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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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im Sekretariat.
    »Das kann ich heute mit bestem
Willen noch nicht sagen. Leider.«
    Dann wählt sie die Nummer
ihrer Eltern. Sie tut es mit einem flauen Gefühl im Magen. Als würde
sie mit diesem Anruf einräumen, dass es ein Fehler war,
Polizistin zu werden.
    »Martha, du? Was gibt’s?«
fragt ihr Vater.
    »Papa? Rebekka kommt heute
nicht. Sie geht nicht in die Schule. Ich bleibe auch zu Hause.«
    »Martha, stimmt etwas nicht?«
    »Papa, es ist was wirklich
Schlimmes passiert. Aber Rebekka und ich sind in Ordnung. Ehrlich.«
    »Du lieber Himmel!«
    »Ich
kann es jetzt nicht erzählen, Papa. Grüß Mama. Sie soll sich keine
Sorgen machen.« Und du
auch nicht.
    Martha stellt den Anrufbeantworter an. Kurz darauf
hinterlässt Dr. Richter eine Nachricht:
    »Ein Sanitäter hat mich
informiert, was sich heute Nacht zugetragen hat. Ich bleibe über
Mittag in der Praxis. Kommen Sie mit Rebekka vorbei.« Der
Sanitäter nimmt seinen Job aber wirklich genau!
    Gegen neun steht Rebekka in der
Tür. »Mama, ich hab von Farben geträumt, die es gar nicht
gibt!« Sie kuschelt sich zu Martha auf das Sofa.
    »Erzählst du mir was von
gestern?«
    Rebekka zeigt die
Einstichstelle in der Armbeuge. »Ich
hatte furchtbare Angst. Und deshalb folgte die U-Bahn meinem Signal
nicht mehr. Plötzlich war Markus da. Mama, ich hab überhaupt nicht
gejammert, als er mir die Spritze gegeben hat. Ehrlich nicht.«
    Martha wickelt sich eine
Haarsträhne von Rebekka um den Finger. Ihre Haare riechen
fremd.
    »Zu mir waren sie bloß
gemein. Aber ihn haben sie richtig vermöbelt.« Rebekka
betrachtet ihre Hände, die nur notdürftig gereinigt sind. »Das ist
sein Blut«, erklärt sie und zeigt Martha die getrockneten
Flecken zwischen den Fingern. »Darf ich baden?«
    Martha lässt Badewasser ein.
    »Mama, wo ist er denn
überhaupt?«
    »In einem Krankenhaus.«
    »Und was ist mit ihm?«
    Rebekka spricht aus, was Martha
seit dem Aufwachen beschäftigt.
    Während Rebekka in der
Badewanne sitzt und ihre Playmobil-Piraten in der
Seifenschachtel Schaumberge umschiffen, ruft Martha Straßenberger
an. »Können Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Bringen Sie für mich heraus,
wie es Radspieler geht. In welchem Krankenhaus er liegt.«
    Eine halbe Stunde später kommt
der Rückruf. »Es hat ihn wohl ziemlich erwischt, aber er scheint
außer Lebensgefahr zu sein. Er liegt im Rechts-der-Isar.«
    Martha hilft Rebekka beim
Anziehen und stopft alles, was sie und Rebekka gestern getragen
haben, in die Waschmaschine.
    »Ich mach uns jetzt ein gutes
Frühstück. Dann wollen wir sehen, ob wir deinen Markus besuchen
können.«
    Sie fahren mit der U-Bahn zum
Krankenhaus. An der Pforte erfahren sie, dass er auf der
Intensivstation liegt. Rebekka möchte Blumen kaufen.
    »Die wird er nicht haben
dürfen«, erklärt ihr Martha.
    »Und warum nicht?«
    »Ich glaube, auf einer
Intensivstation darf das nicht sein.«
    »Was heißt Intensivstation?«
    »Da liegen Menschen, die sehr
krank sind.«
    »Kann ein Mensch zu krank für
Blumen sein?«
    Sie stehen vor einer großen
Schiebetür: Bitte klingeln. Eintreten nur nach Aufforderung.
    »Sie wünschen?« fragt eine
Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Ich möchte zu Markus
Radspieler.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Martha drückt Rebekkas Hand.
    Eine Schwester öffnet die
Schiebetür. Martha erkennt nach einer Sekunde, dass es nichts werden
wird mit dem Besuch. »Sie möchten zu Herrn Radspieler?«
    »Ja, bitte.«
    »Sind Sie eine Angehörige?« Ich dachte, von Angehörigen redet man immer dann, wenn der Mensch
schon gestorben ist. »Nein. Aber vielleicht können wir trotzdem
ganz kurz zu ihm.«
    »Nein. Hier steht es groß und
deutlich: Zutritt nur für Angehörige. Das ist die Vorschrift.
Und überhaupt – mit einem Kind geht das sowieso nicht. Der Mann
ist schwer verletzt.
    »Kann
ich mit einem Arzt sprechen?«
    »Wozu?
Sie sind nicht verwandt mit dem Patienten. Der Arzt darf Ihnen auch
nichts sagen.«
    Martha
macht etwas, das sie noch nie getan hat. Sie zieht ihren
Dienstausweis, obwohl es sich nicht um eine dienstliche
Angelegenheit handelt.
    »Was
wollen Sie mir damit sagen?« fragt die Krankenschwester
unbeeindruckt. »Dass Sie eine Aussage vom Patienten einholen wollen,
oder wie oder was?« Ihr Ton ist herablassend, und Martha könnte
platzen vor Wut. »Er ist nicht ansprechbar. Punkt. Schönen Tag
noch!« Die Krankenschwester schiebt die Tür zu. Martha bleibt
die Luft weg. Ihr Fuß tritt gegen die

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