Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memed mein Falke

Memed mein Falke

Titel: Memed mein Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasar Kemal
Vom Netzwerk:
mehr wieder ... «
»Allah gebe, daß das Dorf Çiçeklideresi nie arm wird!« lachte Cabbar. »Die versorgen uns - man kann sich wirklich nicht beklagen. Für Çiçeklideresi ist Memed der Aga, der Richter und die Obrigkeit, alles in einer Person. Die Bauern gehen schon gar nicht mehr zur Regierung. Und er ist ein gerechter Richter! Du siehst, wir haben es weit gebracht, seit du das letzte Mal bei uns warst!«
Ali lächelte. »Ich bin nur immer wieder froh, daß ihr nicht dem Verzinner in die Hände gefallen seid. Ich habe alles gleich brühwarm erfahren. Daß Abdi sich Ali Safa Bey zu Füßen geworfen hat, daß der Bey den Verzinner in die Stadt bestellt hat, damit er dich umbringen sollte - alles habe ich gewußt. Ich habe dich warnen wollen, aber du warst nicht zu finden. O weh, o weh, habe ich mir gesagt, o weh, habe ich gedacht, der Verzinner hat meinen Memed gefressen! Ich habe mich auf den Weg gemacht. In Akkale erfuhr ich, daß du dem Verzinner begegnet bist und ihn verletzt hast. Es heißt, du hast noch zwei andere erschossen. Da habe ich meine Mütze in die Luft geworfen und bin ins Dorf zurück. Dort wartete und wartete ich ungeduldig. Endlich erhielt ich nach einem Monat aus Çiçeklideresi eine Nachricht, die mir Göde Duran überbrachte.«
»Mein Falke«, sagte Osman der Mächtige, »ich bin der Abgesandte des Dorfes Vayvay. Der Verzinner ist Ali Safas Hund. Bei uns gibt es keinen, der das nicht zu spüren bekommen hätte. Ali Safa nimmt uns die Felder weg. Wenn wir unser Recht suchen, dann läßt er den Verzinner auf uns los. Und ich habe gehört ... «
Memed wandte sich Ali dem Hinkenden zu: »Ja, so ist das also, das alles entspringt Abdi Agas Gehirn. Ja, so ist es. Das habe ich mir gleich gedacht.«
Osman der Mächtige beteuerte: »Ach, ich habe gehört, du hättest diesen Gottlosen verwundet. Ach, hättest du nur gleich ganz mit ihm aufgeräumt ... «
Memed entgegnete gleichmütig: »Gestern kam Nachricht, daß er vor ein paar Tagen zur Hölle gefahren ist. Er hat seine Verletzungen nicht überstanden.«
Osman der Mächtige sprang auf, stürzte auf Memed zu, küßte ihm die Hände. »Ist das wahr? Wir sind von ihm befreit?«
»Du kannst es glauben«, sagte Memed. »Ich habe mich immer gefragt, warum diese Kugel den Verzinner nicht zur Strecke bringen konnte. Bevor ich abdrückte, hatte ich ihn genau im Visier.«
»Allah lasse dich ans Ziel deiner Wünsche gelangen«, sprach der Alte mit vor Glück bebender Stimme. Dann holte er einen großen Beutel aus seiner Satteltasche. »Hier nimm! Das schicken dir die Leute von Vayvay, Gott sei's gedankt. Nun erlaube, daß ich dir Lebwohl sage. Ich muß dem Dorf die Freudenbotschaft bringen. Das wird ein Fest geben!«
Er stürzte hinaus und schwang sich auf sein Pferd. »Gott befohlen, mein Falke!« rief er vor dem Eingang zu Memeds Bau. »Onkel Osman kommt ein andermal wieder ... « Damit gab er seinem Pferd die Sporen.
Noch immer erstaunt über den seltsamen Gast, sahen Memed und Cabbar hinter ihm her.
»Sagt mal, Jungen«, fragte Ali der Hinkende, »wie kommt ihr bloß in diese Gegend? Wie habt ihr diesen wunderbaren Schlupfwinkel ausfindig gemacht?«
»Wozu hat man seine Nase?« schmunzelte Memed.
»Erzähl mir doch nichts! Es ist ja eine Ewigkeit von Değirmenoluk. Du kannst dich doch hier gar nicht auskennen.«
Memed zeigte auf die Wand. Dort hing eine Saz.
»Paß auf, Ali Aga: Die Saz gehört Ali dem Armen. Dem Aşik. Wir haben ihn in Mazgaç getroffen. Dort hat er auf einem Stein gesessen und seine Saz gespielt. Neben sich hatte er ein Gewehr liegen. Er ist nämlich auch Bandit, seit langem schon. Er hat sich uns angeschlossen.«
Ali der Hinkende schüttelte erstaunt den Kopf
»Ali ist hier im Dorf zu Hause«, fuhr Memed fort, »seine Onkel sind die tapfersten Männer vom Dorf Çiçeklideresi. Verstehst du es jetzt?«
»Er muß bald kommen«, sagte Cabbar. »Jetzt ist er ganz oben auf dem Berg und denkt sich neue Lieder aus. Wenn er von oben zurückkommt, noch ganz außer Atem, dann nimmt er sofort die Saz auf seinen Schoß und fängt zu spielen an. Das ist so seine Art. Bei uns gibt es immer Musik und Fröhlichkeit, als wäre dauernd Hochzeit.«
»Um Geld braucht ihr euch jedenfalls nicht mehr zu sorgen«, sagte Ali, »jetzt habt ihr das große Dorf Vayvay im Rücken.«
»Auf diese Weise kannst du Räuber bleiben bis an den Jüngsten Tag«, lachte Cabbar, »passieren kann dir nichts mehr.«
»Sag das nicht, Cabbar«, mahnte der Hinkende, »glaubst

Weitere Kostenlose Bücher