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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Spaziergänger schauten sich die friedliche Anlage an und gingen dann weiter. Gracie war nicht besonders friedlich zumute. Sie konnte kaum stillstehen. Sie war schrecklich nervös, als sie dem Nachrichtenchef erzählte, was sie von Willoughby und Yusuf erfahren hatte.
    Ogilvy schien ihre Zweifel nicht zu teilen. Er war ein Machertyp mit Adlernase und nach hinten gekämmten Haaren. Er musterte Gracie durch seine randlose Brille.
    «Die sind einfach gestrickt da unten, Gracie. Bruder Amin wollte wohl nicht zugeben, dass er ihnen Pater Hieronymus erst schmackhaft machen musste. Vielleicht hat er ja gehofft, selbst ins Fernsehen zu kommen. Ein einfacher Mönch wird wohl kaum zugeben, dass er auch gern mal im Rampenlicht stehen würde.»
    «Nein, Hal. Er war kein bisschen nervös, als er uns angelogen hat. Weder verlegen noch sonst irgendwas. Das passt nicht. Und was ist mit Finchs Brille?»
    «Möglicherweise ist das die Erklärung für seinen Sturz. Dass er nicht richtig sehen konnte.»
    Sie widersprach: «Wenn sie irgendwo auf dem Boden gelegen hätte, neben ihm. Oder oben auf dem Dach. Aber im Turm? Ein Stockwerk tiefer? Wie hätte er ohne sie dort hochkommen sollen?»
    «Und wenn sie ihm heruntergefallen ist und er selbst darauf getreten ist? Bevor er nach oben ging?»
    «Kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man auf eine Brille tritt, geht vielleicht ein Glas kaputt, aber nicht beide. Man kann sie immer noch aufsetzen, um wenigstens etwas besser zu sehen. Man lässt sie nicht einfach liegen.»
    Ogilvy guckte weg und seufzte schwer. «Worauf wollen Sie also hinaus?»
    «Ich sage, dass es hier zwei Lügen gibt, die wir überprüfen müssen. Irgendetwas ist da faul, Hal. Und es fängt an zu stinken.»
    «Nur weil ein Mönch nicht zugibt, dass er einen Ständer bekommt, wenn er eine Fernsehkamera sieht? Und weil ein anderer Mönch seine Ungeschicktheit zu verbergen versucht?»
    Gracie war wie vor den Kopf geschlagen. «Wir müssen das überprüfen. Wir müssen einen Weg finden, persönlich mit dem Abt zu sprechen, um zu verifizieren, wo die Brille lag. Und uns ein paar Hintergrundinformationen über diesen Bruder Amin zu beschaffen. Woher kommt er? Er ist aus Kroatien, richtig? Oder aus Serbien? Seit wann ist er schon in diesem Kloster? Wir haben ihm die ganze Story abgekauft, ohne etwas über ihn zu wissen!»
    Ogilvy sah sie an, als hätte sie ihm gerade erzählt, sie sei von Außerirdischen entführt worden. «Was treiben Sie hier?»
    «Wie, was treibe ich?»
    «Sie sind ganz nah dran am Knüller des Jahrhunderts. Das ist eine richtig große Story. Für Sie wie für uns alle. Wir haben exklusiven Zugang. Und Sie schnüffeln überall herum und verärgern Hieronymus und Amin, bis sie uns womöglich den Zugang verwehren. Das würde nicht gut ankommen. Ganz und gar nicht. Sie können es sich nicht leisten, das jetzt zu vermasseln, Gracie. Dafür ist es viel zu wichtig. Wie wäre es also, wenn Sie sich auf Ihre Arbeit konzentrieren und die Verschwörungstheorie eine Weile ad acta legen?»
    Nun sah Gracie ihn an, als ob er wahnsinnig wäre.
    «Hal. Ich sage Ihnen, da stimmt etwas nicht. Die ganze Geschichte ist ein ‹Glückstreffer› nach dem anderen»,sagte sie und malte mit ihren Fingern Gänsefüßchen in die Luft. «Von Anfang an.» Die Gedanken sprudelten nur so aus ihr hervor. «Überlegen Sie doch nur mal. Zufällig waren wir vor Ort, als das Schelfeis abbrach. Zufällig drehten wir gerade in der Nähe. Zum Teufel, wir wären doch gar nicht dort unten gewesen, wenn Sie es nicht vorgeschlagen hätten.»
    Und dann war es so weit. Die verschiedenen Gedanken, die in ihr herumwirbelten, fügten sich plötzlich ineinander. Als ob die Steine eines Zauberwürfels an die richtigen Stellen springen. Sie sah die Verbindung, die die ganze Zeit da gewesen war, und plötzlich schien alles so offensichtlich, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass es irgendeinen Zweifel daran geben könnte.
    «O mein Gott. Sie hängen da auch mit drin», entfuhr es ihr.
    Und in dem winzigen Moment, bevor er antwortete, in der Nanosekunde, in der er sie ansah und seinen Mund öffnete, da nahm sie es wahr. Das verräterische Zeichen. Das kurze, kaum wahrnehmbare Zögern.
    «Gracie, das ist einfach lächerlich.»
    Sie hörte es kaum. Sie konzentrierte sich auf die Falten um seine Augen, auf die Erweiterung seiner Pupillen. Und jetzt war sie sich endgültig sicher. «Sie hängen da auch mit drin? Geben Sie es zu, verdammt. Bevor ich es laut

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