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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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informieren und keine Details öffentlich werden lassen, um sich nicht die Ermittlungen zu erschweren. Täterwissen sollte nicht preisgegeben werden, das kannte Anna Hempel aus den Fernsehkrimis.
    Als Nachtigall die Zeugin zur Tür brachte, kam er im Flur an einer Bildergalerie vorbei. Alle Fotos zeigten ein junges, vollendetes Gesicht mit sanft geschwungenen Lippen, wohlgeformten Augenbrauen und lockigem, glänzendem Haar. Niemand hätte die Tote nach diesen Aufnahmen identifizieren können. Eines der Fotos hängte er ab und nahm es mit.
    Sie würden es den Eltern mitteilen müssen.
    Zum zweiten Mal in weniger als 24 Stunden würde er mit solch einer Schreckensnachricht bei Eltern vor der Tür stehen.
    »Was hatte nur der kleine Hund verbrochen, dass er auch sterben musste? Gefährlich sind die doch nicht. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ein so kleines Tier jemandem tiefe Bisswunden beibringen könnte, oder?«, fragte Albrecht Skorubski.
    »Nein, gefährlich sind die sicher nicht! Vielleicht hat er gebellt. Diese Kleinen kläffen gerne. Wenn er nicht aufgehört hätte, und davon ist auszugehen, er hat ja bestimmt mitbekommen, dass die Situation irgendwie seltsam wurde, wären doch noch die Nachbarn aufmerksam geworden. Mein Gott, da reicht ein gezielter Tritt.«
    Das Handy klingelte unangenehm laut. Nachtigall zog es hastig aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen.
    »Dr. Pankratz war schon auf dem Weg nach Potsdam. Er macht kehrt und kommt zurück. Er wird sich das Opfer sicher noch heute ansehen. Ich denke, wir sind hier erst einmal fertig. Lass uns ins Büro fahren. Wir sehen uns mal an, was wir zu Windisch finden können. Ich möchte vorbereitet sein, wenn ich den Eltern erzählen muss, dass ihre Tochter von einem Mörder getötet wurde, der aus der Obhut des Strafvollzugs entkommen ist.«
    Als er schon die Türklinke in der Hand hatte, drehte er sich noch einmal um.
    »Paul? Haben wir den Wohnungsschlüssel gefunden?«
    »Nein, bisher noch nicht. Die Handtasche war sonst wohl komplett: Geldbeutel, Handy, Brieftasche, Schminkzeug – aber kein Schlüssel. Hier, dieses Adressbuch können Sie schon mitnehmen, Handy wird noch auf Fingerspuren und Telefonate gecheckt. Das bringen wir später vorbei.«
    Auf dem Weg nach unten trafen sie Michael Wiener und nahmen ihn mit. Die Nachbarn konnten keinerlei Angaben machen. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Kein Sammler für den Tierschutz oder eine ähnliche Vereinigung, der an den Türen geklingelt hatte, war aufgefallen. Der Portier erwartete sie in seiner gläsernen Kanzel.
    »Herr Opitz?«
    Der große, schlanke Mann in grauer Hose und hellgrauem Hemd warf Nachtigall einen ungnädigen Blick zu. »Erstens steht das auf meinem Schild – und wer will das, zweitens, überhaupt wissen?«
    »Kriminalhauptkommissar Peter Nachtigall möchte das wissen. Wir haben in Ihrem Haus eine Leiche gefunden …«
    »Das ist nicht die erste und wird wohl auch nicht die letzte gewesen sein«, fiel ihm der Portier ins Wort. »Das Haus ist groß. Hier wohnen viele Leute. Manchmal liegt ein Mieter tage- oder wochenlang in seiner Wohnung bis wir was merken.«
    »Frau Merkowski wurde Opfer eines Mordanschlags. Wir möchten nun gerne von Ihnen wissen, ob sie in Begleitung einer zweiten Person nach Hause gekommen ist oder ihr jemand folgte.«
    »Nein! Ermordet? Das ist ja schrecklich! Und sie hat sicher niemanden mitgebracht. Das tut sie nie.«
    »Dann haben Sie nicht gesehen, wie sie nach Hause kam?«, hakte Nachtigall nach.
    »Ich sehe auch nicht alles«, reagierte der andere nun abweisend, »man muss ja auch mal müssen dürfen!«
     
    Albrecht Skorubski runzelte die Stirn: »Glaubst du wirklich, er hat so schnell nach der Flucht wieder einen Mord begangen? Statt sich in Sicherheit zu bringen? Wäre es nicht logischer, abzutauchen und zu warten, was die Polizei unternimmt?«
    »Wir fahren jetzt ins Büro, vielleicht gibt es ja schon neue Informationen zu diesem Ausbruch. Und wir werden die Akte Windisch durchsehen, um entscheiden zu können, ob er als Täter überhaupt infrage kommt oder nicht. Am Ende jagen wir ein Phantom«, entschied Peter Nachtigall.
    »Ich denk auch, es wär schlauer abz’haue. Wo doch sei Bild in jeder Zeitung zu sehe isch. Und im Fernsehe. No legt er eine so unübersehbare Spur? Warum?«
    »Affektstau«, kommentierte Nachtigall trocken.

13
    Zurück im Büro präsentierte Michael Wiener einen dicken Ordner.
    »Die Akte Windisch. Hab ich gestern

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