Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
hatten. Eine kleine Reihe aus einzelnen Knochen wanderte dort den Berg hinauf und entfernte sich vom Weg, bis sie in einer Höhle verschwand.
Yala betrachtete die kleinen, tiefschwarzen Tiere, die jeweils zu mehreren einen Knochen schleppten. „So was habe ich noch nie gesehen. So viele verschiedene Reißer und Aaser.“
„Wie viele kannst du jetzt unterscheiden?“, fragte Jarek.
Sie ließ kurz den Blick wandern und lauschte. „Ich sehe siebzehn Arten und höre dreizehn verschiedene Stimmen.“
„Wie viele Knochenbeißer?“
„Achtundsechzig. Mit den zwölf, die in die Höhle gekrochen sind, seit ich hier oben stehe. Du musst mich nicht herausfordern, Jarek. Hama hat mich geprüft und er sagt, ich habe den Kopf eines Memo. Auch wenn ich nicht mit den Waffen umgehen kann, die ich mit mir herumschleppe.“
„Dafür kennst du das Leben in großen Städten“, antwortete Jarek. Es war nicht seine Absicht gewesen, Yala zu verärgern oder gar zu vertreiben. Er wollte gerne, dass sie blieb, hier oben, hier in seiner Nähe, sodass er ihre Wärme neben sich fühlen und ihren Duft riechen und ihre Stimme hören konnte.
„Du hast uns gerettet.“ Es war eine Feststellung, die Yala ruhig aussprach. „Keiner hat es gesagt, keiner hat sich bedankt, aber es ist so. Ohne dich wären wir jetzt tot. Vielen Dank für mein Leben, Jarek.“
„Ihr habt alle gekämpft.“
„Aber wir hätten verloren.“
Sie schwiegen eine Weile.
„Du redest nicht gerne“, sagte Yala. „Ist das bei allen Xeno so?“
„Nicht bei allen. Im Jagdtrupp meines Bruders ...“ Jarek brach ab. „Da ist jemand, mit dem ich sehr oft auf der Jagd war“, verbesserte er sich. „Der redet, sobald er die Augen öffnet. Das heißt ... manchmal redet er sogar im Schlaf.“
„Der mit dir am Tor stand?“, fragte Yala. „Mit den vielen Zöpfen?“
„Ja, genau. Gilk.“
„Hübscher Kerl“, sagte die schöne Vaka und schaute dabei pfadab.
„Ihm laufen alle Frauen nach.“
Wieder sprachen beide eine Weile nicht, aber es war für Jarek kein unangenehmes Schweigen.
„Was du vorhin gesagt hast“, meinte Yala dann. „Im Schlafbau. Dass jeder auch auf den anderen achten muss, sonst geht es allen schlecht. Das meinst du wirklich, ja?“
„Es ist so“, bekräftigte Jarek seine Überzeugung.
„Aber nicht alle verhalten sich so“, gab Yala zu bedenken.
„Das ändert nichts daran“, widersprach Jarek. „Menschen müssen aufeinander Rücksicht nehmen und den Schwächeren beistehen.“
Yala sah Jarek in die Augen. „Du bist wirklich etwas ganz Besonderes, Jarek vom Clan der Thosen“, sagte sie dann langsam.
„Bin ich nicht“, wehrte Jarek ab.
Yala ließ die Falte zwischen ihren Augen sehen. „Du bist jemand, der sich wirklich um andere kümmert. Du rettest uns vor diesen Reißern ...“
„Das habe ich gar nicht.“
„Du übernimmst eine doppelte Schicht auf dem Turm.“
„Wir machen immer ein Halblicht Wachdienst. Ich hätte sowieso nicht geschlafen und ihr seid alle erschöpft.“
„Und du gibst mir deinen Mantel“, zählte Yala weiter auf.
„Du hast mehr gefroren als ich. Und ich habe ihn dir nicht geschenkt. Ich hätte ihn später gerne wieder. In Briek musst du dir einen wärmeren kaufen. Gut, dass gerade Markt ist, wenn wir dort sind.“
„Denkst du, Carb hätte mir etwas gegeben, um mich zu wärmen?“ Sie schüttelte den Kopf, dass die hellen Haare flogen. Sie strich sie aus dem Gesicht und legte die Strähnen hinter die Ohren. „Ich meine, außer dem Angebot, mit unter seinen Mantel zu kriechen?“ Dabei lachte sie nicht.
Jarek schaute starr geradeaus und hoffte, dass ihm kein Blut in den Kopf stieg. In einer ganz heimlichen Kammer seiner Gedanken lagen er und Yala gerade zusammen in seinen Mantel gewickelt auf einem Lager aus Salasteinen und er hielt ihren zierlichen, duftenden Körper in seinen Armen.
„Aber ihr seid Freunde“, sagte er. „Die sollten sich erst recht um einander kümmern.“
Yala schwieg eine Weile und beobachtete Polos, der seiner Schwester Nira zum Horizont hinunter folgte. Dann drehte sie den Monden den Rücken zu. Ihr Gesicht lag nun im Schatten, aber Jarek bemerkte, dass sie ihn nachdenklich betrachtete. „Wir sind zusammen unterwegs“, sagte sie. „Uns drei verbindet eine Gemeinsamkeit. Wir sind auserwählt, Memo zu werden. Keiner von uns weiß, was das am Ende bedeutet. Hama sagt auf jede Frage, wir bekämen die Antwort, wenn es an der Zeit wäre. Wir wissen nicht, wie
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