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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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dunklen Hausflur steht. Ihre rechte Hand mit
der Pistole zittert derart, als hätte sie sich beim Überschreiten
der Türschwelle die Parkinsonsche Krankheit eingefangen.
    Thomas nimmt ihr die Waffe ab
und geht voraus. Martha will jetzt nicht an Becker denken, aber er
drängt sich ihr einfach auf: Ihr Frauen wollt emanzipiert und
tough sein. Ernstfälle aber werfen euch auf eure Natur zurück.
    Thomas findet einen
Lichtschalter und knipst das Licht an. Sie finden die Treppe zur
Wohnung und gehen hoch. Die Wohnungstür ist nur angelehnt. Martha
schiebt sie auf. Das Licht vom Flur reicht aus, um sich grob zu
orientieren. Sie betreten alle Räume, schalten die Lichter ein und
sehen sich um. Im Wohnzimmer stehen eine geöffnete Pilsflasche
und ein angetrunkenes Pilsglas auf dem Tisch. Die Harry-Potter-Brille
liegt auf dem Ledersofa, daneben ein Teil der Tageszeitung. Der
Feuilletonteil ist auf den Boden gerutscht.
    »Er ist weggegangen. Und das
ziemlich übereilt«, stellt Thomas fest.
    »Oder unerwartet abgeholt
worden«, meint Martha. Sie räuspert sich. Sie hat einen Frosch im
Hals. »Thomas, was geht hier vor?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Du
hast heute Abend in deiner Wohnung genau gewusst, was nicht ist.
Funktioniert dein Zweites Gesicht hier nicht?«
    »Ich fürchte, nein.« Ihre
Stimme hat eine fremde Tonlage. Der Frosch im Hals ist hartnäckig.
    »Martha, sag was du denkst!«
fordert Thomas sie dennoch auf.
    »Er ist überraschend abgeholt
worden. Das Bier ist nur angetrunken. Das Auto ist da.
Vielleicht ist er in seiner Funktion als Arzt abgeholt worden.«
Marthas Stimme driftet beim letzten Satz ab. Sie versucht, den Frosch
durch Husten abzuschütteln. »Und die offene Tür, das ist kein
Versehen.«
    »Dann will er uns hier etwas
zeigen«, überlegt Thomas.
    »Komm Thomas, wir schauen uns
unten um.«
    Das erste, was Martha ins Auge
fällt, ist die blaue Schachtel mit der orangefarbenen Schrift auf
der Ablage. »Das ist das Asthmaspray, das Rebekka immer
verschrieben bekommt! Radspieler hat sie behandelt!« Marthas
Stimme wird dünn, was jedoch nichts mit dem Frosch im Hals zu tun
hat. »Thomas! Wieso ausgerechnet Radspieler? Vielleicht ist er
doch der Drahtzieher!« Sie dreht und wendet die Schachtel in den
Händen, als würde sie eine versteckte Botschaft bergen.
    »Er war es, der uns auf diesen
Pornofilmer aufmerksam gemacht hat. – Wie heißt er gleich
wieder?«
    »Zeller.«
    »Vielleicht sollten wir dort
anfangen? Dann brauchen wir aber die Kollegen.«
    »Nein!« Martha spürt ein
Flattern in ihren Eingeweiden. Ihr hoher Blutdruck scheint sich
für die Gegenrichtung entschieden zu haben. Erschöpft lässt
sie sich auf den Stuhl fallen, auf dem sie schon einmal gesessen ist. Vor einer Woche hatte ich noch keine Ahnung davon, welche Hölle
sich anbahnen wird. Gibt es eigentlich Anzeichen für Hölle im
Anmarsch?
    Sie entdeckt den roten Zipfel,
der wie ein Warnfähnchen an der weißen Möbelfront prangt. Sie
springt aus dem Stuhl und reißt die Schublade auf. »Thomas! Das
gehört Rebekka!« Ihre Augen weiten sich. »Es ist voller Blut!
Thomas, schau her, das ist doch Blut!« Thomas nimmt ihr das
Tuch aus der Hand. Dann drückt er ihr Gesicht an seine Schulter. Er
hat Angst, dass sie hyperventiliert. Er hält ihren Kopf mit der
linken Hand so fest er kann; mit der rechten greift er in die
Schublade. Er hält zwei MEMORY-Karten in der Hand. Er entziffert die
Kinderschrift. Er lockert seinen Griff. »Martha, schau. Deine
Tochter hat dir eine Nachricht hinterlassen!«
    Martha nimmt die Karten. »Die
gehören auch Rebekka. Und es ist auch eindeutig ihre Schrift: alte
Buchbinderei – Schilling in Freimann.«
    »Martha, ich habe keine
Ahnung, wie das hier alles zusammenpasst. Aber das erste
Kartenpärchen haben wir aus dem Spiel geholt. Jetzt decken wir die
anderen auf. Ich bin sicher, dass wir sie in dieser Buchbinderei
finden.«
    Martha wird fast verrückt, als Thomas im Auto den
Stadtplan aufschlägt. »Wie man nach Freimann kommt, weiß ja sogar
ich!«
    »Ich auch. Aber wo ist die
alte Buchbinderei? Die es wahrscheinlich schon gar nicht mehr
gibt?«
    »Steht die etwa im Stadtplan?«
    »Martha, schnall dich an. Wir
fahren.«

–19–
    Radspieler untersucht die Fenster. Sie sind von
außen mit Läden verschlossen, die Griffe sind abgeschraubt. Er
kämpft gegen Übelkeit und ein massives Schwindelgefühl.
    »Wann kommt die Mama?« fragt
Rebekka.
    »Ich denke, bald.«
    »Die wird sich wieder
verfahren

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