Mensch versteh mich doch
Strafe sein?
Eineuniversell richtige Hundeerziehungsmethode, ein Patentrezept für einen toll ausgebildeten Familienhund, gibt es meiner Meinung nach nicht. Jeder Hund ist ein Individuum, jede Rasse hat andere Bedürfnisse. Aber es gibt einen Grundsatz, der gute Methoden von schlechten unterscheidet: Hundegerechte Erziehung berücksichtigt aktuelle verhaltensbiologische Erkenntnisse und orientiert sich individuell am Hund, seinem sozialen Umfeld und den Anforderungen des Hundebesitzers.
Vertrauen ist die Basis für eine erfolgreiche Erziehung. (Foto: R. Maurer)
Leider sind veraltete Methoden, die allzu oft Gewalt beinhalten, immer noch in den Köpfen vieler Menschen verankert und werden nach wie vor in zu vielen Hundeschulen und Vereinen angewandt. Wirkungsvolle Erziehung heißt aber, ein Vertrauensverhältnis mit dem Hund aufzubauen und ihm zu zeigen, dass sich die Zusammenarbeit mit uns lohnt. Das bedeutet nicht, dass wir ihm keine Grenzen setzen sollen – im Gegenteil, wir müssen sogar klare Regeln aufstellen und auf deren Einhaltung bestehen. Aber immer mit Ruhe und freundlicher Konsequenz. Härte, Anschreien oder Herumzerren führen zwar ebenfalls dazu, dass der Hund gehorcht, aber nur, um für ihn negative Folgen zu vermeiden. Vertrauen lässt sich nicht durch Zufügen von Schmerz und Strafen erzwingen.
Wichtig
Auch wenn sie richtig angewendet wird, kann Strafe ein unerwünschtes Verhalten lediglich unterdrücken und nicht verändern. Durch Strafe lernt der Hund kein alternatives Verhalten und er kommt auch von sich aus nicht auf die Idee, ein anderes Verhalten aus seinem vorhandenen Repertoire zu zeigen. Setzen Sie beim Training deshalb lieber auf den Einsatz positiver Verstärkung aller auch noch so kleinen Schritte in die richtige Richtung. Durch Belohnung erwünschten Verhaltens erreichen Sie, dass es häufiger gezeigt wird.
Richtiges Verhalten wird belohnt – so macht Lernen Spaß! (Foto: Tierfotoagentur.de/D. Geithner)
Sicher, Strafen sind dazu da, ein unerwünschtes Verhalten zu unterbinden – so einseitig wird das zumindest oft dargestellt. Dass Strafen auch unsicheres, ängstliches oder aggressives Verhalten fördern oder auslösen können, ist leider weniger bekannt. Wird ein sowieso schon unsicherer Hund zur Strafe angeschrien, reagiert er darauf zumindest mit einem Zusammenzucken, wenn nicht gar mit Flucht oder einem aus Angst geführten Angriff nach vorn. Zudem zeigt Strafen dem Hund nur, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist. Was er stattdessen tun soll, wird er dadurch nicht verstehen. Hierzu ein Beispiel: Drückt man einem Hund, der sich nicht auf Kommando setzt, grob das Hinterteil hinunter, so wird er sich schließlich setzen. Allerdings nicht, weil er verstanden hat, was von ihm erwartet wird, sondern nur, um dem unangenehmen Druck zu entgehen.
Ein weiteres Problem bei Strafen ist, dass sie – wie Belohnungen – sofort erfolgen müssen, damit der Hund sie richtig verknüpft. Schon fünf Sekunden später wäre eine Strafe absolut sinnlos, da sie nicht mehr mit dem unerwünschten Verhalten in Verbindung gebracht würde. Zudem muss die Strafe immer gleich sein und stark genug, das Verhalten sofort zu unterbrechen. Wichtig ist auch, dass der Hund die Strafe nicht mit dem Menschen in Verbindung bringt, denn das würde schlimmstenfalls dazu führen, dass er das Vertrauen in uns verliert und sich in unserer Nähe unwohl fühlt. Und genau das wollen wir ja nicht! Wir möchten viel lieber einen Hund, der gern mit uns kooperiert, weil er uns vertraut und weil es ihm Spaß macht.
Sie haben jetzt sicher festgestellt: Konsequentes Strafen ist äußerst schwierig. Strafen sollten deshalb nur im absoluten Notfall eingesetzt werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Sie tragen die Verantwortung für Ihren Hund und dessen Erziehung. Wenn Sie die Hilfe eines Trainers in Anspruch nehmen wollen, achten Sie darauf, dass dieser mit hundegerechten, gewaltfreien Methoden arbeitet. Gerade wenn schon Schwierigkeiten bestehen, sind Gewalt und Strafe im Training kontraproduktiv.
Das schlechte Gewissen
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