Menschen minus X
sollten uns einfach einen Hubschrauber mieten und versuchen, ob wir Freeman nicht irgendwo in der Einsamkeit aufstöbern können. Zu verlieren hätten wir eigentlich nichts.“
„Recht hast du, Barbara“, stimmte Les Payten zu, „uns bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Ich bin befeit, alles mitzumachen!“
Als die drei Freunde in ihrem gemieteten Hubschrauber die bewaldete Berggegend erreicht hatten, in der Freemans jetziger Aufenthalt vermutet wurde, ließ Ed den Schrauber systematisch über jedem einzelnen Geländeabschnitt kreisen.
Plötzlich brach eine wuchtige Gestalt aus den Büschen, kein anderer als Abel Freeman selbst, mit einer Neutronenpistole im Gürtel. „Hallo, ihr“, rief er zum Hubschrauber hinauf, „ich kenne euch wieder; ihr seid die netten jungen Leutchen von damals aus dem Park! Habt ihr euch etwa verflogen?“
„Nein“, rief Ed zurück und ließ den Hubschrauber vollends zu Boden nieder, „wir sind gekommen, um mit Ihnen eine nachbarliche Unterhaltung zu führen.“
„Das ist ja reizend von euch“, spöttelte Freeman, indem er den dreien beim Aussteigen half. „Vielleicht seid ihr aber bloß gekommen, um hier ein bißchen herumzuschnüffeln, eh? Vielleicht sollten wir euch doch lieber festsetzen – ich und meine Jungens?“
„Vielleicht sind wir wirklich gekommen, um ein bißchen herumzuschnüffeln“, erwiderte Ed freundlich und beherrscht. „Vielleicht, Mr. Freeman, sind wir zu Ihnen gekommen, um begreifen zu lernen, was eigentlich vorgeht und warum es geschieht. Vielleicht sind wir außerdem in der Hoffnung gekommen, jemand zu begegnen, der genug Verstand, genug Vernunft und genug Einfluß besitzt, um uns bei unserem Bemühen zu helfen. Wir möchten nämlich diesen Planeten davor bewahren, daß er eines Tages in Tausende und Abertausende Asteroiden zerplatzt, nicht etwa von selbst, sondern durch irgendeinen Unfug seiner Bewohner.“
„Mich können Sie mit diesem Jemand nicht meinen“, sagte Freeman mit barscher Stimme. „Denn ich habe mich in die Einsamkeit zurückgezogen. An einem Zusammenschluß mit anderen hat mir bisher nichts gelegen. Übrigens – haben Sie unseren Freund Granger letzthin mal wiedergesehen?“
„Gesehen nicht“, entgegnete Ed bitter, „doch zu hören ist er beinahe alle Tage. Ich meine …“
Unvermittelt dröhnte, etwa hundert Schritt entfernt, aus dem Gebüsch die Detonation einer Neutronenpistole.
Les Payten schrie auf, als ihn die jähe furchtbare Hitze umwallte, und sank ohnmächtig zu Boden.
Ohne daß es Abel Freeman etwas auszumachen schien, schritt er durch die wallende Dampfwolke auf den Ohnmächtigen zu, hob ihn auf und trug ihn zum Hubschrauber hinüber. Dabei sagte er mit seiner lauten, grollenden Stimme zu den anderen: „Leutchen, ihr habt weder Verstand noch Vernunft, soviel ihr darüber auch redet! Was wollt ihr hier? Ihr seid doch unsere Feinde! Und schwächlich seid ihr wie die Eintagsfliegen! Nein, nein – ich kann mir nicht vorstellen, daß ich noch mal von eurer Art sein möchte, selbst wenn ich es hier nicht gerade besonders gut habe. Aber lieber wie ein Waldteufel leben, bis wir wieder hinaus können.“ Inzwischen hatte er den ziemlich schwer angesengten Les in die Kabine des Hubschraubers gelegt und hielt die Tür für Barbara und Ed offen. „Bringt euren Freund schleunigst in ein Hospital“, mahnte er. „Und nun schwirrt ab – schnellstens! Laßt euch nie wieder hier in der Nähe sehen!“
Ed lenkte den Hubschrauber direkt zur City hinüber und ließ ihn auf dem weiten Promenadendach eines großen Hospitals landen. „Verdammt sei das Roboterpack“, murmelte Les, als man ihn behutsam auf eine Bahre legte. „Und verdammt sei das engstirnige Menschenpack! Es gibt keine Vernunft mehr auf der Welt!“
4. Kapitel
An der Zukunft verzweifelnd, kehrte Ed schließlich nach Hause zurück.
Dies war der Abend, an dem er den Entschluß faßte, einige Briefe zu schreiben. Zunächst einen an Les Payten, dann einen an seinen Vater, danach auch einen an Tom Granger, der noch einmal um Vernunft und Frieden gebeten werden sollte …
Er begann zu schreiben. Und als er eben die erste Seite des Briefes an Les Payten beendet hatte, sah er auf dem leeren Briefbogen neben sich das geheimnisvolle Wort Schlingel erscheinen.
Nur Mitchell Prell, seit zehn Jahren spurlos verschwunden, hatte ihn so genannt.
Lange saß Ed Dukas vor seinem Mikroskop, unter das er den Briefbogen mit der geheimnisvollen Inschrift
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