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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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Herrn Radspieler. Sie werden uns keine
ärztliche Auskunft geben, was ihm fehlt. Aber welche Verletzungen er
auch hat, er hat sie, weil er letzte Nacht ...«
    Der Arzt blickt Rebekka an. »Du
bist das Mädchen, das mit ihm eingesperrt war?«
    Rebekka nickt.
    »Kommen Sie mit!«
    Martha zwinkert Rebekka zu und
drückt ihre Hand.
    Er bringt sie in ein
Durchgangszimmer, in dem ein Schreibtisch steht. Durch eine
Glasscheibe kann Martha Radspieler sehen. Die Krankenschwester mit
dem bösen Blick hantiert in einem Schrank herum.
    Der Arzt blättert in einer
Mappe. »Sie sind doch Polizistin, oder? Dann wissen Sie, wie man mit
Informationen verantwortungsvoll umgeht?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Ich sage es Ihnen. Von oben
nach unten: Schädelbasisbruch. Nasenbeinbruch.
Schlüsselbeinbruch rechts. Bruch des rechten Oberarms in
Schulternähe. An der rechten Hand sind zwei, an der linken Hand drei
Finger gebrochen. Offener Bruch des linken Schienbeines. Der Milzriss
wurde in der Nacht operiert, der Schienbeinknochen während der
Narkose eingerichtet, das Schlüsselbein verdrahtet.«
    Martha fühlt ihr Herz an einer
falschen Stelle. Es klopft im Bauch . Wäre ich eine Angehörige,
hätte er mir bestimmt einen Stuhl angeboten.
    »Laut CT ist die Wirbelsäule
ohne Befund. Dank des Streifenwagens, der an der richtigen
Stelle abgestellt war. Dann haben wir noch eine schwere
Gehirnerschütterung, eine Platzwunde am Hinterkopf, Prellungen,
Hautabschürfungen, Schnittverletzungen.«
    Rebekka zeigt auf ihren
Handballen. »Die eine ist von mir«, sagt sie kleinlaut.
    »Die ist auch nicht sehr
schlimm«, sagt der Arzt und nimmt seine Brille ab. »Gehen Sie zu
ihm rein. Er wird nicht viel reden können. Er bekommt Schmerzmittel.
Zehn Minuten.«
    Er öffnet die Tür zum
Krankenzimmer. »Schwester Britta! Zehn Minuten!«
    Schwester Brittas Mund wird
schmal wie ein Knopfloch.
    Radspieler trägt einen
Kopfverband, über die Nase ist ein Mullstreifen geklebt. Seine
Wangenknochen sind blaugrün. Über zwei dünne Schläuche wird
Sauerstoff in seine Nase geleitet, über einen Infusionsschlauch
Flüssigkeit in die Vene an der linken Armbeuge. Der rechte Arm
steckt in einer Art Gipsverband, die Hand ist bandagiert, die
linke Hand geschient. Links am Bett hängen zwei Beutel, die
offenbaren, dass aus seinem Körper auch etwas abgeleitet wird, Urin
und Wundsekret. Man hat ihm ein Krankenhaushemd angezogen. In
Halsnähe ist ein Aufdruck: Eigentum des Klinikums Rechts-der-Isar.
    Martha schiebt Rebekka vor sich
her auf die rechte Seite des Bettes. Sie ist froh, weil Rebekka
zwischen ihr und dem Krankenbett steht. Rebekka hat keine Scheu sich
zu nähern.
    Sie tritt an Radspieler heran.
»Markus!« flüstert sie in sein Ohr. »Markus! Du schuldest mir ein
neues MEMORY-Spiel. Erinnerst du dich?«
    Er hat Mühe, die Augen zu
öffnen. Es dauert mehrere Sekunden, bis er seinen Blick auf Rebekka
fixieren kann. Martha kann an seinen Lippen sehen, dass er
»Rebekka!« sagt, zu hören ist es nicht. An der Innenseite seiner
Unterlippe wurde er mit einem schwarzen Faden genäht. Seine
Lippen sind rau und aufgesprungen. Martha hat eine Krem in ihrem
Rucksack, die sie für sich und Rebekka verwendet. Sie wünscht,
sie hätte den Mut, etwas davon auf seine Lippen zu streichen. Sie
hat ihn nicht.
    Rebekka seufzt und legt den
Kopf schief. »Ich hätte nicht ohne dich weglaufen sollen!« Sie
stellt den kleinen Delphin, den sie sich bei Dr. Richter ausgesucht
hat, auf seinen Nachttisch. »So was kriegen nur die, die ganz tapfer
sind.«
    Er will etwas sagen. Martha
kann es nicht verstehen. Rebekka hält ihr Ohr an seinen Mund.
    Sie hat keine
Schwierigkeiten ihm nahe zu kommen.
    »Durst? Du hast Durst?« Er
nickt fast unmerklich.
    »Mama, er hat Durst!«
    Martha blickt sich um. Sie kann
nirgends ein Glas oder einen Becher entdecken.
    »Mama, wir haben Saft im
Rucksack«, erinnert sich Rebekka.
    Martha kramt eine kleine
Packung Orangensaft hervor. Sie sticht den Strohhalm in die Öffnung.
Es bleibt ihr nichts anderes übrig. Sie muss näher an das Bett
treten. Endlich.
    Sie schiebt den Strohhalm
vorsichtig in seinen Mund. Er trinkt.
    »Sind Sie bei Sinnen!?« ruft
Schwester Britta von hinten. Schon steht sie bei Martha und nimmt ihr
den Saft aus der Hand . Du hast gelauert. Wie eine
Gefängniswärterin, die aufpasst, ob der Besucher dem Sträfling
etwas zusteckt .
    »Der Mann ist frisch
operiert!«
    »Er hat Durst!«
    »Er kriegt Infusionen!«
    »Mag sein. Aber er

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