Menschen minus X
Verwertung!“ rief Granger. „Und ich habe eigenhändig auch schon einiges dafür getan! Als ich in den Katakomben tätig war, in denen die Registrierunterlagen verwahrt wurden, verschwanden einige dieser unersetzlichen kleinen Kapseln! Nie wird man verdienen, gegen eine mögliche Ausmerzung gefeit zu sein! Und Ihr Onkel gehört zu diesen Leuten! Ich bin stolz auf meine Tat, ich brüste mich damit! Ich …“
„Wer so etwas tut, ist ein nichtswürdiger, heimtückischer Lump!“ unterbrach Ed empört. „Anzeigen werde ich Ihren Diebstahl!“
„Tun Sie es doch!“ meinte Granger mit herausfordernder Ruhe. „Sie wissen ja selbst, daß es gar keinen Zweck hätte. Die Kapseln würden nicht wieder auftauchen. Es käme nicht einmal zu einem Verfahren gegen mich! Denn meine Freunde würden schon dafür sorgen, daß die Anzeige und notfalls auch die Klage im unergründlichen Mechanismus der Bürokratie verschwänden! Ja, Dukas, wenn es sein muß, bin ich ein hinterhältiger Kämpfer! Ich werde alle schmutzigen Tricks zu gebrauchen wissen, um diesen Planeten davor zu bewahren, daß er den Androiden anheimfällt!“
Granger hatte sich in lodernden Fanatismus geredet, in einen Fanatismus, der nichts als Verderben bringen konnte, wenn er nicht gedämpft wurde, und diese Erkenntnis trieb Ed zum Handeln. „So, so“, lachte er kalt, „Sie haben ein Paar Registrierkapseln beiseitegebracht und sind nun stolz darauf, daß gewisse Leute, die nach Ihrem Ermessen nichts anderes verdienen, zu gegebener Zeit unwiederbringlich ausgemerzt werden können – eh?“
„Ja, das habe ich getan und darauf bin ich stolz“, bestätigte Granger hoch erhobenen Hauptes. „Jederzeit würde ich es von neuem tun und noch mehr dazu!“
„Ich auch!“ knurrte Ed grimmig. Und dann schlug er zu. Granger sank zu Boden.
Da tat sich die Tür des Zimmers auf. Ed, der abwartend über seinen Gegner gebeugt stand, wurde von hinten mit festem Griff gepackt und hörte eine ruhige Stimme befehlen: „Aufhören, Ed!“ – Es war sein Vater.
Mit verschwollenen Lippen versuchte Granger überstürzt zu erklären: „Ihr Sohn und ich waren verschiedener Meinung, Mr. Dukas. Und Ihr Sohn verlor die Beherrschung. Ich wollte für nichts anderes plädieren, als daß der gute und nützliche Teil der Wissenschaften, wie Medizin und so weiter, geschützt und daß alles andere verboten werden soll. Wir sind von schleichenden, lauernden Gefahren umgeben, ohne daß wir diesen Gefahren hinreichende Aufmerksamkeit widmen! Geschöpfe, die in der Tat nichts anderes sind als weiterentwickelte Roboter, kontrollieren bereits einen Teil der Herstellung von ihresgleichen! Ein für allemal muß die weitere Herstellung solcher Geschöpfe verboten und unmöglich gemacht werden! Bereits vorhandene Androiden müssen in Geschöpfe aus echtem Fleisch umgewandelt werden! Andernfalls sind sie erbarmungslos zu vernichten! Das durchzusetzen ist die Aufgabe, deren Lösung wir zu erzwingen haben! Eine Aufgabe, die alle Kräfte erfordert und jeden Einsatz rechtfertigt! So, Mr. Dukas, jetzt will ich aber gehen. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Mit Ihrem Sohn gedenke ich in Verbindung zu bleiben. Er braucht Führung und Erleuchtung.“
Während der folgenden Monate tat Ed, was er nur tun konnte, um seine Lehre von Frieden und Vernunft zu verbreiten und gleichzeitig der verhetzenden Propaganda entgegenzuwirken, die von gewisser Seite betrieben wurde. Les Payten und Barbara Day unterstützten ihn in seinem Bemühen. Sie sprachen zu ihren Bekannten, zu Bekannten dieser Bekannten, zu ihren Studienkollegen. Sie sprachen zu Fremden in den Parks und an den Straßenecken, sie verschickten Tausende persönlicher Briefe und bombardierten die Radiogesellschaften mit Zuschriften. Wohl gelang es ihnen, viele zu überzeugen. Aber das Schlimme blieb, daß sie nicht jedermanns Ohr und Verstand erreichen konnten …
Granger war zu einem Faktor geworden, dessen Bedeutung sich nicht mehr bagatellisieren ließ. Die wachsende Anteilnahme einer breiten Öffentlichkeit hatte ihm das Vorrecht verschafft, Radioansprachen zu halten.
Immer war Grangers Stimme besorgt und milde und suggestiv. Immer erweckte sie Vorstellungen von furchtbaren Gefahren, die überall lauerten.
Was übrigens der Wahrheit entsprach! Denn die Gewalttaten mit tödlichem Ausgang begannen überhandzunehmen.
Überall, in Nordamerika, in Südamerika, in Europa, Afrika, Australien, im Nahen und im Fernen Osten, ereigneten sich Morde, zu
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