! Was hast du mit dem Gottlosen gemacht? Wir haben gehört, daß du Aktozlu niedergebrannt hast. Der Hund soll in Flammen aufgegangen sein.«
Die Tür öffnete sich. »Von wem habt ihr die Nachricht?« fragte Memed erregt, »wissen es alle hier?«
»Einer wie der andere, mein Junge. Das hast du richtig gemacht. Wir waren alle froh darüber. Man soll sich ja nicht freuen, wenn jemand stirbt. Aber der hat nichts Besseres verdient. Selbst seine Frau hat ihm keine Träne nachgeweint. ‚Jetzt ist es ihm so ergangen, wie er es den anderen getan hat', das waren ihre Worte. Kommt herein, Burschen.« Plötzlich stutzte er. »Wo habt ihr denn euren Gefährten gelassen, den Alten?«
»Ach, frage nicht ... «
»Allah sei ihm gnädig. Jetzt will ich Feuer im Herd machen. Ihr müßt hungrig sein.«
Memed hatte seine Frage nicht vergessen. »Sag, Onkel Durmuş Ali, von wem habt ihr die Nachricht?«
»Ali der Hinkende hat es gesehen. Als das Dorf gebrannt hat, ist er hingegangen und hat gesehen, wie sie Abdis Knochen aus dem Haus herausgeholt haben. Sie waren ganz verkohlt.« Während Durmus Ali das Feuer kräftig schürte und anblies, setzte Memed sich an den Herd, Cabbar hinter ihm.
»Na, und was gibt es sonst Neues?« lachte der Alte.
»Nichts.«
Bald begann das Frühlicht den Raum zu erhellen.
Durmuş Alis Frau tanzte aufgeregt um Memed herum. »Ist er geröstet worden, ja? Sag, Memed!« Sie nahm den Topf vom Feuer, schmolz die Butter und goß sie in die Suppe, daß es aufzischte. Der Geruch des geschmolzenen Fettes breitete sich aus. »Richtig geröstet? Sogar seine Knochen seien verbrannt, sagen sie. Gut so. Aktozlu soll nur noch Asche sein. So ist es recht.« Sie brachte den niedrigen Tisch, stellte ihn in die Mitte, füllte eine große Schüssel mit der Suppe. Währenddessen stand ihr Mund keine Sekunde lang still. »Lebendig geröstet also!« Memed hielt zögernd den Löffel, ohne ihn in die Suppe zu tauchen. Cabbar sah ihn schweigend an.
Durmus Ali hielt mit Essen ein und betrachtete die beiden erstaunt.
Memed begann unter seinen Blicken hastig zu essen. Die Funken traten in seine Augen. Er fühlte sich wie berauscht: Er sah ein berghohes Feuer über die Distelfelder rasen, einen Orkan von Flammen ... Er hob den Kopf »Ich möchte dir etwas sagen, Onkel Durmuş Ali.«
Der Alte sah ihn fragend an.
Mit zitternder Stimme fuhr Memed fort: »Da der Gottlose nun tot ist ... « Er verstummte.
Der Tisch wurde fortgebracht, das Feuer im Herd neu angefacht.
Die Kinder des Hauses starrten mit weit aufgerissenen Augen auf Memed.
»Ich habe da einen Gedanken«, sagte Memed behutsam. »Ich weiß ja nicht, was du dazu meinst ... «
Wieder schwieg er. Dann sprach er schnell weiter: »Die Felder von diesem Dorf und von den anderen fünf, all die Felder ... Das, was jeder gesät hat, alles für ihn selbst ... Was er gesät hat, soll ihm auch gehören. Was das bedeutet, wißt ihr. Ich halte Wache, mit der Waffe in der Hand. Die Distelplatte muß in Flammen aufgehen und ... «
Der Alte unterbrach seinen Redefluß: »Halt, Memed, ich habe nichts von all dem verstanden. Sprich ein bißchen langsamer.« Memed zügelte seine Erregung. »Was ich sagen will, Onkel der Boden gehört nicht dem Gottlosen, sondern allen.«
Durmuş Ali kratzte sich nachdenklich an der Stirn.
»Der Gottlose hat den Boden nicht erschaffen«, fuhr Memed fort. »Aber fünf Dörfer haben Sklavendienste für ihn geleistet. In der Çukurova gibt es keine Agas oder so was. Du hättest Korporal Hasan einmal hören müssen!«
»Früher hat auch hier der Boden allen gehört. Bis der Vater von diesem Gottlosen kam und uns mit List und Tücke um unser Land brachte. Vorher konnte jeder säen, wo und wie er wollte.«
Durmuş Ali neigte gedankenverloren den Kopf
»Genau wie früher. Was denkst du, Onkel? Genauso wird es wieder sein.«
»Ach, könnte es nur so sein, wie du sagst«, murmelte der Alte, Tränen in den Augen.
Durmuş Alis Frau hatte alles mitangehört, während sie, gegen den Stützbalken gelehnt, mit der Handspindel spann. Jetzt ließ sie das Gerät fallen, stürzte auf Memed zu, küßte ihm die Hände. »Mein Herzensjunge, willst du das wirklich tun? Wir müssen nicht mehr zwei Drittel unserer Ernte abgeben?«
»Solange ich lebe, werde ich über die Felder wachen, mit der

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