Menetekel
hin.»
Jabba bedachte ihn mit einem finsteren Blick, gab aber nach. Er funkelte einen klapprigen Stuhl an, der aussah, als würde er unter ihm zusammenbrechen, und setzte sich schließlich auf das ein kleines bisschen stabiler wirkende Bett. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den kleinen Fernseher an, der an der Wand hing. Das Gerät passte zum Zimmer: einfach, abgenutzt, aber funktionsfähig. Das Bild war körnig, der Ton blechern und dünn. Aber das spielte keine Rolle. Das Wichtigste bekam man auch so mit.
Die Erscheinung über Grönland hatte die Medien regelrecht durchdrehen lassen. Nun konnte niemand mehr die Geschichte ignorieren. Sie lief auf jedem Kanal – endloses Blabla, keinerlei Erklärungen, nur immer und immer wieder dieselben Bilder, die man mit allen möglichen rätselhaften Erscheinungen der Vergangenheit in vagen Zusammenhang brachte. Man strahlte Beiträge über die Marienerscheinungen in Fátima und Medjugorje aus, die sich dagegen sehr blass ausnahmen. Hier ging es nicht bloß um eine Handvoll Kinder, die behaupteten, auf einer Weide die Gottesmutter gesehen zu haben.
Die Welt stand kopf.
Matt lehnte sich wieder zurück und atmete erschöpftaus. «So, und jetzt erzähl mal, was euch so beschäftigt hat, Vince und dich.»
«Was uns so beschäftigt hat? Alles Mögliche, Mann. Was denkst du denn?»
«Gestern Abend. Worüber habt ihr zwei euch unterhalten?»
«Ach so, gestern Abend.» Jabba massierte sich den Nasenrücken. «Wir haben uns dieses Ding angeguckt. Das erste, meine ich. Und überlegt, wie sich so etwas wohl zustande bringen lässt.»
Matt setzte sich auf. «Zustande bringen? Du meinst, es ist irgendein Trick?»
Jabba sah ihn schief an. «Hey, komm, Mann. Wenn so etwas auftaucht, denkst du doch als Erstes, dass es eine Fälschung ist. Außer du bist voll auf diesem
Die-Wahrheit-ist-irgendwo-da-draußen -Trip
.»
«Was du also anscheinend nicht bist?»
«Nein. Hey, ich stehe solchen Sachen offen gegenüber. Es gibt bestimmt einen Haufen seltsames Zeug, von dem wir nichts erfahren. Aber da draußen kursiert dermaßen viel Scheiß, den Regierungsbehörden oder irgendwelche Leute verzapft haben, die ein bisschen schnelles Geld machen wollen, dass man sich so was lieber aus dem Blickwinkel eines Zynikers ansieht. Und außerdem sind wir Wissenschaftler, Mann. Unsere erste Reaktion muss es sein, Fragen zu stellen.»
Matt nickte. Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. «Dann habt ihr also ein kleines Brainstorming gemacht. Und, seid ihr auf irgendwas Einleuchtendes gestoßen?»
«Nein, das ist es ja gerade. Nichts hat gepasst. Überhaupt nichts. Wir sind nicht einmal ansatzweise auf eine Erklärung gekommen. Wenn das ein Trick ist, dann braucht man dazu eine verdammt geheime Technologie.»
Matt runzelte die Stirn. «Was seid ihr eigentlich von Beruf? Ich meine,
wenn
das ein Trick war, wieso seid ihr auf die Idee gekommen, dass ihr dahintersteigen könntet?»
«Wir sind Elektrotechnikingenieure. Wir arbeiten an … also wir konstruieren Computerschaltkreise, Mikrochips, solche Sachen.»
Matt sah zweifelnd zum Fernseher. «Das klingt nicht gerade nach etwas, das dabei eine Rolle spielt.»
«Ich rede hier nicht von irgendwelchen Walkie-Talkies aus dem Discounter, Mann. Nicht mal von iPhones. Ich rede von echt abgefahrenem Science-Fiction-Kram. Zurzeit arbeiten wir an diesen Mikro-RFI D-Chips – erinnerst du dich noch an diese Szene in
Minority Report
? Wo Tom Cruise durch ein Einkaufszentrum geht und ihn diese ganzen holographischen Elemente erkennen und auf ihn einreden und ihm diese maßgeschneiderte Werbung zeigen?»
«Ehrlich gesagt war ich in den letzten Jahren ziemlich selten im Kino.»
«Schade, Mann. Toller Film. Kommt gleich nach
Blade Runner
. Die einzige andere Story von Philip K. Dick, die Hollywood nicht kaputtgekriegt hat.» Ein Blick von Matt brachte ihn wieder zum Thema zurück. «Jedenfalls kriegen wir das inzwischen hin. Nicht die Holos. Aber das mit dem Erkennen. Winzige Chips, die in den Stoff deines Hemdes eingewebt sind, und solche Sachen.»
«Das erklärt aber nicht, warum ihr der Meinung wart, da durchsteigen zu können.»
«Was wir tun … ist nicht bloß ein Job. Es ist eine Berufung. Man lebt es, man atmet es, du träumst davon. Es beherrscht dein ganzes Leben. Es
ist
dein Leben. Und deshalb bist du auf dem Laufenden. Nicht nur, was deine eigenen Projekte angeht; du weißt einfach, was läuft, egal, ob bei der NASA, in Silicon
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