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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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unsicher, ob
sie es entscheiden kann, dass die Mädchen aus ihrer Wohngruppe
befragt werden. Sie möchte bei Herrn Körner nachfragen und
versucht, ihn telefonisch zu erreichen.
    Martha und Thomas warten vor
dem Haus. Martha nutzt die Zeit für eine weitere Zigarette.
    »Was ist denn mit deinem
Zahn?«
    »Die Wurzel ist auf Eiter. –
Sieh mal da!«
    Michaela kommt den Weg entlang,
gefolgt von Karin.
    »Michaela möchte Ihnen was
sagen.« Karin stößt Michaela mit dem Ellbogen an.
    Thomas nickt. »Wir hören.«
    »Also, ich wollte sagen ...
Ich habe mir das alles ausgedacht.«
    Er wirft einen Blick auf seine
Armbanduhr. »Zu deinem Glück hast du es rechtzeitig zugegeben.«
    »Und warum hast du dir das
ausgedacht?« hakt Martha nach, obwohl sie sich den Grund denken
kann. Warum schickst du uns – und dich selbst – auf diese
Müllhalde?
    Michaela scharrt mit der
Schuhspitze im Kies. »Ich fand die Geschichte einfach cool.
Nicole, diese taube Nuss, hat erzählt, dass man auf der Polizei Kopf
gestanden ist.«
    Wir sind Kopf gestanden.
    »Das fand ich ... geil.«
    Eine Trittbrettfahrerin. Wie
Radspieler es ganz treffend ausgedrückt hatte.
Scheißgeschichte! »Du hättest
den Mann ins Gefängnis bringen können!«
    »So weit habe ich nicht
gedacht.«
    »Wird das Folgen für Michaela
haben?« will Karin wissen.
    Thomas lässt es offen. »Das
können wir nicht entscheiden.«
    Michaela steht mit hängenden
Schultern da. Kein spitzbübischer Zug mehr in ihrem Gesicht.
    Martha
hat kein großes Mitleid mit ihr. Du wolltest uns auch im
Kopfstand sehen. Sind wir Zirkusaffen?
    Nachdem Martha eine weitere Zigarette geraucht
hat, erfahren sie, dass Körner grünes Licht gibt. »Obwohl er etwas
irritiert ist. Er versteht nicht, was Sie sich erwarten. Aber er will
die Angelegenheit endlich vom Tisch haben.«
    Was glaubst du denn, was wir
wollen?
    Auch
im Gelben Haus gibt es ein kleines Büro. Hier hängt allerdings
kein kalter Rauch. Auf dem Fensterbrett steht eine Duftlampe. Es
riecht nach Rosenöl. Wirkt harmonisierend.
    Die Erzieherin holt zuerst
Sabrina Färber, die ältere der Schwestern.
    »Wir brauchen Sie nicht«,
sagt Martha, als die Erzieherin keine Anstalten macht, den Raum zu
verlassen. »Sie können sich wieder um die anderen Kinder kümmern.«
    »Wie Sie meinen«, antwortet
sie mit schmalen Lippen.
    »Wenn
sie wegen Dr. Radspieler zu mir kommen, dann kann ich Ihnen gleich
sagen, Nicoles Geschichte und das, was die Weiber im Roten Haus
rumerzählen, ist erstunken und erlogen«, legt Sabrina los. Sie ist
klein und zierlich und macht einen quirligen Eindruck. Cinderella-Typ. Ihre
blonden, vermutlich halblangen Haare hat sie zu einem Knoten
hochgebunden und mit einem roten Nickituch umschlungen. Sie
trägt eine Jeanslatzhose, die sie eher jünger als vierzehn
aussehen lässt und einen Glitzergürtel.
    Martha und Thomas verweilen bei
Radspieler. Sabrina erzählt, wie nett und freundlich er sei.
    Martha lenkt das Gespräch auf
das Nabelpiercing und die Wundauflage. »Ist die Entzündung
schnell verheilt? Wie ich hörte, war das wichtig.«
    Sabrina merkt auf. Sie wird
vorsichtig. Die Tonlage ihrer Stimmer verändert sich um eine
winzige Nuance. »Mama und Frank wollten am Wochenende mit meiner
Schwester und mir an einen See zum Schwimmen fahren.«
    »Wer ist Frank?«
    »Mamas Freund. Er ist nett.«
    »Inwiefern nett?« Martha
merkt sofort, dass die Frage ungeschickt formuliert ist.
    Sabrina zuckt mit den Achseln.
»Nett halt. Er mag Corinna und mich.« Sie streicht sich eine
Haarsträhne hinter das Ohr. »Mein richtiger Vater mag uns
nämlich nicht.«
    Martha
will diesen Gedanken jetzt nicht in ihrem Kopf haben, aber er ist
einfach da. Andreas hat Rebekka noch nie gesehen.
    »Wie heißt Frank denn mit
Nachnamen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Und was ist das für ein
Film?«
    Sabrina schüttelt heftig den
Kopf. Zu heftig. »Frank hat keinen Film gedreht.«
    Thomas und Martha tauschen
Blicke aus. »Aber du spielst doch in einem Film mit?«
    »Ich?« Ihre Augen blitzen.
»Wie kommen Sie darauf?«
    Thomas und Martha haben wieder
Blickkontakt. Fast unmerklich schüttelt er den Kopf. Martha weiß es
selbst. Das Mädchen macht dicht.
    »Es
ist nicht so wichtig. Wir sind ja wegen Dr. Radspieler hier. Und
gegen den hast du nichts zu sagen«, wechselt Martha die Fahrspur.
Sie macht eine schlichte Handbewegung zu Thomas. Kein
Austausch zwischen den Schwestern bevor wir mit der anderen
gesprochen haben. Er
versteht die Botschaft sofort.

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