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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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im Justizzentrum ab.«
    »Mach ich«, sagt Martha, aber
in der Leitung hat es bereits geklickt. Martha versucht noch
einmal, Barbara zu erreichen, hat aber kein Glück.
    Frau Noll wartet auf dem
Parkplatz. Sie ist gekleidet und geschminkt, als würde sie
einer Einladung auf ein Festbankett folgen. »Jetzt erzählen Sie mir
mal, wie Sie auf die Mädchen gekommen sind«, sagt sie, ehe sie
richtig im Auto sitzt.
    »Es war ein Tipp von Dr.
Radspieler.«
    »Dieser Radspieler? Hängt der
am Ende doch mit drin?«
    »Ich weiß nicht. Die anderen
Mädchen haben sich als Trittbrettfahrerinnen
entpuppt. Sie kriegen den Bericht morgen.« Martha erzählt von
Radspielers Besuch in ihrem Büro.
    »Der ist aber plötzlich ganz
schön kooperativ. Obwohl Sie ihm so übel mitgespielt haben.« Sie
bedenkt Martha mit einem Seitenblick, den sie nicht deuten kann.
    Deshalb zermartere ich mir
ja den Kopf, wo der Pferdefuß steckt! »Vielleicht geht es ihm
um die Sache«, meint Martha nicht ganz überzeugt.
    »So was soll’s geben.«
    Denkt die das Gleiche wie
ich?
    Sie stecken im Berufsverkehr
fest. Ein Autofahrer, der rechts von ihnen in der Kolonne steht,
blickt herüber und macht eine anzügliche Geste. Martha kann
nicht erkennen, ob sie, die Noll oder sie beide gemeint sind.
    »Brauchen wir das jetzt? Dass
wir neben so einem geilen Bock im Stau festsitzen, der uns seine
abartigen Phantasien rüberfuchtelt?« fragt Frau Noll und
beantwortet die Frage gleich selbst. »Los Morgenstern, pflanzen
Sie das Blaulicht auf!«
    Der Autofahrer signalisiert
seine Vorliebe für Mundverkehr.
    Martha seufzt innerlich und
greift hinter den Fahrersitz. Sie lässt die Scheibe herunter und
setzt das Blaulicht auf das Autodach. Sie schaltet das Martinshorn
ein. Er macht ein belämmertes Gesicht und die Autofahrer vor ihnen
versuchen sofort, die Fahrbahn freizugeben. Die Noll lehnt sich
entspannt in den Sitz zurück. »Wenn wir schon Überstunden machen,
dann doch wenigstens schick.«
    Martha bekommt feuchte
Handflächen. Sie hasst diesen Zirkus. Sie mag nicht über rote
Ampeln fahren, rechts – links – rechts überholen und mit
achtzig Stundenkilometern über Busspuren preschen. Das ist sonst der
Job von Thomas. Er mag das auch nicht, aber er kann es wenigstens.
    »Wer war denn mit dabei, als
sie mit den Mädchen gesprochen haben?« will Frau Noll wissen. Sie
sitzt völlig gelassen in ihrem Beifahrersitz und kann sich ganz
offensichtlich den Stress nicht vorstellen, dem Martha sich
ausgesetzt sieht.
    »Thomas Hiller.«
    »Und wo ist der jetzt? Den
hätten wir gut gebrauchen können!«
    Wie wahr! »Er ist
krank.«
    »So plötzlich?«
    »Er war es schon im
Tannenwald.« Martha überfährt gerade eine rote Ampel und blickt
nach rechts und links, um sich zu vergewissern, ob
alle anderen Verkehrsteilnehmer begriffen haben, dass sie mit
Staatsanwältin Noll des Weges kommt.
    »Ich habe ihn nach Hause
gebracht. Er konnte sich fast nicht mehr auf den Beinen halten.«
    »Na so was!« sagt die Noll
und Martha hat keine Ahnung, wie sie es deuten soll.
    Schließlich bedient sie das
letzte Klischee der toughen Staatsanwältin. Sie holt einen
kleinen Spiegel aus ihrer Tasche und zieht sich die Lippen nach.
Martha hat rote Welle . Die schwebt in Todesgefahr und merkt es
noch nicht einmal.
    Das letzte Stück wird Martha
von Frau Noll dirigiert. Offensichtlich kennt sie sich in
Neuperlach aus. Martha muss schnell reagieren und hat Sorge, rechts
und links zu verwechseln. Sie legt sich die Eselsbrücke zurecht: Rechts sitzt die, die sich für das Recht einsetzt. Wie gut, dass
der Steuerzahler keine Gedanken lesen kann!
    Sie finden die Straße auf
Anhieb. Vor dem Hauseingang steht schon der Wagen mit den Kollegen.
Martha kennt die beiden Computerspezialisten vom Sehen.
    »Fechter«, sagt der Große
und drückt Martha fest die Hand. Der braucht keinen Nussknacker
zum Öffnen von Paranüssen.
    »Die Wohnung ist im vierten
Stock«, weiß der andere, der sich nicht vorstellt.
    Das Haus ist wie alle Häuser, in dem mehr als
zehn Parteien wohnen und wo es keinen Herrn Salger gibt, der die
Bewohner auf ihren Kehrdienst hinweist oder darauf aufmerksam macht,
dass keine Fahrräder im Hausgang stehen dürfen, geschweige
denn aufgeplatzte Mülltüten.
    Herr Salger, der Aufpasser in
Marthas Haus, hat alles unter Kontrolle. Er ermahnt Rebekka auf
der Treppe nicht so laut zu trampeln und spricht Martha an, nach zehn
Uhr abends das Baden zu unterlassen. Alles hat seinen Preis.
    Martha

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