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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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heute
morgen beim Anziehen im Spiegel gesehen habe .«
    »Wollen Sie mich auf die Folter
spannen ?«
    »Zumindest für den Augenblick«,
gab sie zurück. »Ich fürchte, Ihre Lüsternheit verdirbt mich allmählich. Ich
fange an, mich davon geschmeichelt zu fühlen. Und das erfüllt mich mit
Besorgnis, Mr. Holman. Deshalb für heute auf Wiedersehen.«
    Ich starrte sekundenlang
ungläubig auf den Telefonhörer, bevor ich auflegte. Yvonne lag auf dem Bauch
ausgestreckt neben dem Swimming-pool und hatte nun nicht einmal mehr ihr
Höschen an. Ich war versucht, mir die Kleider vom Leibe zu reißen und sie auf
der Stelle zu vernaschen.
    »Nicht mal Höschen ?« sagte ich mit einem Blick auf ihre makellose Haut.
    »Ich werde gern überall braun«,
antwortete sie. »Wer war am Telefon ?«
    »Niemand Wichtiges«, erwiderte
ich.
    »Dein Vertrauen zu mir ist
wirklich überwältigend, Rick«, bemerkte sie träge. »Laß mich mal raten. Diese
Fotos trägst du bestimmt in deiner Brieftasche mit dir herum .«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Aber im Bett bist du wirklich
gut. Ich glaube, an dem Gedanken sollte ich mich festhalten .«
    »Ich komme so bald wie möglich
zurück«, verabschiedete ich mich.
    »Darauf werde ich mich lieber
nicht verlassen«, versetzte sie kühl.
    Ich holte meinen Wagen aus der
Garage und fuhr hinüber nach Bel Air. Die Sonne machte alle Anstrengung, durch
den Smog zu dringen. Es würde vielleicht also noch ein schöner Nachmittag
werden. Ob auch für mich, war ich mir nicht so sicher. Aber man kann eben nicht
alles haben. Aus irgendeinem Grund ließ mich diese profunde Feststellung an
Ellen Grant denken.
    Crystal öffnete mir die Tür
erst nach dem vierten Läuten. Sie trug wieder das lange, schwarze,
undurchsichtige Kleid. Ihre Haut spannte sich straff über den Wangenknochen,
was sie um mindestens fünf Jahre älter wirken ließ. Ihre dunklen Augen musterten
mich unter den schweren Lidern hervor mit einer Art von dumpfem Haß, während
sie verächtlich die Mundwinkel verzog.
    »Ach, du bist es«, sagte sie.
»Du gemeiner Schuft!«
    »Wo ist Craig ?« fragte ich mit betonter Munterkeit.
    »Mit seinem Wagen weggefahren.
Er hat gesagt, er würde lange genug wegbleiben, daß ich meine Sachen packen und
hier verschwinden kann !«
    »Habt ihr euch gezankt ?«
    »Es war ganz allein deine
Schuld, du intriganter Hund! Ich weiß überhaupt nicht, warum ich hier stehe und
meine Zeit mit dir verschwende !«
    Sie versuchte, mir die Tür vor
der Nase zuzuknallen, aber ich stemmte mich mit der Hand dagegen und drückte
die Tür wieder auf. Sekundenlang hätte sie mir am liebsten die Augen
ausgekratzt. Dann zuckte sie nur gleichgültig die Achseln und wandte sich ab.
    Ich folgte ihr in den Wohnraum.
Sie ging langsam, die Schultern vorgebeugt, als schmerze sie jede Bewegung.
    »Du hast ihm gesagt, daß ich
eine Masochistin wäre !« beklagte sie sich mit
erstickter Stimme. »Daß ich einen besonderen Reiz dabei empfinde, geschlagen zu
werden. Und dieser Idiot hat dir geglaubt !«
    Sie humpelte zur Bar hinüber
und goß sich einen Drink ein. »Er hat mir nicht einmal die Möglichkeit gegeben,
ihn vom Gegenteil zu überzeugen«, sagte sie in fast verwundertem Ton. »Er sagte
nur, er hätte eine große Überraschung für mich, und ehe ich mich versah, hatte
er mir schon sämtliche Kleider vom Leibe gerissen und mich mit dem Gesicht nach
unten auf das Bett geschnallt. Sogar ein paar Rohrstöcke hatte er sich gekauft!
Er hörte überhaupt nicht auf mich! Ich habe geschrien und geheult und gefleht,
aber er war überzeugt, es sei reines Vergnügen bei mir! Ich bin grün und blau
von oben bis unten !« Sie starrte mich rachsüchtig an.
»Und alles ist deine Schuld! Er hat überhaupt nicht mehr aufgehört. Und dauernd
hat er mich gefragt, ob es auch schön ist! «
    »Ich weiß genau, wie so was
ist«, versicherte ich in mitfühlendem Ton. »Mir ging es ganz ähnlich, nachdem
Skip und Chuck mit mir fertig waren .«
    Ihre Miene verdüsterte sich.
»Es hat bis in den frühen Morgen gedauert, bis ich ihm endlich klargemacht
hatte, daß ich diese Prügelei scheußlich finde und daß ich ihn hasse, weil er
dir geglaubt und mir das angetan hat .«
    »Und du hast ihn überzeugt ?« wollte ich wissen.
    »Ja. Endlich!«
    »Das hat Craig aber bestimmt
gar nicht gern gehört«, sagte ich. »In den letzten zwanzig Jahren ist ihm von
niemandem vorgeworfen worden, etwas falsch gemacht zu haben .«
    »Er erstarrte förmlich«,
bestätigte sie. »Und

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