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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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jemandem davon
erzählt. Auch heute hat sie manchmal Angst. Auch heute behält sie
das für sich.
    Sie hat Angst, dem Ganzen nicht
gewachsen zu sein. Hinter dem Schreibtisch Platz nehmen – als wäre
das so einfach! Bei dem Gespräch mit Nicole Scherbaum saß sie
hinter dem Schreibtisch. Trotzdem traf sie die Geschichte wie ein
Magenschwinger. Und dass das Gespräch mit diesem Radspieler so aus
dem Ruder gelaufen ist, lag sicher nicht daran, dass sie am falschen
Ende eines Möbelstückes stand. Martha fühlt sich zermürbt und
allein. Aber es ist anders als ihre Mutter denkt. Die wüsste sie
gerne verheiratet und versorgt. Nicht zuletzt wegen Rebekka. Wäre
die heute nicht am Tisch gesessen, hätte sie sicher diese
Platte aufgelegt: Du bist zu wählerisch. Mit achtundzwanzig
sollte man das nicht mehr sein. – Sie sagt es nicht so unverblümt,
sondern verpackt es schön wortreich.
    Daniel . Martha und
Daniel kennen sich seit der Schulzeit. Es war nie etwas Ernsthaftes
zwischen ihnen. Mit achtzehn, kurz bevor Martha Andreas traf,
beschlossen sie auf einer Faschingsfete, sich in zehn Jahren wieder
zu treffen. Sollte bis dahin keiner von beiden etwas Besseres
gefunden haben, würden sie heiraten. An Marthas letztem Geburtstag
kam Daniel mit Blumen und Pralinen daher und lud sie zum Essen ein.
Es war ein netter Abend. Sie redeten über neue und alte Zeiten. Beim
Abschied lachten sie und beschlossen: Wir probieren es in zehn Jahren
noch einmal!Marthas Mutter kennt diese Abmachung vom
Faschingsball. Und das nimmt der Geschichte den letzten
Charme.
    Männer! Andreas hat mich
verlassen, als ich schwanger war. Rainer hat Barbara vergewaltigt.
Ein Kinderarzt missbraucht seine Patientin. Manchmal ist der Vater
oder der Stiefvater das Schwein . Martha zieht die Decke über den
Kopf. Sie hat genug von den Geisteraugen. Rebekka kann
schwimmen. Ihre ersten Schritte machte sie vor knapp sechs Jahren im
Garten ihrer Großeltern, während Martha auf eine Prüfung
lernte. Das Radfahren ohne Stützen hat ihr Ute beigebracht.
Martha verrenkt sich oft zwischen Kind und Arbeit. Viel zu oft
deponiert sie Rebekka bei ihren Eltern. Martha glaubt nicht, dass
Rebekka darunter leidet. Sie selbst leidet darunter. Rebekka
lernt laufen, Rad fahren, schwimmen ohne Zutun ihrer Mutter. Finde
ein Wort für das Gefühl in dir , sagt die Wagner. Martha sucht
kurz und findet Neid.
    Sie schreckt hoch. Ein Wecker schrillt an ihrem
Ohr. Rebekka kichert und Martha braucht ein paar Sekunden, um
nach ihrem traumlosen Schlaf in die Wirklichkeit zurückzufinden.
Rebekka kniet auf dem Bett und hält ihr den Wecker ans Ohr.
»Aufstehen! Wir müssen Barbara und Opa abholen!«
    »Wer hat dir denn die Haare so
schön gemacht?« fragt Martha, obwohl sie es bereits weiß und die
Frisur gar nicht so schön findet. Rebekkas Haare sind
strähnchenweise um den Kopf geflochten. Sie sieht aus wie das brave
Bauernmädchen aus dem Werbefilm für Kondensmilch.
    »Die Oma. Sie kann es nicht
leiden, wenn mir die Haare ins Gesicht hängen.«
    »Aha.« Martha kennt das. Zu
ihrer Zeit war es nicht anders. Ordentliche Haare. Eine
Nagelfeile in der Handtasche, falls ein Fingernagel einreißt.
Tempotaschentücher. Keine schiefgelaufenen Absätze. Auch unter
der Hose keine Strumpfhose mit Laufmasche.
    Martha seufzt und lässt sich
von Rebekka überreden, das Fest doch noch zu besuchen.
    Bei der Tombola zieht sie bloß
Nieten.

5
    Der Montag beginnt nicht gut. Beim
Anziehen zetert Rebekka wie ein Rohrspatz, weil sie findet, dass die
braunen Halbschuhe nicht zur blauen Ringelstrumpfhose passen. »Und
außerdem sind mir die Schuhe zu klein geworden!«
    Martha drückt mit dem Daumen
gegen die Schuhspitze.
    »Wahrscheinlich hast du sogar
recht.«
    »Ich zieh die Lackschuhe an.«
    »Nein. Es ist viel zu kalt für
die!«
    »Dann kann ich halt heute
nicht in die Schule gehen.«
    »Doch, das kannst du. Am
Samstag bist du mit den Schuhen problemlos ins Hallenbad
gekommen.«
    »Was kann ich dafür, wenn
meine Füße gestern gewachsen sind?«
    »Wir kaufen heute Abend
Schuhe. Aber jetzt müssen wir los. Wir kommen beide zu spät. Zieh
für einen Tag die Zehen ein!«
    »Das ist ungesund.«
    »Ein Tag macht nichts.«
    »Aber es sieht so scheußlich
aus! Die schöne Strumpfhosen und die alten Latschen!«
    »Sei doch nicht so eitel!«
    »Ich bin nicht eitel. Aber ich
will halt nicht asselig herumlaufen!«
    »Heute Abend gehen wir Schuhe
kaufen. Mehr hab ich jetzt nicht anzubieten!«
    Martha schiebt

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